Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen.

Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig zu Lebzeiten Flops gewesen sein. Aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge wollen wir ab sofort unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" Youngtimer und Oldtimer aus dem Nebel des Vergessens holen.

Auch im weiten Feld der Autogeschichte gibt es oft die Frage "Was wäre gewesen, wenn?". Nehmen wir zum Beispiel diesen Fall: Im Mai 1969 verunglückte der talentierte Autodesigner Pio Manzu mit gerade einmal 30 Jahren auf der Autobahn nach Turin tödlich, als er auf dem Weg zur finalen Präsentation seines Blech-Babys ist: dem Fiat 127.

Der 127 ist neben dem 126 das Vermächtnis von Manzu. Und man fragt sich, welche Entwicklung das Fiat-Design wohl mit ihm genommen hätte. Wie auch immer: 1971 wird der Fiat 127 als Nachfolger des 850 (und indirekt auch des 600) offiziell vorgestellt. Ein 3,60 Meter langer Wagen mit kurzem Kofferraumdeckel, damals als kompakt eingestuft. (Zum Vergleich: Der erste VW Golf von 1974 maß 3,70 Meter.)

Fiat 127 (1971-1987)

Mit dem technischen Konzept verewigt sich auch der Ingenieursgott von Fiat, Dante Giacosa, in den Geschichtsbüchern: Quermotor und Frontmotor bot zwar schon 1959 der Mini und auch Giacosa hatte das schon 1964 beim Autobianchi Primula und 1969 beim Fiat 128 probiert, doch der Fiat 127 war damit noch 1971 hochmodern. 

Die Antriebseinheit teilte sich der 127 dann auch mit dem 128 und dem Autobianchi A112: 903 Kubikzentimeter Hubraum und 47 PS Leistung. Genug für rund 700 Kilogramm Leergewicht. In Deutschland wurde die Leistung aus Versicherungsgründen mit 45 PS angegeben.  

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Der Fiat 127 wurde zum "Auto des Jahres" 1972 gewählt. Im März 1972 ergänzte endlich eine große Heckklappe das Angebot. 1974 wertete der 127 Special mit mehr Chrom außen und Holz innen das Programm auf.

Fiat 127 (1971-1987)
Das 127-Facelift von 1977
Fiat 127 (1971-1987)
Das 127-Facelift von 1982

1977 erfolgte das erste Facelift mit fortan serienmäßiger großer Heckklappe, 1982 folgte ein zweites mit noch größeren Leuchten und fetten Plastikstoßfängern. Die Motorleistung kam nie über 50 PS hinaus, Ausnahme war der zwischen 1978 und 1983 angebotene 127 Sport mit 70 PS und Weber-Doppelvergaser. Seat baute den 127 auch mit hinteren Türen für den Export, diese Version wurde ab 1980 als 127 C in Europa verkauft.

Fiat 127 (1971-1987)
Fiat 127 Panorama

Seit 1981 wurden in Italien unter der Bezeichnung 127 D und 127 Panorama aus Brasilien zugelieferte Diesel- und Kombiversionen des dortigen Fiat 147 verkauft. Überhaupt war der Fiat 127 ein echtes Weltauto: Auch in Sambia und Argentinien wurde er gebaut, in Polen gab es ihn bis 1987 auf dem Binnenmarkt. Seat machte den 127 später zum Fura. Und in Jugoslawien diente der 127 als Basis für den berühmt-berüchtigten Yugo.

1983 erschien die Nachfolge für den 127: der Uno wurde fast noch berühmter. Etwa 4,5 Millionen Exemplare des Fiat 127 wurden bis 1987 verkauft. 

Bildergalerie: Fiat 127 (1971-1987)