Bisher waren Plug-in-Hybride so beliebt wie süße Hundewelpen: Über 362.000 Neuzulassungen auf dem deutschen Markt im Jahr 2022. Doch ob das so bleibt, steht in den Sternen. Vater Staat hat den Geldhahn zugedreht, ab dem 1. Januar 2023 gibt es keine Förderung mehr.
Zumindest nicht in Form einer festen Summe, geblieben ist die günstigere Besteuerung des Plug-in-Hybriden als Dienstwagen. Deshalb halten die Autohersteller an dem Antriebskonzept fest. Opel bietet den neuen Astra Sports Tourer (ergo Kombi) als PHEV mit 180 PS Systemleistung an, demnächst folgt sogar ein noch stärkerer GSe mit 225 PS und sportlicher Note.


Was ist das?
Macht der "kleine" Plug-in-Hybrid Sinn? Wie schlägt er sich im Winter? Und ist der neue Astra Kombi eine gute Wahl für Familien, sogar besser als der inzwischen ausgelaufene Insignia? Schauen wir ihn uns genauer an. Wie der Fünftürer ist auch der ST formal absolut gelungen. Klare Linien mit einem Hauch Retro, dazu eine kecke C-Säule, ohne aber so unruhig zu wirken wie der eng verwandte Peugeot 308 SW.
Innen setzt sich das Konzept fort: Über eine 60 Zentimeter niedrige Ladekante passt viel Gepäck in den Astra ST, sogar fast mehr als in den kürzlich ausgelaufenen, aber deutlich längeren Insignia Kombi. 560 bis 1.665 Liter waren es beim Insignia ST, 608 bis 1.634 Liter beim "normalen" Astra ST, 548 bis 1.574 Liter beim PHEV. Etwas störend ist der Koffer mit den verschiedenen Ladekabeln im Kofferraum, wer nur eines benutzt, kann es unter dem Ladeboden verstauen.


Der Fond gefällt mit viel Platz und Fußraum, auch vorne sitzt man bequem und großzügig, wenngleich nicht allzu hoch. Allerdings fällt überall ein relativ hoher Anteil an Hartplastik auf. Opel kaschiert das zwar so gut wie möglich, aber andere Kompaktkombis vermitteln mehr Wertigkeit. Unabhängig davon ist das Display-Cockpit im neuen Astra ein echter Hingucker, zum Glück gibt es aber noch klassische Regler und Knöpfe für Lautstärke oder Klimaanlage. Leider reagieren einige Tasteneinheiten unterhalb des zentralen Displays etwas träge.
Wie fährt er sich?
Gilt das auch für den Antrieb? Zum Glück nicht. Zum 1,6-Liter-Turbobenziner mit 110 kW (150 PS) gesellt sich ein Elektromotor mit 81 kW (110 PS). Zusammen bringen es beide auf 133 kW (180 PS) Systemleistung. Fast noch wichtiger: 360 Nm Systemdrehmoment, die den über 1,7 Tonnen schweren Kombi flott in Bewegung setzen.
7,7 Sekunden auf Tempo 100 stehen im Idealfall auf dem Papier. Und minimaler Verbrauch. Vorausgesetzt, die 12,4 kWh-Batterie ist voll. Theoretisch liefert er dann bis zu 66 Kilometer rein elektrische Reichweite. Praktisch sind es Ende Dezember genau 26 Kilometer. Und die Batterie leert sich ziemlich schnell, so dass man irgendwann nur noch beim Anfahren oder auf kurzen Strecken elektrisch fährt.


Spätestens auf der Autobahn ist dann Schluss mit Strom, der Verbrennungsmotor übernimmt die Arbeit. Und den erledigt er auch bei höheren Geschwindigkeiten (bis 225 km/h, rein elektrisch übrigens 135) gut gedämmt. Doch im so genannten NVH-Bereich fehlen gefühlt die letzten Prozent Feinschliff bei Abroll- und Windgeräuschen, Laufkultur und Vibrationen. Das Sahnehäubchen sozusagen. Aber dafür bleibt der Astra preislich volkstümlich.
Was kostet er?
Dazu gleich mehr, zunächst ein Blick auf den Verbrauch. Wer nur öffentlich laden kann, fährt zwangsläufig deutlich mehr mit Benzin, denn selbst im besten Fall hängt der Astra ST Plug-in-Hybrid fast zwei Stunden an der Steckdose. Leider schmälert der kleinere Tank (42 Liter) die Reichweite auf Langstrecken. Wir haben einen Durchschnittsverbrauch von 7,1 Litern ermittelt, der je nach Ladezustand der Batterie zwischen sechs und acht Litern schwankt.
Nun zum Preis: 40.200 Euro nennt Opel in seiner Preisliste vom 10. Januar 2023 als Grundpreis. Etwas günstiger ist die Ausstattung "Business Elegance" für Gewerbekunden, die zudem serienmäßig ein Navigationssystem enthält, das sonst 800 Euro Aufpreis kostet. Meine Tipps: Elektrische Heckklappe, beheizbare Frontscheibe und die adaptiven LED-Scheinwerfer.
Angesichts der bereits guten Serienausstattung ist der Preis für den Astra ST mit Plug-in-Hybrid durchaus fair. Für den gravierendsten Haken kann Opel nichts: Ab dem 1. Januar 2023 fällt die staatliche PHEV-Prämie weg, es bleibt nur die geringere Dienstwagenbesteuerung.
Fazit: 7/10
Der Opel Astra Sports Tourer ist ein gut aussehender und dennoch geräumiger Kombi für die Familie. Als Plug-in-Hybrid ist er allerdings nur für diejenigen zu empfehlen, die eine Lademöglichkeit zu Hause oder am Arbeitsplatz haben. Für alle anderen hat Opel klassische Benzin- und Dieselmotoren im Programm, demnächst auch eine rein elektrische Version. Die Chancen, einen Astra ST nach Maß zu finden, stehen also gut.
Bildergalerie: Opel Astra Sports Tourer PHEV (2022) im Test
Opel Astra Sports Tourer Plug-in-Hybrid (2022)