Bislang bot Opel seinen Kleinwagen-Bestseller Corsa nur mit reinen Benzinmotoren oder gleich in zwei vollelektrischen Versionen an. Dazwischen gab es nichts. Keine Teilelektrifizierung. Das hat sich jetzt geändert, denn die Rüsselsheimer haben das Modell mit einem 48-Volt-Hybrid-Antrieb in zwei Versionen mit je einem 21-kW-Elektromotor sowie einem 6-Gang-DSG ins Programm aufgenommen.

Was ist das?

Die wichtigste Nachricht zuerst: Beim Design ändert sich nichts. Lediglich die kleine Hybrid-Badge am rechten Rand des Kofferraumdeckels verrät den neuen Antrieb, der in zwei Leistungsstufen erhältlich ist. Die erste Variante ist der 100 PS starke Corsa Hybrid, der zum vergleichbar motorisierten nicht‑elektrifizierten Corsa 1.2 mit 8-Gang-Automatik knapp einen Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer (rund 15 Prozent) einsparen soll.

Bildergalerie: Opel Corsa Hybrid (2024) im Test

Die zweite Version wird mit der gleichen Hardware geliefert, leistet aber bis zu 136 PS. Beide Modelle erreichen ihre jeweilige Maximalleistung bei 5.500 U/min. Das maximale Drehmoment von 205 beziehungsweise 230 Nm liegt ab 1.750 U/min an.

Opel Corsa Hybrid (2024) im Test
Opel Corsa Hybrid (2024) im Test

Der 21 kW und 55 Nm starke Elektromotor soll bei niedrigen Geschwindigkeiten die vollelektrische Fahrt für bis zu einem Kilometer ermöglichen, den Benziner unter Volllast unterstützen und gleichzeitig als Generator für eine Rekuperation der 0,89 kWh großen Batterie sorgen. Dazu gesellt sich ein elektrifiziertes 6-Gang-DSG in dessen Gehäuse auch der Elektromotor, der Gleichstrom-Wechselrichter und die Motorsteuerung verbaut sind. Last but not least kommt noch ein riemengetriebenen Starter zum Einsatz, der – zusammen mit dem E-Motor – den Benziner aus dem Kaltstart heraus startet.

Und wie fährt sich ein Kleinwagen mit so viel Technik?

Im besten Fall unauffällig. Dass das 48-Volt-Hybridsystem an Bord ist, merkt man also kaum, denn die Software scheint selbst bei für den Antrieb schwierigeren Fahrmanövern wie im Stop-and-Go-Verkehr oder beim starken Durchbeschleunigen die vielen auf die Vorderachse wirkenden Bauteile gut miteinander kommunizieren zu lassen.

Nichts ruckt, nichts macht komische Geräusche. Läuft. Und wir fühlen uns so wohl wie schon 2019 bei der Fahrpräsentation des Vor-Facelift-Modells des Corsa mit ebenfalls 100 PS. Einzig die doch sehr starke und nicht verstellbare Rekuperation könnte man negativ werten. Am Ende aber eine Sache der Gewöhnung.

Opel Corsa Hybrid (2024) im Test

Ob man jetzt elektrisch oder mit dem Verbrenner unterwegs ist, sieht man übrigens (wie bei allen anderen teilelektrifizierten Stellantis-Modellen) an der Geschwindigkeitsanzeige, die sich im E-Modus von weiß auf blau färbt.

Und tatsächlich sind wir auf unserer Testrunde oft elektrisch unterwegs. Rund 40 Kilometer legen wir zurück. Knapp ein Drittel (32 Prozent sind es genau) davon ohne Benzin. Am Ende stehen so 5,1 l/100km auf dem Bordcomputer. Obwohl wir es auf gut der Hälfte der Strecke sogar auf der Autobahn haben krachen lassen – also ... im Rahmen der 188-km/h-Höchstgeschwindigkeit.

Opel Corsa Hybrid (2024) im Test

Angegeben ist das Hybrid-Modell mit 100 PS laut WLTP übrigens mit 4,5 bis 4,8 l/100km. Das unelektrifizierte Pendant mit ebenfalls 100 PS und der 8-Gang-Automatik an Bord liegt bei 5,4 bis 5,9 l/100km laut WLTP. Die Spritersparnis von einem Liter je 100 km ist also durchaus machbar. Ein weiterer netter Nebeneffekt? Die ungebremste Anhängelast steigt von 580 auf 610 kg, die Zuladung verringert sich allerdings von 442 auf 423 kg.

Beim zusätzlich gefahrenen Grandland Hybrid (ein 48-Volt-Astra folgt ebenfalls in Kürze) ergibt sich übrigens das gleiche Bild. Rund ein Liter Ersparnis, gleiches Fahrverhalten, unauffällig gut. Nur das etwas höhere Gewicht sorgt dafür, dass die als unangenehm stark empfundene Rekuperation des Corsa im Grandland weniger heftig ausfällt. Angenehm.

Der Grandland ist außerdem mit der gleichen Hardware wie der Corsa Hybrid ausgestattet, allerdings hat man in dem kompakten SUV nicht die Wahl zwischen 100 oder 136 PS, sondern muss immer auf das stärkere Modell zurückgreifen.

Bildergalerie: Opel Grandland Hybrid (2024) im Test

Jetzt heißt es nur noch rechnen ...

... und zwar sowohl für Opel selbst als auch für die potenzielle Kundschaft. Dabei ist die Rechnung für den Hersteller eigentlich denkbar einfach. Hier geht es lediglich um die zukünftige Reduzierung des Flottenverbrauchs und des CO2-Ausstoßes. Beim 100-PS-Corsa mit 8-Gang-Automatik und dem 100-PS-Hybrid-Corsa sinkt der Ausstoß von 122 – 124 g/km auf 101 – 108 g/km. Beim Grandland geht's bei den vergleichbaren Modellen von 145 – 151 g/km auf 124 – 128 g/km runter.

Das lohnt sich, um künftige Strafzahlungen zu vermeiden. So sehr, dass wir davon ausgehen, dass die reinen Benziner im Corsa demnächst verschwinden werden. Und im Grandland sowieso. Der bekommt nämlich im Laufe des Jahres noch eine neue Generation spendiert. Auf der neuen Plattform STLA Medium fährt er dann wie sein Peugeot-Pendant – der E-3008 – vollelektrisch vor. 

Rechnen wir jetzt aber mal aus Kundensicht, denn natürlich ist so viel Hybrid-Technik in einem Kleinwagen und in einem Kompakt-SUV nicht gerade förderlich, wenn es um den Verkaufspreis geht. Für die Hybridisierung verlangt Opel 1.700 Euro Aufpreis beim Corsa, 1.800 Euro sind es beim Grandland.

Bei einer theoretischen Fahrleistung von 20.000 km/Jahr und einer Spritersparnis von einem Liter je 100 km kommen wir also auf eine jährliche Einsparung von 340 Euro (bei einem ebenfalls theoretischen Benzinpreis von 1,70 Euro/Liter). Dazu kommt die niedrigere KFZ-Steuer. Beim Corsa sind es jährlich 38 Euro, beim Grandland 54 Euro an Ersparnis. In diesem Szenario haben sich die Aufpreise für die Hybrid-Systeme also nach etwa 4,5 Jahren amortisiert. Bei höheren Fahrleistungen natürlich früher, bei niedrigeren Fahrleistungen später.

Fazit: 8/10

Wenn Sie noch nicht bereit für einen bereits verfügbaren Elektro-Corsa oder den neuen Elektro-Grandland ab Ende des Jahres sein sollten, können der teilelektrifizierte Kleinwagen und das teilelektrifizierte Kompakt-SUV mit dem identischen Fahrverhalten und den gleichen Qualitäten (aber auch Schwachpunkten) durchaus eine Alternative zu den reinen Verbrenner-Modellen sein. Durchrechnen sollte man aber trotzdem mit seinem persönlichen Fahrprofil und seiner geplanten Haltungsdauer, damit sich der Aufpreis am Ende auch wirklich lohnt.

Opel Corsa 1.2 Direct Injection Turbo Hybrid 48V (2024)

Motor 1,2-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner + 48-Volt-Elektromotor
Getriebeart elektrifiziertes 6-Gang-DSG
Antrieb Frontantrieb
Leistung 100 PS (bei 5.500 U/min)
Max. Drehmoment 205 Nm (bei 1.750 Nm)
Beschleunigung 0-100 km/h 9,9 Sek.
Höchstgeschwindigkeit 188 km/h
Verbrauch 4,5 – 4,8 l/100km (WLTP) / 5,1 l/100km (Testverbrauch)
Emission 101 – 108 g/km
Länge 4.061 mm
Breite 1.765 mm (mit eingeklappten Außenspiegeln)
Höhe 1.435 mm
Leergewicht 1.267 kg
Zuladung 423 kg
Anhängelast 610 kg (ungebremst) / 1.200 kg (gebremst bis 12% Steigung)
Kofferraumvolumen 309 – 1.081 Liter
Anzahl der Sitze 5
Basispreis 26.100 Euro (Corsa)
Preis der Testversion 28.450 Euro (Corsa GS)