13,6 Millionen verkaufte Fahrzeuge seit 1982. Fünf Modellgenerationen. In Deutschland einer beliebtesten Kleinwagen und das meistverkaufte Modell der Marke: Der Corsa ist für Opel von enormer Wichtigkeit. Hier darf man sich keine Ausrutscher erlauben. Bald geht mit dem Corsa F die sechste Generation an den Start. Wir konnten uns den neuen Kleinwagen bereits ausführlich aus nächster Nähe betrachten. Macht er einen vielversprechenden Eindruck?
Design
Sie werden es bestimmt schon gehört haben: Der neue Opel Corsa steht auf der sogenannten CMP-Plattform des PSA-Konzerns, zu dem das Unternehmen seit 2017 gehört und die auch der neue Peugeot 208 nutzt. Vor allem aus zwei Gründen eine gute Grundlage: Erstens sinkt das Gewicht des Corsa um bis zu 108 Kilogramm, die Basisversion wiegt nur 980 Kilogramm. Zweitens ermöglicht CMP eine breite Antriebspalette: Benzin, Diesel und Elektro.
Tatsächlich wirkt der Opel Corsa F wesentlich durchtrainierter als sein Vorgänger, der immer wie ein großes Facelift des Corsa D wirkte. Verschwunden ist die massive Schnauze, der vordere Überhang ist schön kurz, dahinter spannt sich eine sportlich angehauchte Karosserie. Künftig gibt es den Corsa nur noch als Fünftürer, hier folgt Opel einem allgemeinen Trend im Kleinwagensegment. Allen Corsa F gemeinsam sind eine Unterbodenverkleidung, ein Heckspoiler und ein sogenannter "Active Aero Shutter" hinter dem Grill.
In Länge und Höhe hat der neue Corsa leicht zugelegt, während die Dachlinie deutlich niedriger ausfällt. Sehen wir uns die Abmessungen des Opel Corsa F im Detail an:
Veränderung zum Vorgänger | ||
Länge | 4.060 mm | plus 39 mm |
Breite | 1.765 mm | plus 16 mm |
Höhe | 1.433 mm | minus 48 mm |
Radstand | 2.538 mm | plus 28 mm |
Platzangebot
Was bedeuten die geänderten Abmessungen in der Realität? Nun, die persönliche Begegnung mit den neuen Corsa zeigt, dass man innen bequem Platz findet. Doch ganz so opulent wie etwa beim VW Polo geht es im Corsa F nicht zu. Insbesondere gilt das für den Fond. Der Raum für die Beine geht in Ordnung, doch bei Personen über 1,85 Meter zeigen sich die Grenzen auch über dem Kopf. Nachteilig wirkt sich die abgesenkte Dachlinie dahingehend aus, dass größere Menschen beim Einstieg über die relativ schmalen hinteren Türen den Schädel einziehen sollten. Bedingt durch die schwarze Innenausstattung bekommt man ein leicht höhlenartiges Gefühl.

Das klingt negativer als es ist, schließlich reden wir hier immer noch über einen Kleinwagen. Insgesamt haben die Opel-Ingenieure ihre Arbeit gut gemacht. Auch das Gepäckvolumen geht in Ordnung: 309 Liter sind es im Normalzustand, 267 im Elektro-Corsa. Leider wurde ein doppelter Ladeboden eingespart, es bleibt eine recht hohe innere Kante übrig. Immerhin rutscht so die Ladung nicht wild umher. Da ich gerade vom Elektro-Corsa sprach: Subjektiv geht es dort keinen Deut beengter zu als im konventionellen Modell.
Um es deutlich zu sagen: Der neue Opel Corsa ist keinster Weise lediglich ein Peugeot 208 mit anderem Emblem. Ganz im Gegenteil. Bei Opel hat man viel Wert darauf gelegt, dem Corsa eine eigenständige Note zu geben. Klar, die Grundzutaten sind die gleichen, wie man etwa am Wählhebel der Automatik erkennt, aber in Rüsselsheim hat man das Basisrezept anders abgeschmeckt und gewürzt. So ist der Corsa außen wie innen weniger polarisierend als der 208. Ein normal großes Lenkrad mit typischen Opel-Tasten, viele Drehregler statt Bedienung nur über Displays. Ob Pflegedienst oder Hipster, jeder soll sich im Corsa und dessen Elektro-Bruder auf Anhieb wohlfühlen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Natürlich gibt es Displays im Corsa. Bis zu 10 Zoll in Farbe in der Mittelkonsole und ein digitales 7-Zoll-Display für den Fahrer auf Wunsch. Ob letzteres notwendig ist, sei dahingestellt. Ich empfand die konventionelle Lösung überzeugend, ebenso die Verarbeitung des Vorserienfahrzeugs.
Motoren
Früher war die Antriebspalette im Opel Corsa bisweilen verwirrend. Damit ist nun Schluss. Drei Benziner, ein Diesel plus eine Elektro-Variante, fertig. Alles, was unter der Haube mit dem markanten mittigen Blechfalz für Vortrieb sorgt, stammt aus dem PSA-Konzern. Sehen wir genauer hin:
Zylinder | Hubraum (in ccm) | Leistung | Drehmoment | Beschleunigung (0-100 km/h) | Höchstgeschwindigkeit | Verbrauch (nach WLTP) | CO2 (nach WLTP) | |
1.2 | 3 | 1.199 | 55 kW (75 PS) | 118 Nm bei 2.750 U/min | 13,2 Sekunden | 174 km/h | 5,3-6,1 Liter/100 km | 119-136 g |
1.2 Turbo | 3 | 1.199 | 74 kW (100 PS) | 205 Nm bei 1.750 U/min | 9,9 Sekunden | 188 km/h | 5,3-6,1 Liter/100 km | 121-137 g |
1.2 Turbo | 3 | 1.199 | 96 kW (130 PS) | 230 Nm bei 1.750 U/min | 8,7 Sekunden | 208 km/h | 5,6-6,4 Liter/100 km | 127-144 g |
1.5 Diesel | 4 | 1.499 | 75 kW (102 PS) | 250 Nm bei 1.750 U/min | 10,2 Sekunden | 188 km/h | 4,0-4,6 Liter/100 km | 104-122 g |
Elektro | - | - | 100 kW (136 PS) | 260 Nm | 8,1 Sekunden | 150 km/h | 17 kWh/100 km | 0 g |
Wir sehen also, dass der Diesel die Benziner beim Drehmoment nicht signifikant abhängt. Ein Wort zu den Getrieben: manuelle fünf Gänge beim Basis-Benziner, sechs Gänge beim 100-PS-Otto und dem Diesel. Beim stärksten Benziner ist eine Achtgang-Automatik serienmäßig, für den Corsa mit 100 PS kostet sie 1.760 Euro Aufpreis. Ob in der Zukunft noch stärkere Aggregate für etwaige GSi- oder OPC-Varianten kommen, ist völlig unklar. Gleiches gilt für die Fahreigenschaften des neuen Opel Corsa. Versprochen wird aber eine agile Note. Man darf gespannt sein ...
Ausstattung
Bereits seit dem 1. Juli 2019 ist der Opel Corsa F bestellbar, seine Publikumspremiere gibt er auf der IAA in Frankfurt (12. bis 22. September). Im Herbst 2019 kommen die Verbrenner zu den Händlern, im Frühjahr 2020 sollen die ersten Corsa-e ausgeliefert werden.
Blicken wir auf die Ausstattungslinien. Los geht es mit der namenlosen Basisvariante. Sie gibt es ausschließlich mit dem 75-PS-Saugbenziner. Zwei Dinge überraschen schon hier: Kostenlos gibt es die Außenfarbe "Power Orange", während Uni-Weiß 300 Euro zusätzlich kostet. Vermutlich, um Besitzer des eingestellten Adam zum Corsa zu locken, sind für die höheren Ausstattungen diverse Dachfarben, farbige Grillspangen und bunte Radclips im Programm.

Zudem hat schon der Basis-Corsa eine Verkehrsschilderkennung mit daran gekoppeltem Tempomat und einen Spurhalte-Assistenten sowie einen Frontkollisionswarner. Der Rest ist allerdings "Karo Einfach": 15-Zoll-Stahlräder, die Klimaanlage kostet satte 1.140 Euro Aufpreis. Sie ist beim Corsa "Edition" serienmäßig, hier stehen zudem mehr Extras zur Auswahl bereit. Darüber rangieren die Ausstattungen "Elegance" und "GS Line" (auf unseren Fotos zu sehen) mit luxuriöser respektive sportlicher Ausprägung.
Meine Empfehlung ist "Elegance": Serienmäßig sind hier eine Mittelarmlehne vorne, LED-Scheinwerfer, 16-Zoll-Alufelgen, das Multimedia-Radio mit 7-Zoll-Touchscreen, DAB und App-Integration, Regensensor und automatisches Licht.
Welche Extras sind empfehlenswert? Ein adaptiver Tempomat im Paket (450 Euro), das Park&Go-Paket mit Piepsern vorne und hinten, Totwinkelwarner und 180-Grad-Panorama-Rückfahrkamera (650 Euro), adaptive LED-Scheinwerfer (700 Euro), Klimaautomatik (310 Euro) sowie Sitz- und Lenkradheizung (350 Euro).

Ganz eigene Optionen gibt es naturgemäß für den Elektro-Corsa: Hier hat die Basis einen einphasigen Onboard-Charger für 7,4 Kilowatt Ladeleistung, die höheren Versionen hingegen eine dreiphasige Ladeeinheit für 11 kW. Serienmäßig legt Opel ein Mode-2-Ladekabel (1,8 kW) für die Haushaltssteckdose bei. Entsprechende Mode-3-Ladekabel kosten zwischen 250 und 280 Euro Aufpreis. Für 720 Euro gibt es ein Universal-Ladekabel für maximal 22 kW Ladeleistung.
50 Kilowattstunden beträgt übrigens die Kapazität des Corsa-e-Akkus, die entsprechenden Ladezeiten liegen zwischen 5:15 Stunden (11 kW) und 30 Minuten (100 kW auf 80 Prozent).Die Reichweite gibt Opel mit 330 Kilometer nach WLTP-Zyklus an.
Preise
Werfen wir zum Abschluss noch einen Blick auf die Preise. Beim Elektro-Corsa wirbt Opel offensiv mit Leasingraten ab 299 Euro im Monat für die "First Edition". Zudem muss hier die Batterie nicht separat gemietet werden.
Preise in Euro | Corsa | Edition | Elegance | GS-Line | e Selection | e Edition | e First Edition
|
1.2 | 13.990 | 15.850 | 17.850 | - | - | - | - |
1.2 Turbo (100 PS) 6MT | - | 17.530 | 19.530 | 19.880 | - | - | - |
1.2 Turbo (100 PS) 8AT | - | 19.290 | 21.290 | 21.640 | - | - | - |
1.2 Turbo (130 PS) | - | 23.340 | - | - | - | ||
1.5 Diesel | - | 19.350 | 21.350 | 21.700 | - | - | - |
Elektro | - | 29.900 | 30.650 | 32.900 |
Natürlich soll der Vergleich mit zwei anderen Kleinwagen nicht fehlen: Dem Klassenprimus VW Polo und dem Corsa-Verwandte Peugeot 208. Der 208 startet wenig überraschend auch mit 75 PS, kostet aber mindestens 15.490 Euro. Grund hierfür ist die serienmäßige Klimaanlage. Beim Polo bilden 80 PS zum Kurs von 14.285 Euro die Basis, 1.110 Euro sind hier für eine Klimaanlage zu investieren.
Fazit
Angst vor einer Verwässerung des Opel Corsa durch PSA muss niemand haben. Ganz im Gegenteil: Lange war ein Corsa nicht mehr so straff und durchtrainiert wie die 2019er-Ausführung. Hinzu kommt ein sehr stimmiges Design. Zusätzlich bekommt der Corsa gemeinsam mit seinen PSA-Freunden Peugeot 208 und DS 3 Crossback eine Elektroversion, womit er weitere Pluspunkte sammelt. Den Corsa-e kann man nach unserem Erstkontakt als Jürgen Klopp unter den E-Autos bezeichnen, denn er ist "The Normal One". Ein ähnlicher Erfolg wie Klopp ist auch dem Corsa F zu wünschen. Gute Voraussetzungen hat er jedenfalls.