Bereits seit geraumer Zeit entsteht bei Skoda in Tschechien alljährlich ein sogenanntes "Azubi Car". Jetzt ist man bei der Nummer 7 angelangt: Der offene Skoda Slavia erinnert im Jubiläumsjahr von Skoda mit seinem Namen an die ersten Fahrräder, die Václav Laurin und Václav Klement nach der Unternehmensgründung im Jahr 1895 produziert haben.

Die Spider-Variante des Skoda Scala kombiniert die klaren und emotionalen Linien des modernen Kompaktmodells mit der Anfangszeit des Automobils, in der die Fahrzeuge auch meistens offen waren. Von der ersten Zeichnung bis zum Aufbau des Einzelstücks haben die Azubis mit Unterstützung ihrer Ausbilder und Skoda-Experten aus den Bereichen Design, Produktion und Technische Entwicklung alle Arbeitsschritte selbst ausgeführt. 

Alois Kauer, seit Februar 2020 neuer Leiter der Skoda Akademie, sagt: "Das Azubi Car ist das Leuchtturmprojekt eines jeden Jahrgangs der Skoda-Berufsschule. Bereits im siebten Jahr in Folge stellen unsere Studenten bei der Planung, Konstruktion und Fertigung eines beeindruckenden Einzelstücks den hohen Standard der Ausbildung in unserem Haus unter Beweis. Sie dürfen ihr eigenes Traumauto bauen und arbeiten dabei in verschiedenen Unternehmensbereichen mit den Profis zusammen."

Bei der siebten Auflage des Skoda Azubi Car nutzten die an dem Projekt beteiligten 31 Auszubildenden, darunter fünf Frauen, erstmals den Skoda Scala als Basis für ihr ganz persönliches Traumauto. Dabei verwandelten sie das kompakte Schrägheckmodell in einen besonders sportlichen Spider. Sie gaben ihm den Namen Slavia.

Skoda Slavia (2020)

Wie bei der Serienversion des Scala sorgt auch bei der Spider-Variante das markante und begeisternde Design mit präzisen Linien und skulpturalen Oberflächen für einen sportlich-emotionalen Auftritt. Die dazu passende Dynamik ermöglichen dem Skoda Slavia der aus dem Scala bekannte 1,5 TSI-Benziner mit 110 kW (150 PS) und das 7-Gang-DSG.

Ebenfalls vom Serienmodell übernommen wurden Vorder- und Hinterachse, Lenkung, die komplette Elektronik samt Verkabelung sowie die Assistenzsysteme. Außerdem blieben die Instrumententafel, das Virtual Cockpit und das Infotainmentsystem unangetastet.

Skoda 1100 OHC (1957)
Skoda 1100 OHC (1957)

Inspirieren zum Spider-Slavia ließen sich die Auszubildenden vom Skoda 1100 OHC. Der 1957 vorgestellte Sportprototyp war ein offener zweisitziger Rennwagen, den Skoda für Einsätze in Langstreckenrennen konzipiert hatte.

Dank seiner flachen und aerodynamischen Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff und einem Gewicht von lediglich 550 Kilogramm erreichte der von einem 92 PS starken 1,1-Liter-Vierzylindermotor angetriebene Skoda 1100 OHC je nach Achsübersetzung eine Höchstgeschwindigkeit von 190 bis 200 km/h.

Skoda Slavia (2020)

Der Rennwagen zählt zu den Meilensteinen in der bereits 119-jährigen Motorsportgeschichte von Skoda. Eines der zwei gebauten Exemplare steht heute im Skoda Museum in Mladá Boleslav.

Um das Schrägheckmodell Scala nach dem Vorbild des Skoda 1100 OHC in den offenen Slavia zu verwandeln, haben die Azubis die Karosserie umfangreich verändert, viele Bereiche neu konstruiert und bestehende Lösungen weiterentwickelt. Sie verstärkten die Bodengruppe, entfernten das Dach, verschweißten die hinteren Türen und machten so aus einem kompakten Schrägheckmodell mit viel Platz für fünf Personen einen kompromisslosen zweitürigen Zweisitzer.

Skoda Slavia (2020)

Für eine neue Luftführung über dem Fahrzeug entwarfen sie eine spezielle Abdeckung mit Spider-typischen Höckern hinter den Sitzen, die fließend in eine ebenfalls neu entwickelte Kofferraumklappe samt integriertem Heckspoiler übergeht. Besonderes Augenmerk legten die Studenten auf glatte Übergänge an A-Säulen und Türen.

Für einen äußerst sportlichen Auftritt sorgen 20-Zoll-Leichtmetallräder vom Skoda Kodiaq RS, die Bremsanlage und Radnaben stammen vom Octavia RS. Im überarbeiteten Unterboden findet ein modifiziertes Abgassystem seinen Platz.

Skoda Slavia (2020)

Für den ganz besonderen Glanz der Konzeptstudie ist die Farbe "White Crystal Blue" verantwortlich, die im Kontrast zu schwarzen Details an Front- und Heckschürze sowie an den Seitenschwellern steht. Der weiße High-Tech-Lack besteht aus drei Lagen und bietet einen bläulichen Perleffekt, der durch neonblaue Akzente noch untermalt wird.

Skoda Slavia (2020)

Programmierbare LEDs unterhalb der vom Scala Monte Carlo übernommenen Seitenschweller und hinter den Leichtmetallrädern sorgen für eine individuell einstellbare dynamische Umgebungsbeleuchtung in den Farben Blau, Rot und Weiß – der tschechischen Trikolore. Der beleuchtete Skoda Schriftzug ist gleichzeitig auch Blinker, Bremslicht und Rückfahrlicht.

Sportliche Akzente im Innenraum setzen Vier-Punkt-Sicherheitsgurte und spezielle Rennsitze von Sparco, deren Sitzfläche und Rückenlehne mit schwarzem perforiertem Leder bezogen sind. Die Seitenwangen der Sitze tragen schwarzes Carbonleder mit weißen Kontrastnähten. Die auffälligen Nähte setzen auch bei zahlreichen weiteren Interieurbestandteilen aus schwarzem Leder wie etwa der Mittelarmlehne, Schalthebelmanschette, Handbremshebel oder den hinteren Abdeckplatten Akzente.

Skoda Slavia (2020)

Diese Kombination ist auch bei den unteren zwei Dritteln des Lenkradkranzes zu finden, das obere Drittel ist wie auch der Schaltknauf mit weißem Leder bezogen. Ein besonderer Blickfang schließlich ist die Hutablage aus schwarzem Leder, bei der zwei gestickte Löwen zwei eingelassene Bass-Lautsprecher halten. Der Subwoofer hat eine Leistung von 2.250 Watt, die übrigen Lautsprecher von 320 Watt.

Im Kofferraum des Slavia finden zwei Skoda Elektroroller Platz. Die beiden zusammenklappbaren E-Scooter sind eine perfekte und umweltfreundliche Lösung für die sogenannte "letzte Meile".

Skoda Slavia (2020)

Die bereits 1927 gegründete Skoda Berufsschule in Mladá Boleslav ist bekannt für die hohe Qualität der Ausbildung ihrer Studenten. Seitdem haben mehr als 23.000 Azubis dort ihren Abschluss gemacht, zurzeit werden mehr als 900 Azubis in 13 verschiedenen technischen Studiengängen unterrichtet. Jeder erfolgreiche Absolvent der Schule bekommt das Angebot eines Arbeitsplatzes bei Skoda.

Skoda Slavia (2020)

Die Kreativität der Studenten und ihre handwerklichen Fähigkeiten steigern sich nahezu in jedem Jahr. Auf den Citijet von 2014, dem der Citigo zugrunde lag, folgte 2015 der Pick-Up Funstar auf Basis des Fabia, gefolgt vom Atero, einem Coupé auf Basis des Skoda Rapid Spaceback.

2017 konstruierten die Azubis den elektrisch angetriebenen Element, wieder auf Basis eines Skoda Citigo. Das fünfte Azubi Car war 2018 die Cabriolet-Studie Sunroq auf Basis eines Skoda Karoq, 2019 verwandelten die Studenten einen Skoda Kodiaq in den beeindruckenden Pickup Mountiaq.

Erste Vorläufer hatte es zudem bereits in den 1970er-Jahren gegeben. Neben einigen Kleintraktoren und später auch einem Skoda 120 Pickup fertigten Skoda Berufsschüler 1975 in Handarbeit vier Exemplare des Skoda-Buggy Typ 736. Einen dieser Prototypen haben erneut Azubis der Skoda Berufsschule 2017 aufwändig restauriert; er steht heute im Skoda-Museum in Mladá Boleslav.

Bildergalerie: Skoda Slavia (2020)