Immer wieder stellt man sich die Frage, welche "Dienstwagen" unsere Spitzenpolitiker und Staatsoberhäupter eigentlich so nutzen. Früher war die Angelegenheit relativ einfach - möglichst groß, repräsentativ und sicher sollten die Fahrzeuge der Leiter des Landes sein. Und im besten Fall auch noch stolz demonstrieren, was die eigene Autoindustrie so alles drauf hat, wenn sie denn in die Vollen geht.   

Aber die öffentliche Meinung ändert sich und Politiker werden immer häufiger dafür kritisiert, wenn sie mit dicken Limousinen vorfahren. Ein bescheidenerer und umweltfreundlicherer Fuhrpark käme bei einem immer größer werdenden Teil der Bevölkerung besser an. Dass dieser Wunsch mit der Realität alleine aus Sicherheitsgründen oft nur schwer vereinbar ist, zeigt unsere folgende Auflistung. Wobei es durchaus auch Ausreißer (in alle möglichen Richtungen gibt). Diese Autos fahren die europäischen Staatsoberhäupter:

Olaf Scholz (Deutschland): Mercedes-Benz S 680 Guard

Mercedes S 680 Guard 4Matic (2021)

Während Angela Merkel auf einen Audi A8 W12 L Security vertraute, setzt Ampel-Kanzler Olaf Scholz auf den Schutz einer gepanzerten S-Klasse. Der letzten mit Zwölfzylinder wohlgemerkt. Der V12 hat eine Leistung von 450 kW (612 PS) und einen Hubraum von 5.980 ccm. Das maximale Drehmoment beträgt 830 Nm ab 2.000 U/min.

Der Mercedes S 680 Guard 4matic erfüllt mit der Schutzklasse VPAM VR10 die höchste ballistische Prüfstufe für Zivilfahrzeuge und ist darüber hinaus besonders widerstandsfähig gegen Sprengladungen. Die Panzerung erhöht das Gewicht massiv, man munkelt von vier Tonnen. Details hierzu gibt es nicht, um Angreifern keine Anhaltspunkte zu geben.

Der Kofferraum der Panzer-S-Klasse fasst 390 Liter, da der (optionale) Kühlschrank im Fond in der Mittelarmlehne sitzt. Dahinter befindet sich eine Panzer-Schottwand. Den Mercedes S 680 Guard gibt es als Vier- und Fünfsitzer. Der Basispreis liegt bei 457.100 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer.

Papst Franziskus (Vatikan): verschiedene Fahrzeuge

Papst Franziskus erhält einen Toyota Mirai als Papamobil
Papst Franziskus (Vatikan): Mercedes G 500

Als Papamobile kommen bei den Veranstaltungen auf dem Petersplatz vor allem zwei gepanzerte Fahrzeuge zum Einsatz: Ein G 500 befindet sich seit 2007 im Fuhrpark, ein ML 500 seit 2012. Ansonsten aber ist mit Franziskus eine neue Bescheidenheit in der pontifikalen Garage eingekehrt. 

Der anfänglich genutzte Volkswagen Phaeton wurde durch einen Ford Focus ersetzt. Zuletzt gab es für die Beförderung des Papstes auch Spezialumbauten eines Dacia Duster und eines Toyota Miraj. Eine spezielle Abteilung der Schweizer Garde überprüft jedes Auto regelmäßig vor dem Einsatz.

König Felipe VI. (Spanien): Rolls-Royce Phantom VI Cabriolet

König Felipe VI. (Spanien): Rolls-Royce Phantom VI Cabriolet

Wenn wir über seine Majestät König Felipe VI. sprechen, müssen wir unterscheiden: zwischen den Autos, die im Besitz der Guardia Real Maintenance Unit sind, und denen, die der Monarch tagtäglich einsetzt. Dafür ist die Casa Real verantwortlich.

Unter ersteren befinden sich unzählige historische Fahrzeuge, darunter einige Unikate von Herstellern wie Rolls-Royce oder Mercedes-Benz (in den meisten Fällen aus der alten Sammlung von Francisco Franco). Ein Beispiel ist das Rolls-Royce Phantom VI Cabriolet, das er 2014 für seine Krönung nutzte. Bereits sein Vater König Juan Carlos I. hatte es 1975 so gehalten.

Die Casa Real hingegen hat zahlreiche Verträge und Vereinbarungen mit verschiedenen Herstellern wie Volvo, Mercedes-Benz, Audi oder Lexus. Anlässlich seines 50. Geburtstages sah man ihn in einem Video mit einem Audi RS 6, den er damals offenbar privat fuhr.

Königin Elisabeth II. (Großbritannien): Bentley Arnage by Mulliner

Königin Elisabeth II. (Großbritannien): Bentley Arnage by Mulliner

Ihre Majestät Königin Elisabeth II. cruist im vielleicht berühmtesten Beispiel eines modernen, von Hand gebauten Autos herum. Die von Bentleys Spezial-Abteilung Mulliner gefertigte Staatslimousine der Queen wurde anlässlich des 50. Jahrestages ihrer Thronbesteigung gebaut. Auf Basis des Bentley Arnage entstand die State Limousine mit einer Länge von 6,22 Meter. Das geänderte Dach erhöht die Limo auf 1,77 Meter. Das erlaubt Ihrer Majestät die im 90-Grad-Winkel rückwärts öffnenden Türen praktisch im Stehen betreten und verlassen zu können.

Der spezielle Arnage wird für öffentliche Anlässe genutzt, vor allem, um sicherzustellen, dass möglichst viele Gratulanten die Möglichkeit haben, die Königin auf so würdige Weise zu sehen. Das ist auch ein Verdienst des "Panoramaglashauses", das eine bessere Sicht ins Fahrzeug ermöglicht. Natürlich ist der maßgeschneiderte Arnage mit einer Panzerung und kugelsicherem Glas nach den neuesten Standards ausgestattet.

Boris Johnson (Großbritannien): Jaguar XJ Langversion

Theresa May (Großbritannien): Jaguar XJ Sentinel

BoJo nutzt eine Sonderanfertigung eines gepanzerten Jaguar XJ Sentinel. Der Jag mit langem Radstand wird in der 10 Downing Street untergebracht und gewartet. Er verfügt über einen 5,0-Liter-Kompressor-V8 mit 510 PS. Man schätzt, dass er bis zu 300.000 britische Pfund gekostet hat.

2020 geriet er damit in die Schlagzeilen, als ein Demonstrant sich vor das Auto warf, selbiges stark abbremsen musste und eines der Range-Rover-Begleitfahrzeuge ins Heck knallte. Passiert ist dem umstrittenen Premier dabei nichts.

Das Auto verfügt über diverse Sicherheitsmerkmale wie eine 13 mm dicke, explosionssichere, stahlbeschichtete Bodenwanne, eine mit Kevlar und Titan isolierte Fahrgastzelle, kugelsichere Polycarbonatfenster und Notlaufreifen. Selbst Waffen für das Gegenfeuer auf Angreifer befinden sich an Bord. Der XJ ist in der Lage, einer Explosion in der Größenordnung von 15 kg TNT standzuhalten. 

Sergio Mattarella (Italien): Lancia Flaminia 335

Sergio Mattarella (Italien): Lancia Flaminia 335

In Bezug auf Klasse und Prestige seines Gefährts kann dem italienischen Präsidenten wohl niemand das Wasser reichen: Der Lancia Flaminia 335 von 1958, der den derzeitigen Präsidenten der Italienischen Republik bei offiziellen Paraden begleitet, wurde von Pininfarina entworfen.

Basierend auf dem Flaminia Convertibile, einer Weiterentwicklung des Aurelia B24, ist das Auto eines der vier "besonderen" Exemplare aus den Werkstätten des Turiner Karosseriebauers. Im Vergleich zum Standardmodell ist er durch die Erweiterung um hintere Türen und die Versteifung der Karosserie deutlich länger und schwerer. Unter der Motorhaube befindet sich ein 2,5-Liter-V6 mit 120 PS.

Emmanuel Macron (Frankreich): DS 7 Crossback Élysée

DS 7 Crossback Élysée (2021)

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron hebt sich durch die Wahl seines Dienstwagens stark von den meisten anderen Staatslenkern ab. Er hat keine Limousine, sondern ein Kompakt-SUV. Und dieses auch noch als Plug-in-Hybrid. Die Rede ist vom DS 7 Crossback Élysée.

Bereits zu seiner Amtseinführung anno 2017 winkte Macron aus einem umgebauten DS 7, auf den nun eine spezielle Langversion folgt. In der neuen Version verfügt der DS 7 Crossback Élysée über einen 300 PS starken Plug-in-Hybrid mit Allradantrieb und eine Lackierung in Encre Blau Metallic.

Um den Anforderungen des französischen Staatspräsidenten gerecht zu werden, wurde der DS 7 Crossback Élysée hinter der B-Säule um 20 Zentimeter verlängert – so kann der Innenraum als mobiles Büro genutzt werden. Anstelle der Rücksitzbank sind zwei Einzelsitze aus Leder in Basaltschwarz mit Ellbogenstützen verbaut.

Gegenüber einem herkömmlichen DS 7 Crossback E-Tense wurde die Gesamtlänge auf 4,79 Meter erweitert; der Radstand wurde um 20 Zentimeter auf 2,94 Meter erhöht. Die Breite bleibt mit 1,91 Metern identisch, ebenso die Höhe mit 1,62 Metern.

Milos Zeman (Tschechien): Skoda Superb

Skoda Superb des tschechischen Präsidenten

Tschechoslowakische und tschechische Staatspräsidenten reisen bereits seit 1926 in Fahrzeugen von Skoda. Seit 2003 wird der Präsident der Tschechischen Republik traditionell in der Neuauflage des Skoda Superb chauffiert. Aktuell befindet sich die neuzeitliche Variante der großen Limousine in ihrer dritten Generation. 

Das bisherige Dienstfahrzeug des tschechischen Staatspräsidenten aus dem Jahr 2019 ist ein schwarz lackierter Superb Laurin & Klement mit einem 280 PS starken 2,0 TSI Benzinmotor und Allradantrieb. Im April 2022 fand das Fahrzeug im Rahmen einer feierlichen Zeremonie den Weg in die Sammlung der Präsidentenfahrzeuge im Technischen Nationalmuseum in Prag.