Neben der Corvette und dem Porsche 911 zählt der Ford Mustang zu den berühmtesten Sportwagen der Welt. Und alle drei sind bereits enorm lange auf dem Markt: Die Vette seit 1953, der Elfer seit 1963 und der "Stang" seit 1964. Wir werfen einen Blick in die Geschichte des Ford Mustang. Eine ausführliche Galerie mit historischen Bildern finden Sie am Ende dieses Textes.
Natürlich hat die jetzt vorgestellte siebte Generation des Mustang außer dem Namen und gewissen Designeinflüssen nichts mehr mit dem Urmodell zu tun. Hinter dem ersten Mustang stand eine geniale Idee, die später in ähnlicher Form auch beim Opel Manta und Ford Capri aufgegriffen wurde.
Lee Iacocca, Anfang der 1960er-Jahre im Vorstand von Ford, erkannte die Zeichen der Zeit: Eine junge Generation von Autokunden war herangewachsen, die für ihr Geld keine biedere Limousine haben wollte, sondern etwas mit mehr Pfiff. Auf Basis des 1960 eingeführten, günstigen Ford Falcon entstand das Projekt "Special Falcon", aus dem der Mustang hervorging.
Obwohl heute an jedem Mustang ein Pferd im Grill prangt und man schon früh von "Pony Car" sprach, soll ein Flugzeug Pate gestanden haben: Die P-51 Mustang aus dem Zweiten Weltkrieg. Im Gespräch waren auch Stiletto und Allegro. In Deutschland hieß der Mustang übrigens bis 1979 nur T5, da sich Ford weigerte, die Markenrechte von Krupp für 10.000 Dollar zu kaufen. Mehr als 800 T5 pro Jahr wurden hierzulande aber nicht zugelassen.
Der Premierenort für den ersten Ford Mustang war ungewöhnlich: Auf der Weltausstellung in New York stellte Henry Ford II am 17. April 1964 das Auto vor. Und zwar als Hardtop-Coupe (siehe Bild) und als Cabrio. Im wahrsten Wortsinne vom Stand weg wurde der Mustang ein Bombenerfolg. Schon am ersten Tag gingen 22.000 Bestellungen ein, 419.000 Fahrzeuge wurden im ersten Jahr verkauft.
Rückblickend keine Überraschung: Der Ur-Mustang sah hinreißend aus, ohne "zu männlich" oder "zu weiblich" zu wirken. Ob Omi oder Flugkapitän, jeder konnte sich darin sehen lassen. hinzu kam ein günstiger Einstiegspreis (inflationsbereinigt knapp über 20.000 Euro) und die Möglichkeit, sich dank unzähliger Extras "seinen" Mustang zusammenzustellen.
Fun Fact: Noch kurz vor der Premiere hatte Ford mit Kombi- und Limousinen-Varianten des Mustang herumexperimentiert. Aber man merkte wohl bald, dass dafür der Falcon gut war. 1965 folgte als dritte Karosserie für den Mustang ein Fastback als 2+2-Sitzer.
Jenes Fastback schmückt die heute berühmtesten und teuersten Modelle des Mustang: den ebenfalls 1965 eingeführten Shelby GT350, den "Bullitt" aus dem gleichnamigen Film von 1968 mit Steve McQueen sowie "Eleanor" aus "Nur noch 60 Sekunden".
Im Laufe der späten 1960er- und frühen 1970er-Jahre wurde der eher zierliche Mustang immer fetter und breiter, auch weil Ford sich am Muscle-Car-Rüsten beteiligte. Modelle wie "Boss" oder "Mach 1" bekamen V8-Motoren mit bis zu sieben Liter Hubraum und 375 PS Leistung.
Mitten in die Entwicklung des komplett neuen Mustang der zweiten Generation platzte die Ölkrise von 1973. Fast panisch trat Ford voll auf die Bremse und brachte 1974 den Mustang II auf Basis des Pinto. Mit Vier- und Sechszylindermotoren, die in der Basis gerade mal 88 PS stark waren. Erst ein Jahr später führte Ford auf Druck der Kundschaft wieder V8-Maschinen ein.
Bis heute ist die Fangemeinde des recht krude designten Mustang II (gerade einmal 4,44 Meter lang!) überschaubar. Schon nach fünf Jahren kam Nummer III heraus, der sogenannte "Fox-Body"-Mustang. Mit klaren, fast europäischen Linien wurde er wider Erwarten sehr erfolgreich und hielt sich bis 1993 im Programm. Ab 1987 mit einem großen Facelift, was uns vom Vorgehen her etwas an den brandneuen Mustang anno 2022 erinnert.
Im Frühjahr 1994 erschien die vierte Generation, intern SN-95 genannt. Wenngleich modernisiert, basierte auch sie noch immer auf der Fox-Plattform. Das uninspirierte Design wurde Ende 1998 deutlich optimiert, etwa durch dreistreifige Rückleuchten im Stil des Ur-Mustang.
Vollends auf die Retro-Schiene setzte der fünfte Mustang ab 2004. Zuvor hatte Ford bereits in einer Retro-Welle den Thunderbird erneuert, doch nur der neue Mustang erwies sich als Kassenschlager. Im gleichen Jahr wanderte die Produktion von Dearborn nach Flat Rock (Michigan).
Ende 2013 stellte Ford die sechste Generation des Mustang vor. Ihr Design kann als so gelungen betrachtet werden, dass es auch zur Grundlage für den siebten Mustang wurde. Aber wir schweifen ab: 2015 konnte der Mustang endlich auch in Deutschland wieder regulär beim Ford-Händler erworben werden. Im Angebot waren ein 2,3-Liter-Turbobenziner mit 317, später 290 PS und der 5,0-Liter-V8 mit 421 respektive 450 PS.
Im August 2017 gab es eine Nachschärfung der Optik per Facelift, 2018 feierte Ford den 10-millionsten Mustang. Seit 2019 muss der Name Mustang zudem für ein Elektroauto herhalten, den Mustang Mach-E. Aber die Story des klassischen Pony Car mit V8 wird weitergeschrieben. Dafür ein Dank nach Dearborn!