Die Corona-Situation wirft vieles über den Haufen: Eigentlich sollten wir bereits den neuen Fiat 500 Elektro gefahren haben. Aber Turin ist Risikogebiet, ergo: Pustekuchen. Zum Glück gibt es noch unsere italienischen Motor1-Kollegen. Im folgenden Text schildert Giuliano Daniele seine Eindrücke. Einen eigenen Fahrbericht versuchen wir möglichst bald nachzureichen. 

Es gibt wahrscheinlich kein besseres Auto als den elektrischen Fiat 500, um die Italiener dazu zu bewegen, mehr über Elektroautos zu lernen. Wie viel kostet es? Wie viele Kilometer schafft es mit einer Aufladung? Wie viel komplizierter ist es, ihn täglich zu benutzen als einen Fiat 500 mit Benzinmotor? Und was ist besser?

In einem ersten Fahrbericht habe ich mich diesen und anderen Fragen gestellt, unter den vielen, die sich um den neuen 500 drehen. Das Wörtchen "neu" ist wichtig, denn ähnlich wie die zwei Päpste im Vatikan gibt es nun zwei Fiat 500: den mit Mildhybrid-Verbrenner und eben die rein elektrische Version, an deren Frontpartie nur noch "500" prangt.

Was ist das?

Mit dem elektrischen 500 hat das "Centro Stile" von Fiat die typischen Formen, die dieses Auto seit über 60 Jahren unverwechselbar machen, neu interpretiert. Und die Operation ist gelungen, selbst wenn man bedenkt, wie die Proportionen neu definiert wurden, ohne die Dimensionen zu sehr zu verändern. Der Elektro-500 ist in der Tat kaum größer als ein Benzin-500: Wir sprechen von einer Länge von 3,63 Metern, einer Breite von 1,68 Metern und einer Höhe von 1,52 Metern. Bei der hier getesteten Cabrio-Variante beträgt das angegebene Gewicht 1.330 kg.

Fiat 500 elettrica
Fiat 500 elettrica

Was für die äußere Gestaltung gilt, gilt auch für das Innere, wo es nicht an Verweisen auf die markantesten Elemente des historischen 500 fehlt, wenn auch im Kontext eines modernen Ansatzes. Und mit einem schönen Maß an wahrgenommener haptischer Qualität. Und auch mit einem guten Platzangebot, insbesondere in der viertürigen Karosserievariante des Fiat 500 3+1. Dieser 500er mit Zusatztür auf der Beifahrerseite lohnt sich durchaus, denn der Einstieg nach hinten ist bei der Normalversion des Stromers doch recht mühsam.

Fiat 500 elettrica

Wie fährt er sich?

Der elektrische Fiat 500 bietet je nach Batteriegröße eine Reichweite zwischen 180 km und 320 km im WLTP-Zyklus (und zwischen 240 km und 460 km im Stadtverkehr), wobei der Elektromotor je nach Version 95 PS (70 kW) oder 118 PS (87 kW) entwickelt. In der leistungsstärksten Variante, dem Protagonisten dieses Tests, garantieren 220 Newtonmeter maximales Drehmoment eine hervorragende Beschleunigung, ohne dass die Vorderräder durchdrehen, wie es bei anderen Elektrofahrzeugen mit Frontantrieb der Fall ist.

Auf Tempo 50 beschleunigen übrigens beide Version gleich flott, nämlich in 3,1 Sekunden. Erst im Sprint auf 100 km/h hat der "große" 500 Elektro die Nase vorn: 9 zu 9,5 Sekunden. Bemerkenswert: Schon das Basismodell kann mit bis zu 50 kW geladen werden, der stärkere 500 mit bis zu 85 kW. 

Fiat 500 elettrica Cabrio

Der Aufbau und die Lenkung ermutigen dazu, auch mal flott durch Kurven zu fahren, wobei eine ausgewogene Kalibrierung der Federung die Unebenheiten der Straße auffängt. Stattdessen fand ich es etwas abrupt, bei der Bewältigung der letzten paar Meter der Verzögerung nur mit dem Gaspedal (und fast nie mit der Bremse) Energie zu regenerieren, bevor das Auto vollständig zum Stehen kommt. Zum Beispiel an einer Ampel.

Der CCS-Ladeanschluss befindet sich hinten rechts, geladen wird mit Gleich- oder Wechselstrom. Beim Schnellladen (DC-Laden mit Mode 4) kann man in fünf Minuten genug Strom für 50 Kilometer nachladen. In 35 Minuten ist der Akku zu 80 Prozent aufgeladen. Über das Mode-3-Kabel, das beim "la Prima"-Modell serienmäßig ist, kann man außerdem mit bis zu 11 kW Wechselstrom laden.

Fiat 500 elettrica 3+1
Fiat 500 elettrica 3+1

Kurioses

Nach 48 Jahren kehrt der Fiat 500 zurück, um in Turin im Werk Mirafiori produziert zu werden. Und das zeigt der Elektro-Cinquecento in den Details. Wie zum Beispiel der geprägte Schriftzug in den Türinnengriffen, auf der Türverkleidung und der Umriss der Mole Antonelliana auf der Ablage im Armaturenbrett, wo das Smartphone drahtlos aufgeladen werden kann.

Was kostet er?

Die Preise für den Fiat 500 Elektro beginnen ohne staatliche Kaufanreize in Italien bei 26.150 Euro für die Basisversion mit dem Namen "Action", 24-kWh-Batterie und 180 km Mindest-Reichweite. Der 500 Elektro mit 320 km Reichweite und 42 kWh Batterieleistung beginnt bei 29.900 Euro für die Version "Passion". In Italien gibt es staatliche Prämien für Elektroautos von bis zu 10.000 Euro, wenn das Altfahrzeug mit Verbrenner verschrottet wird.

Und was ist mit Deutschland? Hier starten die Preise bei 22.966 Euro für den Fiat 500 Action, 23.560 Euro sind es mit 19 Prozent Mehrwertsteuer. Mit mehr Leistung kostet der geschlossene 500 genau 4.000 Euro mehr. Der Fiat 500 Elektro 3+1 liegt bei mindestens 28.815 Euro (29.560 Euro), das Cabrio bei 29.970 Euro (30.560 Euro). Sie gibt es ausschließlich mit der großen Batterie, weshalb sie teurer sind. 

Nicht gerade günstig, aber auch hierzulande gibt es über 9.000 Euro Prämie. Und die Konkurrenz in Sachen kultige Elektro-Kleinwagen mit Retro-Note ist kaum günstiger: 31.680 Euro werden mindestens für den Mini Cooper SE aufgerufen, bei knapp 33.000 Euro startet der Honda e. Beide Preisangaben verstehen sich mit 16 Prozent Mehrwertsteuer.

Bildergalerie: Fiat 500e La Prima (2020)

Fiat 500e 48 kWh 118 CV Cabrio Icon

Länge 3,63 m
Breite 1,68 m
Höhe 1,52 m
Leergewicht 1.330 kg
Motor elettrico
Antrieb trazione anteriore
Leistung 118 CV (87 kW)
Max. Drehmoment 220 Nm
Beschleunigung 0-100 km/h 9,0 s
Höchstgeschwindigkeit 150 km/h
Verbrauch 14,7 kWh/100 km
Elektrische Reichweite 320 km (combinatoWLTP) - 460 km (uso urbano)