Seit 1964 wird der Preis "Auto des Jahres" in Europa verliehen. Dort treten stets die Neuerscheinungen des Vorjahres an. Doch das Siegertreppchen 2023 überzeugte nicht jeden: Es gewann der Jeep Avenger vor dem VW ID. Buzz und dem Nissan Ariya. 

Ob der Avenger im Gedächtnis bleiben wird? Andere berühmte Modelle aus fast 60 Jahren hingegen durchaus, den sie wurden zu automobilen Legenden. Und selbst die Zweitplatzierten haben viele prominente Vertreter zu bieten: Renault 5, VW Golf I und IV, Ford Sierra, Peugeot 205, der erste Fiat Panda, Fiat Multipla und Tesla Model 3.

Wir wollen aber auf 10 der bekanntesten Sieger beim "Auto des Jahres" zurückblicken. Rekordsieger bei den Marken ist übrigens Fiat mit neun Auszeichnungen. Dahinter folgen Renault und Peugeot (6), Ford und Opel (5) sowie VW mit vier Titeln.

1966: Renault 16

Renault 16 (1965)

In den ersten beiden Jahren siegten beim "Car of the Year" jeweils britische Modelle. Dann aber ein progressiver Franzose: Der Renault 16 erfand das Fließheck zwar nicht, machte es jedoch salonfähig. Der 4,24 Meter lange Wagen bot ein auch heute noch ordentliches Kofferraumvolumen von 346 bis 1.200 Liter, die Rückbank ließ sich verschieben, umklappen und sogar ausbauen.

Das Auto hatte einen 55 PS starken 1,6-Liter-Motor und Frontantrieb – damals noch ein seltenes Merkmal im Segment. Das Facelift im Jahr 1970/1971 brachte vor allem größere Rückleuchten. 1973 kam noch eine TX-Variante mit 93 PS auf den Markt. Bis zum Produktionsende im Januar 1980 wurden rund 1,8 Millionen Stück vom R 16 gebaut.

1968: NSU Ro 80

NSU Ro 80 (1968)

Zum ersten Sieger aus Deutschland wurde das Auto einer kleinen, heute kaum noch bekannten Marke: Der NSU Ro 80 punktete mit seinem für damalige Verhältnisse sehr modernen Design. Möglich wurde es auch durch den 115 PS starken Wankelmotor unter der Haube. Er sorgte aber anfangs nicht für den besten Ruf der Limousine.

Bis 1977 wurde der Ro 80 gebaut, mit etwas mehr als 37.000 Exemplaren blieb er aber ein seltener Anblick auf der Straße.

1974: Mercedes S-Klasse (W 116)

Mercedes S-Klasse (1974)

Die erste S-Klasse von Mercedes, die auch offiziell so heißen durfte, war die Baureihe 116. Eigentlich sollte sie schon 1971 erscheinen, doch in jenem Jahr wurde die IAA in Frankfurt abgesagt. So fand die Premiere nach acht Jahren Entwicklungszeit erst 1972 statt. Erstaunlich: Erst ZWEI Jahre später wurde die S-Klasse vor dem Fiat X1/9 zum Auto des Jahres gekürt. Es ist bis heute der einzige Sieg für Mercedes. Die Rivalen von BMW konnten übrigens noch nie gewinnen.

Umstritten ist bis heute das wuchtige Design des 116ers mit viel Chrom. Doch dazu passt das Topmodell der Baureihe: Der V8 im 450 SEL 6.9 prunkte mit fast sieben Liter Hubraum und war im Test 234 km/h schnell.

1975: Citroën CX

Citroën CX (1975)

Der CX wurde nach dem französischen Kürzel für den Luftwiderstand benannt und war die letzte eigenständige Entwicklung der Marke Citroën. Am 26. August 1974 wurde der CX erstmals auf dem Pariser Salon präsentiert. Auffällig waren sowohl die fließende, aerodynamische Linienführung als auch die zahlreichen innovativen Lösungen, darunter der Einarmscheibenwischer und das futuristische Armaturenbrett. Hinzu kamen die vorn quer eingebaute Baugruppe aus Motor und Getriebe sowie die hydropneumatische Federung mit konstanter Bodenfreiheit.

1975 wurde der Citroën CX zum Auto des Jahres gekürt. Im selben Jahr erschien der Citroën CX 2200 in der luxuriös ausgestatteten Variante Pallas. Kurz darauf war mit dem CX 2200 D das erste Dieseltriebwerk verfügbar. Zwischen Spätsommer 1974 und 1989 wurden insgesamt 1.041.560 Einheiten der Baureihen Berline (Limousine) und 128.185 Break (Kombi) produziert.

1978: Porsche 928

Porsche 928 (1978)

Der Sieg des Porsche 928 war vor 45 Jahren gleich ein doppeltes Unikum: Zum bislang einzigen Mal holte ein Sportwagen die Krone, zudem ist es bis heute der einzige Sieg für die Marke Porsche. Königsmörder, weil als Nachfolger des 911 gedacht und nicht passend zur Marke: Der 928 schwankte zeit seines Lebens zwischen Bewunderung und Ablehnung. 

Unter der flachen Haube arbeitete stets ein V8 mit Leistungen zwischen 240 und 350 PS. Das zeitlose Design wirkte bis zum Produktionsende des 928 im Jahr 1995 modern, rund 61.000 Exemplare wurden gebaut. Inzwischen bietet die Firma Nardone den 928 als modernen Restomod an.

1980: Lancia Delta

Lancia Delta (1980)

Derzeit verkauft Lancia nur noch ein Modell, nämlich den Ypsilon. Und zwar nur in Italien, wo er aber ein enormer Erfolg ist. Wie die Zukunft der Marke aussieht, zeigt sich erst langsam am Horizont. Immerhin kann man aus einer glorreichen Vergangenheit schöpfen: 1980 wählte die Jury den damals neuen Lancia Delta zum "Auto des Jahres" vor dem Opel Kadett D.

Das kantige Design stammte von Giugiaro, legendär wurden die starken Modelle mit Turbo wie HF und Integrale. Sie bildeten die Grundlage für jene Rallyeautos, mit denen Lancia seinerzeit die Weltmeisterschaft dominierte. Bis 1994 wurde der Delta gebaut, unter gleichem Namen soll 2026 ein Elektroauto debütieren. 

1984: Fiat Uno

Fiat Uno (1984)

Eine der spannendsten Entscheidungen beim "Auto des Jahres" war die Endrunde 1984. Mit dem Fiat Uno, dem Peugeot 205 und dem VW Golf II belegten gleich drei legendäre Bestseller die vorderen Plätze. Insgesamt kommt dieses Trio auf über 20 Millionen produzierte Fahrzeuge!

Der 1983 vorgestellte Uno erwies sich als Rettungsanker für Fiat. 1985 folgten die von Robotern gebauten FIRE-Motoren. Schon ein Jahr zuvor war der Uno "Auto des Jahres" in Europa, über viele Jahre lang war er dort das meistverkaufte Fahrzeug überhaupt. 1995 endete die Produktion in Italien. In Brasilien wurde der Fiat Uno als "Mille" noch bis 2014 gebaut. Über 8,8 Millionen Uno liefen insgesamt vom Band.

1992: VW Golf III

VW Golf III (1992)

Man mag es kaum glauben, es ist aber so: In sechs Jahrzehnten wurde der VW Golf nur zweimal "Auto des Jahres" in Europa. Ein Grund mag in der international besetzten Jury liegen. Außerhalb Deutschlands ist der Golf nicht die Nummer 1, wie die Zulassungszahlen regelmäßig beweisen.

Die dritte Generation jedenfalls konnte 1992 den ersten Titel eines Golf holen. Auf den darunter liegenden Plätzen folgten mit dem Opel Astra F und dem Citroën ZX weitere Kompaktwagen, die heute fast ausgestorben sind.

1998: Alfa Romeo 156

Alfa Romeo 156 (1998)

Auch 25 Jahre nach seinem Sieg beim "Auto des Jahres" ist der Alfa Romeo 156 ein Hingucker. Trotz Frontantrieb eroberte der bildhübsche Wagen vor 25 Jahren die Herzen der Alfisti. Als erstes und bislang einziges Auto von Alfa konnte der 156 den Titel holen, seinerzeit vor dem VW Golf IV und dem Audi A6.

Bis zum Produktionsende 2005 wurden schließlich mehr als 680.000 Stück gebaut. Diese Zahl macht den Alfa Romeo 156 zu einem der kommerziell erfolgreichsten Modelle in der 110-jährigen Geschichte der Marke.

2011: Nissan Leaf

Nissan Leaf (2011)

Zeitenwende beim "Auto des Jahres": Im Jahr 2011 war der Nissan Leaf das erste Elektroauto, das sich die Trophäe sicherte. Seitdem gab es diverse Sieger mit Strom wie den Jaguar I-Pace, den Kia EV6 und eben ganz aktuell der Jeep Avenger.

Bildergalerie: Car of the Year 10 berühmte Sieger