Die Entwicklung des europäischen Automobilmarktes ist bemerkenswert. Europa ist traditionell das Land der kleinen Autos. Platzmangel, enge Straßen und hohen Spritpreise zwangen die Autofahrer einst zum Kauf kleiner, sparsamer Autos.

Deshalb waren Gefährte wie der VW Käfer, der Mini, der erste Fiat 500, der Renault 4 und der Citroen 2CV so beliebt. Doch der technologische Fortschritt, Sicherheits- und Umweltschutz-Vorschriften und steigende Einkommen brachten neue Trends.

Bildergalerie: Ladenhüter und Exoten: Neuzulassungen 2014

Zu den klassischen Kompakten gesellten sich bald größere Limousinen, praktische Kombis und kastenförmige Geländewagen. Ende der 1990er Jahre begannen langsam die SUVs aus dem Boden zu sprießen. Auch heute gibt es klare Präferenzen in Bezug auf Karosserietypen und Modelle. Aber wie war die Situation vor zehn Jahren? Was waren die Verkaufsschlager des ersten Halbjahrs 2014*?

2014: SUVs auf dem Vormarsch

Vor zehn Jahren zeichnete sich ein klarer Trend ab. SUVs wurden zum zweitbeliebtesten Karosserietyp, hinter den Fließhecks. Ihr Marktanteil lag bei 19,2 Prozent, auf Kosten von weniger Minivans (11,9 Prozent) und vor allem Limousinen (5,1 Prozent). Tatsächlich hatten die Kombis mit einem Marktanteil von 12,3 Prozent die Vans und Limousinen bereits überholt.

Zu diesem Zeitpunkt war der Volkswagen Konzern der unangefochtene Meister in Europa – das Real Madrid der Autoindustrie sozusagen. Der Marktanteil der Wolfsburger erreichte 2024 25 Prozent. Weitaus mehr als PSA (11,1 Prozent), die Renault-Gruppe (9,7 Prozent), Ford (7,5 Prozent), General Motors (Opel/Vauxhall; 7,4 Prozent) und Fiat Chrysler (FCA, 6,1 Prozent).

Unterdessen begannen die Hersteller von Premium-Automobilen an Boden zu gewinnen. Die BMW Group belegte den siebten Platz (heute ist sie Sechste), während Mercedes-Benz den neunten Platz im Gruppenranking belegte (heute auf Platz Sieben in Europa).

Rangliste der Autokonzerne, 1. Halbjahr 2014 vs. 2024

Top 10 Autokonzerne, H1 2014 Top 10 Autokonzerne, H1 2024
1. Volkswagen-Konzern (1.703.957 Einheiten) 1. Volkswagen Konzern (1.753.149)
2. PSA (755.858 Einheiten) 2. Stellantis (1.142.090)
3. Renault-Gruppe (662.552 Einheiten) 3. Renault-Gruppe (666.319)
4. Ford (514.148 Einheiten) 4. Hyundai-Gruppe (558.747)
5. GM (506.899 Einheiten) 5. Toyota-Gruppe (517.472)
6. FCA (416.792 Einheiten) 6. BMW-Gruppe (465.962)
7. BMW Group (416.081 Einheiten)    7. die Mercedes-Benz Gruppe (371.399)
8. Hyundai-Gruppe (401.834 Einheiten) 8. Ford (243.323)
9. Mercedes-Benz Gruppe (365.151 Einheiten) 9. Geely-Gruppe (212.670)
10. Toyota-Gruppe (291.496 Einheiten) 10. Nissan (175.529)

Auf Markenebene setzte sich VW an die Spitze, jedoch nicht gefolgt von Toyota wie heutzutage, sondern von Ford! Damals gerade mit der europäischen Palette im ersten Halbjahr 2014 mit heute kaum noch vorstellbaren 514.000 Einheiten. Zum Vergleich: im Zeitraum Januar bis Juni 2024 waren es mit 243.400 Einheiten nicht mal die Hälfte.

Noch ein fallender Riese: Opel/Vauxhall, die 2014 auf Platz drei lagen – dem letzten Jahr der Produktion in Bochum. 2024 stehen die Rüsselsheimer zehn Plätze weiter unten auf Rang 13. Auf Platz Vier und Fünf folgten Renault und Peugeot. Citroën und Fiat waren noch Teil der Top 10. Auch sie sind inzwischen rausgeflogen. Toyota, Dacia und Skoda nehmen dankend die Plätze ein.

Fun Fact: Vor zehn Jahren wurden 5.631 Teslas in Europa zugelassen, während MG 1.206 Einheiten registrierte. Heute hat sich ihr Volumen um das 29-, beziehungsweise 106-fache erhöht.

Die zehn wichtigsten Automarken, 1. Halbjahr 2014 vs. 2024

Top 10 der Automarken, H1 2014 Top 10 der Automarken, H1 2024
1. Volkswagen (823.775 Einheiten) 1. Volkswagen (706.656)
2. Ford (514.145 Einheiten) 2. Toyota (481.040)
3. Opel/Vauxhall (472.616 Einheiten) 3. BMW (396.205)
4. Renault (467.933 Einheiten) 4. Skoda (376.768)
5. Peugeot (421.250 Einheiten) 5. Renault (362.667)
6. Audi (383.032 Einheiten) 6. Mercedes (355.736)
7. BMW (345.099 Einheiten) 7. Audi (345.228)
8. Citroen (334.557 Einheiten) 8. Peugeot (345.070)
9. Mercedes (333.568 Einheiten) 9. Dacia (301.090)
10. Fiat (320.709 Einheiten) 10. Hyundai (279.092)

Bei den Modellen lag in der ersten Jahreshälfte 2014 der VW Golf schon nahezu uneinholbar an der Spitze. Dahinter: Ford Fiesta, Renault Clio, Volkswagen Polo und Opel/Vauxhall Corsa. Zwei damalige Neuzugänge sind erwähnenswert: Die Premiummarken begannen schnell zu wachsen. Zu erkennen am Premium-Bruder des Golf, dem Audi A3 auf dem neunten Platz.

Mit dem Nissan Qashqai hat es auch ein SUV in die Top 10 geschafft. Das Modell, das ein wenig die Tür zum SUV-Boom in Europa aufstieß. Ein Hype, der bis heute ungebrochen ist.

Interessanterweise konnten von den zehn meistverkauften Modellen im ersten Halbjahr 2014 nur vier ihre Position über zehn Jahre in dieser wichtigen Rangliste halten: Golf, Clio, 208 und Octavia. Corsa, Qashqai, Audi A3, Polo und Focus haben dagegen stark an Boden verloren. 2024 wurden die Hits von damals zu großen Teilen abgelöst.

Die populärsten Autos in Europa hören derzeit auf die Namen Dacia Sandero, VW Golf und Renault Clio. Immerhin zwei der damaligen Schlager schaffen es auch heute noch unter die Top 3. Mit dem Model Y ist auch ein ausschließlich elektrisch angetriebenes Fahrzeug in den Top 10 vertreten.

Meistverkaufte Autos in Europa, 1. Halbjahr 2014 vs. 2024

Meistverkaufte Autos in Europa, H1 2014 Meistverkaufte Autos in Europa, H1 2024
1. Volkswagen Golf (270.136 Einheiten) 1. Dacia Sandero (144.626 Einheiten)
2. Ford Fiesta (167.617 Einheiten)  2. der Volkswagen Golf (126.069 Einheiten)
3. Renault Clio (162.440 Einheiten)  3. der Renault Clio (114.225 Einheiten)
4. Volkswagen Polo (140.120 Einheiten)  4. der Volkswagen T-Roc (111.588 Einheiten)
5. Opel/Vauxhall Corsa (133.606 Einheiten)  5. der Peugeot 208 (106.601 Einheiten)
6. Ford Focus (121.334 Einheiten)  6. der Citroen C3 (104.976 Einheiten)
7. Peugeot 208 (119.606 Einheiten)  7. der Skoda Octavia (102.581 Einheiten)
8. Skoda Octavia (105.589 Einheiten)  8. das Tesla Model Y (102.164 Einheiten)
9. Audi A3 (105.325 Einheiten)  9. der Toyota Yaris Cross (100.250 Einheiten)
10. Nissan Qashqai (103.939 Einheiten) 10. Peugeot 2008 (93.445 Einheiten)

 * Zulassungen in Europa-28

Der Autor des Artikels, Felipe Munoz, ist Spezialist für die Automobilindustrie bei JATO Dynamics.