95 Gramm CO2 pro gefahrenem Kilometer: Das ist der Emissions-Grenzwert, den die Flotten der Hersteller ab 2021 einhalten sollen. Wie sie vom heutigen Durchschnitt von etwa 120 Gramm dort hinkommen wollen, ist höchst unterschiedlich: Fiat bildet zusammen mit Elektroauto-Hersteller Tesla einen Pool, VW setzt allein auf Elektromobilität, PSA auf kleine Elektrofahrzeuge (Plattform CMP) und kompakte Plug-in-Autos (Plattform EMP2), Mercedes ebenfalls auf einen Mix aus Elektro- und Plug-in-Autos und Toyota auf seine klassischen Hybride. Ford will den Wert vor allem mit Hilfe seiner neuen Plug-in-Hybride erreichen, wie Automotive News Europe nun berichtet. Von reinen Elektroautos werde man nur geringe Stückzahlen verkaufen müssen, um die EU-Emissionsziele zu erreichen, so Ford-Europa-Chef Steven Armstrong.
Kürzlich hat Ford den Kuga Plug-in-Hybrid vorgestellt, der angeblich nur 29 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer ausstößt, allerdings im NEFZ-Zyklus, während für die CO2-Grenzen die WLTP-Werte entscheidend sind, so Automotive News Europe. Mit einem Wert unter 50 Gramm würde sich das Auto für die so genannten Supercredits qualifizieren, das heißt: Jedes verkaufte Auto zählt nicht nur einmal, sondern mehrfach bei der Bildung des Flotten-Emissionswerts. Der Faktor liegt 2020 noch bei 2,0, wird dann jährlich verschärft, auf 1,67 im Jahr 2021, 1,33 im Jahr 2022 und schließlich 1,0 im Jahr 2023.
Ohne die neuen Plug-in-Hybride hätte Ford im Jahr 2021 saftige Strafen für zu hohe CO2-Emissionen zahlen müssen. Denn die durchschnittlichen Emissionen der Ford-Flotte in Europa hätten bei 99,8 Gramm pro Kilometer gelegen und damit 4,4 Gramm über dem für Ford erlaubten Wert, so zitiert Automotive News Europe die deutsche Beratungsgesellschaft PA Consulting. (Die erlaubten Emissionen variieren von Hersteller zu Hersteller weil Größe und Gewicht der verkauften Autos berücksichtigt werden.) Für jedes Gramm, das ein Hersteller über seinem Grenzwert liegt, werden 95 Euro fällig, und zwar pro verkauftem Auto. Bei etwa einer Million verkauften Fords in Europa summiere sich das auf etwa 430 Million Euro, so PA Consulting.
Ford will mit seinen Plug-in-Hybriden nun einen Ausweg gefunden haben. PA Consulting ist allerdings skeptisch, ob der Hersteller nur mit ein paar Plug-in-Modellen (neben dem Kuga bringt Ford noch das neue große SUV Explorer und den Lieferwagen Tourneo Custom als Plug-in-Hybrid heraus) das Ziel erreichen wird, vor allem auch, weil Ford in Zukunft mehr SUVs verkaufen will. Neben den Plug-in-Autos hat Ford allerdings auch Mildhybride und normale Hybride ohne Auflademöglichkeit angekündigt. Außerdem soll es ab 2021 ein Elektro-SUV mit Mustang-Optik geben.
Ob die Rechnung für alle Hersteller aufgeht, werden wir 2021 wissen. Als Notlösung bleibt ja noch, die Strafen über die Verkaufspreise auf den Kunden abzuwälzen. Das würde Wettbewerbsnachteile mit sich bringen und damit ebenfalls zum Erreichen des angestrebten CO2-Durchschnittswertes beitragen.
Quelle: Automotive News Europe