Gut 63 Jahre nach seiner offiziellen Premiere und etwa ein Jahrzehnt nach dem Ende im Pkw-Bau kehrt der Wankelmotor zurück. Allerdings nicht als alleiniger Antrieb, sondern zur Verlängerung der Reichweite im elektrischen Mazda MX-30. Aus diesem Anlass blicken wir zurück auf neun wichtige Wankel-Autos.
Schnell wird Ihnen auffallen, dass diese nur von vier Marken stammen. Der Grund dafür ist simpel: Zwar besorgten sich unzählige Autofirmen eine Wankel-Lizenz, doch bis zur Serienfertigung schafften es aufgrund diverser Probleme nur NSU bzw. Audi, Citroen und Mazda. Spätestens mit der Ölkrise 1973 scheuten die meisten Hersteller das Risiko des Kreiskolbenmotors.
NSU Wankel Spider
Los ging es 1964, als NSU mit dem Wankel Spider den ersten Serien-Pkw mit Kreiskolbenmotor auf den Markt brachte. Tatsächlich blieb die Stückzahl des bis 1967 gebauten Cabrios mit nur 2.375 Exemplaren überschaubar. Im Heck arbeitete ein Einscheiben-Wankelmotor mit 50 PS Leistung.

NSU war seinerzeit unter Zugzwang, als Pionier der Technik auch das erste Wankel-Auto in Serie zu bringen. Die Besitzer mutierten indirekt zu Versuchsfahrern für die neue Technik. Im Motorsport war der Wankel Spider erfolgreich und holte in Deutschland die Rallye- und Bergrennmeisterschaft.
NSU Ro 80
Der NSU Ro 80 ist fraglos das berühmteste und bekannteste Wankel-Auto der Geschichte. Sein modernes Design setzte bei der Premiere anno 1967 Maßstäbe, als erstes deutsches Fabrikat wurde der Ro 80 zum "Auto des Jahres" in Europa gewählt. Unter der Haube arbeitete ein 115 PS starker Zweischeiben-Wankelmotor.

Obgleich von vielen verehrt, hatte der Ro 80 mit Problemen zu kämpfen: Zuverlässigkeit des Motors, überforderte Werkstätten, mangelndes Markenprestige und ein relativ hoher Preis. Der Verbrauch von manchmal 15 Liter und mehr war hingegen damals durchaus zeitgemäß. Bis 1977 wurden exakt 37.406 Fahrzeuge gebaut.
Mazda Cosmo Sport 110 S
1961, also vor rund 60 Jahren, erwarb Mazda seine Wankel-Lizenz von NSU. Als einziger Hersteller haben die Japaner bis heute fast zwei Millionen Kreiskolben-Aggregate produziert. Zwar lief mit dem RX-8 der letzte ausschließlich von einem Wankelmotor angetriebene Mazda im Jahr 2012 vom Band. Aber bis heute werden ältere Motorentypen (etwa für den RX-7) in Hiroshima nachgefertigt.

Das erste Auto mit Wankelmotor baute Mazda zwar nicht, dennoch war die Vorstellung des Cosmo Sport 110 S im Mai 1967 eine echte Sensation. Nur sechs Jahre hatten die Japaner gebraucht, um noch vor NSU ein Auto mit Zweischeiben-Wankelmotor (110, später 128 PS) auf den Markt zu bringen. Allerdings wurden bis 1972 nur 1.176 Exemplare von Hand für den japanischen Markt gebaut. Heute liegt ein Ur-Cosmo bei 100.000 Euro.
Mercedes C 111
Es ist das wohl berühmteste Wankel-Automobil nach dem NSU Ro 80 und dem Mazda RX-7. Und das, obwohl es nie in Serie ging: der Mercedes C 111. Im Kleinformat bevölkerte der markante Keil unzählige Kinderzimmer.

15 Jahre und zirka 100 Millionen DM Investitionen: Zwischen 1961 und 1976 befasste man sich bei Daimler-Benz mit dem Kreiskolbenmotor. Nach der Messepräsentation des C 111 mit Dreischeiben-Wankelmotor im Jahr 1969 folgt auf dem Genfer Auto-Salon 1970 die Vorstellung des C 111-II mit Vierscheiben-Wankelmotor und weiterentwickeltem Design. Diese Version des Experimentalfahrzeugs weckt noch größere Begehrlichkeiten bei Sportwagenliebhabern. Aber die Serienfertigung des C 111 wird nach langen und kontrovers geführten, unternehmensinternen Diskussionen am Ende nie aufgenommen.
Chevrolet Corvette XP-895 "Aerovette"
Eine Corvette mit Wankelmotor? Auch das gab es. Die sogenannte "Aerovette", zuvor schlicht XP-895 genannt, steht symbolisch für die Wankel-Träume von General Motors, die sich der Konzern viel Geld kosten ließ: 50 Millionen Dollar, nach heutigem Kurs über 300 Millionen Euro.

Um 1974 herum sollte der kompakte Chevrolet Vega mit Zweischeiben-Wankelmotor auf den Markt kommen. Doch auch hier sorgte die Ölkrise von 1973 für ein abruptes Ende und den Stopp des Wankel-Projekts bei GM. Bis Ende 1975 wollte man neben starken Corvette-Modellen mit Kreiskolbenmotor auch Fahrzeuge anderer Konzernmarken mit dieser Technik versehen. Und die Aerovette? 1976 wurde das 4-Rotoren-Aggregat durch einen 6,6-Liter-V8 ersetzt und das Konzeptfahrzeug für 1980 zur Produktion zugelassen.
Mazda RX-7
Der Mazda RX-7 verhalf ab Frühsommer 1978 dem Wankelmotor zum Comeback: Fast eine halbe Million Einheiten wurden von der ersten Generation verkauft. Damit ist er bis heute das meistproduzierte Fahrzeug mit einem Wankelmotor. Mit dem RX-7 endete bei Mazda auch die Politik, den Wankelmotor in jeder Baureihe anzubieten. Bis Mitte der 1970er-Jahre wurden rund 900.000 Mazda mit Kreiskolben-Motoren verkauft, dann beendete die erste Energiekrise diese Erfolgsstory.

Der neue Sportwagen war konsequent um das besondere Aggregat geschnitten worden. Dank eines günstigen Preises verkaufte sich der erste RX-7 in den USA besser als der optisch ähnliche Porsche 924. Anfangs reichten bereits 77 kW/105 PS für veritable Sportwagen-Fahrleistungen, ab 1981 waren es dann 85 kW/115 PS, die den RX-7 über 200 km/h schnell machten und in 8,9 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h sprinten ließen. Einen der ersten Mazda RX-7 erhielt übrigens Felix Wankel persönlich. Exakt 474.565 RX-7 der ersten Generation wurden weltweit verkauft.
Mazda 787B
Der Gipfelpunkt der Mazda-Entwicklung wurde 1991 beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans erreicht. Dort siegte der rund 700 PS starke 787B als erstes und bis heute einziges Auto mit Wankelmotor. Lediglich der Ruhm, als bislang einzige japanische Marke gewonnen zu haben, musste Mazda später mit Toyota teilen.

Der Klang des 787B? Mixer trifft auf Kreissäge und Düsenjäger. Im Folgejahr verhinderte eine Änderung des Reglements den Einsatz des Wankelmotors. Entgegen mancher Gerüchte richtete sich diese Änderung aber nicht explizit gegen die Wankel-Technik.
Mazda RX-8
2012 endete vorerst nach fast zwei Millionen gebauten Motoren die Wankel-Ära bei Mazda: Das weiterentwickelte Renesis-Aggregat im ungewöhnlich gestalteten RX-8 sammelte viele Preise. Kunden hatten die Wahl zwischen 192 und 231 PS.

Schon Anfang 2011 hatte Mazda den RX-8 vom deutschen Markt genommen, die gezeigte Facelift-Version fand kaum noch Interessenten, hinzu kam die Pflicht zur Erfüllung der Euro-5-Abgasnorm. Exakt 192.094 Exemplare des RX-8 liefen vom Band.
Mazda MX-30 R-EV
Am 13. Januar 2023 wird der Mazda MX-30 mit Wankelmotor als Range Extender auf der Brüssel Motor Show offiziell vorgestellt. In der Ankündigung heißt es: "Im kommenden Jahr wird der Mazda MX-30 R-EV als zweite Antriebsvariante des vollelektrischen Mazda MX-30 EV seine Markteinführung erleben. Das einzigartige serielle Plug-in Hybridkonzept kombiniert die Vorzüge des elektrischen Fahrens mit der hohen Reichweite von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor."

"Denn der Mazda MX-30 R-EV fährt ausschließlich mit der Kraft seines Elektromotors, kann aber bei Bedarf durch den Einsatz eines kompakten Kreiskolbenmotors mit Generator seine Reichweite um ein Vielfaches vergrößern. So erlebt der von Mazda in diversen Modellen zum kommerziellen Großserienerfolg gereifte Kreiskolbenmotor seine Renaissance in einem hochinnovativen elektrischen Antriebskonzept", so der Hersteller weiter.