Man kennt Sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig zu Lebzeiten Flops gewesen sein.

Aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge wollen wir ab sofort unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" so manchen Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens holen.

Irgendwie hatte die Marke Citroën nach 1945 ein Gespür, breite Lücken im Modellprogramm offen zu lassen. So gab es bis zum Ami 6 nichts zwischen der "Ente" und der DS. Später dann fehlte lange eine angemessene Reaktion auf den VW Golf in der Kompaktklasse. Sicher, es gab GS und BX, doch diese beiden spielten noch eine Etage höher gegen den Passat. Erst 1991, also vor 30 Jahren, gelang Citroën mit dem ZX eine adäquate Antwort.

Der ZX war eine schwere Geburt. Der Grund hierfür lag in der konfusen Konzernpolitik des PSA-Konzerns zwischen 1975 und 1985. Nach dem Zusammenschluss von Citroën und Peugeot gesellte sich noch Talbot hinzu. Dort gab es bereits den Horizon als Golf-Gegner, ihn sollte der Talbot Arizona ersetzen. Doch zuvor stellte PSA die Marke ein, der Arizona wurde zum Peugeot 309

Erst 1985 begann die Entwicklung des Projekts N2. Bertone kümmerte sich zunächst um das Design des späteren ZX, welches später jedoch bei Citroën vereinfacht wurde. Auf den ersten Blick ähnelt der ZX dem Yugo Florida, den jedoch Giugiaro entworfen hatte. Wie schon der AX sollte auch der ZX möglichst viel Konzerntechnik nutzen, womit sich die Hydropneumatik verbat.

Citroën ZX (1991-1998)

Das Resultat: Ein sehr sachlicher, 4,07 Meter langer Drei- und Fünftürer, der sich die Plattform mit dem Peugeot 306 teilte, der 1993 folgte. Die Schräghecklimousine ordnete sich zwischen dem Citroën AX und dem BX ein.

Der Citroën ZX war aber immerhin das erste europäische Fahrzeug mit einer längsverschiebbaren Rückbank und einer neigungsverstellbaren Rückenlehne. Zudem bot es den längsten Innenraum in seinem Segment. Eine technologische Innovation beim Citroën ZX: die programmiert mitlenkende Hinterachsaufhängung, die ein leichtes Einlenken der Hinterräder in Kurvenrichtung erlaubte und so die Straßenlage erheblich verbesserte.

Im März 1991 kam der Citroën ZX mit vier Ausstattungslinien – Reflex, Avantage, Aura und Volcane – auf den Markt, die jeweils für vier verschiedene Käufertypen bestimmt waren. Zur Auswahl standen Vierzylinder-Benzinmotoren mit 55 kW (75 PS) (1.360 ccm), 65 kW (88 PS) (1.580 ccm) und 88 kW (120 PS) (1.580 ccm). 

Noch im selben Jahr wurde der Citroën ZX 1.9 Diesel mit 64 PS, EGR und Katalysator auf der IAA in Frankfurt präsentiert. Das auf der Basis des XUD-Motors entwickelte ZX-Dieseltriebwerk entsprach den Wünschen der Kunden und erfüllte selbst die strengsten Umweltschutznormen. Im November 1991 zeichnete die französische Zeitschrift "Auto Moto" den ZX Diesel Avantage als "Diesel-König" aus.

Citroën ZX (1991-1998)

Im Februar 1992 gingen zwei internationale Preise an den Citroën ZX: die Goldmedaille der "Association française de la presse automobile" (französischer Verband der Automobilpresse) und der Preis "Auto Europa", der vom italienischen Autojournalistenverband verliehen wird.

Einen Monat später wurde der ZX durch vier neue Varianten mit einer 4-Gang-Automatik von ZF erweitert: zwei Benziner (ZX Volcane mit 88 kW (120 PS) und Citroën ZX Aura mit 65 kW (88 PS)) sowie zwei Diesel (Citroën ZX Aura und Citroën ZX Avantage mit 47 kW (64 PS)). Der Citroën ZX wurde somit in vierzehn Modellvarianten angeboten.

Mit der Markteinführung des Citroën ZX Turbodiesel im Sommer 1992 zog ein "Spaß-Diesel" in die Kompaktklasse ein. Der neue Turbodieselmotor mit Ladeluftkühler holte aus 1.905 ccm 90 PS (66 kW) bei 4.000 U/min und bot eine für damalige Verhältnisse herausragende Spitzengeschwindigkeit von 185 km/h.

Citroën ZX (1991-1998)

Im Herbst 1992 debütierten zwei neue dreitürige Versionen des Citroën ZX: der ZX Aura Turbodiesel und der ZX Aura 1.8i. In den Folgejahren wuchs die Modellpalette des Citroën ZX weiter – unter anderem 1993 um den Kombi, der in Deutschland erst zum Facelift 1994 auf den Markt kam und viel Raum sowie gutes Fahrverhalten bot. Die Sonderserien ZX Tonic und ZX Kombi Tonic richteten sich an eine junge, designbewusste Kundschaft und waren als Drei- und Fünftürer erhältlich.

Ab Herbst 1997 wurde der ZX durch den Xsara abgelöst. Bis 2014 lebte der ZX noch in China weiter, hier sogar als Stufenheck. Insgesamt war der ZX ein Erfolg: Mehr als 2,1 Millionen Exemplare liefen vom Band.

Im Zuge der Markteinführung des Citroën ZX im Jahr 1991 präsentierte die Marke zudem den 300 PS starken, Allrad angetriebenen ZX Rallye Raid und verkündete damit offiziell ihren Einstieg in den internationalen Motorsport.

Bis 1997 engagierte sich Citroën Sport mit großem Erfolg bei der Rallye Raid und konnte bereits beim Auftakt des Motorsport-Engagements erste Triumphe feiern: Die beiden Fahrerteams Ari Vatanen/Bruno Berglund sowie Jacky Ickx/Christian Tarin belegten 1990 mit einem Prototyp des Fahrzeugs bei der Rallye Aragon in Spanien die ersten beiden Plätze.

Bis zum Ausstieg aus der Rennserie im Jahr 1997 gewann Citroën bei der Rallye Raid fünf Konstrukteursmeisterschaften in Folge (1993 bis 1997). Im selben Zeitraum entschied Citroën mit seinen Piloten Pierre Lartigue/Michel Périn die renommierte Rallye Paris-Dakar drei Mal hintereinander für sich.

Bildergalerie: Citroën ZX (1991-1998)