2022 hatten in Deutschland insgesamt 731.795 Fahrzeuge einen Oldtimer-Status. Das entspricht einem Zuwachs von 10,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Tendenz? Weiter steigend. Denn schließlich muss man sich bei der Oldie-Wahl nicht mehr auf einen VW Käfer, einen Mercedes-Benz W123 oder gar Vorkriegsmodelle beschränken. Nur zur Erinnerung: 2023 werden bereits Fahrzeugbaureihen wie der VW Golf II oder der Opel Corsa B auf dem Papier zu Oldtimern.

Aber macht das diese jungen Modelle, die gefühlt gestern noch in den Händlerräumen standen, auch zu sammelwürdigem Kulturgut der Automobilindustrie? Hier scheiden sich schon jetzt die Geister. Und wie sieht die Sache eigentlich aus, wenn wir noch einmal 30 Jahre in die Zukunft blicken?

Werden auch aktuelle Autos mit ihrer umfangreichen Technik und dem immer beliebiger werdenden Design irgendwann einmal zu begehrenswerten Oldtimern, wenn das gesamte Verkehrsgeschehen dann möglicherweise schon elektrisch bestritten wird?

Wir wagen nun diesen Blick auf den Gebrauchtwagenmarkt des Jahres 2053 und zeigen Ihnen 10 aktuelle Modelle, die (unserer Meinung und möglicherweise) einmal das Potenzial zu einem Oldtimer der Zukunft haben könnten ...

Alpine A110

Ein nur rund 1,1 Tonnen leichter Mittelmotor-Sportwagen mit 1,8 Liter Hubraum, vier Zylindern, 7-Gang-DSG und Hinterradantrieb sowie einer Leistungsspanne von 252 bis 300 PS. Das Hardware-Rezept verpackt in einem überaus ansprechenden Design mit klassischen Alpine-Gestaltungs-Anleihen schmeckt köstlich. Für uns Grund genug, der aktuellen Alpine A110 eine sammelwürdige Zukunft vorherzusagen.

Alfa Romeo Giulia

Das Fahrzeugkonzept der Limousine wird immer seltener. Und wirklich extrem gut aussehende Viertürer mit Stufenheck gibt es so gut wie überhaupt nicht mehr. Eine Ausnahme stellt da die aktuelle Alfa Romeo Giulia dar. Heißes italienisches Design und in der QV-Variante mit bis zu 520 PS aus einem 2,9-Liter-V6 von Ferrari sollten auch in Zukunft die Oldie-Fans begeistern können. Wie solide die schon jetzt etwas anfällige Elektronik in 30 Jahren arbeiten wird, sei mal dahingestellt. Aber ein bisschen leidensfähig müssen Alfa-Altblech-Freunde ja auch heute schon bei klassischen Fahrzeugen der Marke sein.

BMW M2

Potente BMW-Modelle, die ein bisschen abseits des Münchner-Mainstreams unterwegs waren, sind bislang immer eine gute Bank für Autosammler. Und wenn dann noch ein "M" im Namen zu finden ist, ist die Wertsteigerung im Zuge der Oldtimer-Werdung eigentlich immer vorprogrammiert gewesen. Deshalb ist es nicht gerade verwunderlich, dass der aktuelle BMW M2 in unserer Liste auftaucht. 3,0-Liter-Reihensechszylinder, 6-Gang-Schaltgetriebe und wenig Gewicht sind nämlich nach wie vor die Patentlösung für emotionale Automobile, die auch noch lange Emotional bleiben dürften.

Fiat 500

Emotional holt uns auch der aktuelle Fiat 500 ab. Zwar nicht unbedingt über seine Performance-Leistungen, aber über sein klassisches und trotzdem modernes Design mit jeder Menge Dolce Vita. So könnte es auch der aktuelle 500er (und vielleicht sogar die Elektro-Variante) schaffen, in 30 Jahren zu einem begehrten Oldtimer zu werden. Vor allem, weil die breite Masse viele Berührungspunkte mit dem Modell hatte (wie etwa beim VW Käfer heute) und weil damit der Einstieg in die Oldtimer-Welt halbwegs bezahlbar bleiben dürfte.

Honda e

Apropos Elektroauto: Ob sich in Zukunft eventuell eine Subkultur für Alt-Elektro-Fans entwickeln wird, können wir zum jetzigen Zeitpunkt natürlich noch nicht beantworten. Falls dem aber so sein sollte (schließlich kann bis auf fehlende Software-Updates und schwach werdenden Akkus nicht viel bei Stromern kaputt gehen), sehen wir den knuffigen und durch seinen hohen Preis auch recht seltenen Honda e mit seinem Retro-Design in jedem Fall in der Riege der einmal sammelwürdig werdenden E-Autos. 

Mercedes-Benz CLS

Natürlich hätte man von Mercedes-Benz auch eine G-Klasse, einen AMG GT oder den aktuellen SL in diese Liste mit aufnehmen können, aber wir haben uns für ein Modell entschieden, das mittlerweile etwas unter dem Radar läuft – wie vor noch garnicht allzu langer Zeit beispielsweise das S-Klasse Coupé. Der Mercedes-Benz CLS verbindet die Vorzüge einer Limousine mit der schicken Optik eines Coupés. Dazu gibt es interessante Antriebe und jede Menge Technik, die in 30 Jahren genauso veraltet sein wird, wie heute das extrem teure Autotelefon-Zubehör oder der Airbag in einem W124. 

Porsche 911

Als die ersten wassergekühlten 911er auf den Markt kamen, prognostizierten die Fans der Marke keine rosige Oldtimer-Zukunft für die neuen Modelle. Genauso sah es mit Turbo-Modellen aus. Und auch allen anderen Entwicklungen um die 911-Baureihe, die das Modell stetig verändert und modern gehalten haben. Mittlerweile weiß man: Was auch immer Porsche mit dem 911 anstellt ... am Ende des Tages ist es egal, ob man nun einen Carrera, einen GT3 oder irgendein Sondermodell in der Garage stehen hat, denn nach 30 Jahren ist aus einem neuen 911 in der Regel ein begehrter Oldie gereift. Da wird die aktuelle Generation keine Ausnahme sein.

Toyota GR86

Puristisches Autofahren kann man (oder konnte man, da die Stückzahlen sehr begrenzt sind) auch bei Toyota in Form des GR86 erwerben. Und wieder ist es die Kombination aus wenig Gewicht, einem tollen Leistungsverhältnis, Hinterradantrieb und einer direkten Sechsgang-Schaltung, die ein in Zukunft wohl recht begehrenswertes Modell geformt hat. Die Fangemeinde wird (anders als beispielsweise beim Fiat 500 oder dem Porsche 911 in dieser Liste) zwar deutlich kleiner sein, aber wenn ein aktueller Toyota mal ein H-Kennzeichen verdient hat, dann dieser.

Suzuki Jimny

Ein sammelwürdiger Suzuki? Ja ... der Jimny. Punkt. Er hat es durch sein ansprechendes Retro-Design, den vergleichsweise günstigen Einstiegspreis und nach Analyse der aktuellen Nachfrage-Situation in diese Liste geschafft. Aber auch, weil er ein herrlich einfach gestricktes wie robustes Automobil ist, das wahrscheinlich locker die nächsten 30 Jahre ohne viel Arbeitsaufwand überleben wird. Selbst beim harten Arbeitseinsatz.

VW T-Roc Cabriolet

Wie bei Porsche hat auch bei VW fast jedes vergangenen Modell irgendeinen Fan-Kreis hervorgebracht, der sich heute liebevoll um beispielsweise die erste Phaeton-Generation oder einen VW Caddy (Typ14D) kümmert. Und während sich die Masse in 30 Jahren eventuell über einen Golf 8 auf einem Oldie-Treffen freut und sich so an alte Zeiten zurückerinnert fühlt, werden nur noch Hardcore-Fans der Marke ein T-Roc Cabriolet erkennen und gleichzeitig auch zu schätzen wissen. "Ein höhergelegtes Auto ohne Dach?" So werden die Fragen lauten. Und der Kenner wird antworten: "Ja ... sowas gab es mal bei VW, bevor auf seifiges ID.-Design umgestellt wurde."

Bildergalerie: 10 aktuelle Autos, die in 30 Jahren Oldtimer-Potenzial haben