Was Autohersteller für die Zukunft planen, wird nur selten öffentlich kommuniziert. Meist erfährt man im Rahmen von Jahreshauptversammlungen ein wenig über neue Modelle. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass jetzt Mini recht ausführlich und ganz offiziell einen Ausblick gibt.

Im Mittelpunkt stehen dabei der Ausbau der Elektromobilität, ein verstärktes Engagement im Crossover- und im Premium-Kompaktsegment sowie die Stärkung der Marktposition in China. 20 Jahre sind seit der Premiere der zweiten Generation des Mini nach dem Relaunch der traditionsreichen britischen Marke vergangen. Seitdem wurden im Mini-Werk Oxford rund vier Millionen Fahrzeuge der Marke produziert und in mehr als 100 Länder in aller Welt geliefert.

Sehen wir uns das aktuelle Modellprogramm von Mini an: Zunächst der "normale" Mini als Drei- und Fünftürer plus dem vollelektrischen Cooper SE und dem Cabrio. Dann der Clubman als eine Art Kombi und der Countryman als SUV. Diese beiden Modelle machen inzwischen rund 40 Prozent aller weltweit verkauften Fahrzeuge der Marke aus.

Aktuell machen die extrem sportlichen John Cooper Works Modelle rund fünf Prozent am Gesamtabsatz der Marke Mini aus. Gleichzeitig gewinnen Mini Modelle mit elektrifiziertem Antrieb kontinuierlich an Popularität. Allein mit dem Plug-in-Hybrid-Modell Mini Cooper SE Countryman ALL4 entfiel bereits im Jahr 2019 ein Anteil von fünf Prozent des Gesamtabsatzes der Marke auf Fahrzeuge mit elektrifiziertem Antrieb. Nur wenige Monate später und nach der Einführung des vollelektrischen Mini Cooper SE verdoppelte sich diese Quote auf zehn Prozent aller Neuzulassungen der Marke.

Mini Cooper SE und Cooper SE Countryman All4

Mit einer komplett elektrifizierten Modellfamilie wird Mini in Zukunft Kunden in aller Welt lokal emissionsfreien Fahrspaß ermöglichen. Parallel dazu wird Mini auch in den kommenden Jahren Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren anbieten. Für Zielgruppen und Regionen, deren Mobilitätsbedürfnisse nicht oder noch nicht mit rein elektrischen Antrieben zu erfüllen sind, stellen Fahrzeuge mit hocheffizienten Otto- und Dieselmotoren auch künftig eine ideale Lösung dar.

Das zukünftige Kern-Portfolio der rein elektrisch angetriebenen Fahrzeuge wird den Mini 3-Türer, ein neues Crossover-Modell im Kleinwagen-Segment sowie außerdem ein kompaktes Crossover-Modell umfassen. Mit herkömmlichem Verbrennungsmotor-Antrieb stehen parallel dazu die Kleinwagen-Modelle der Marke und ein Crossover-Modell des Kompaktsegments zur Auswahl.

Ein ganz kleiner Mini nach Art der Studie Rocketman dürfte damit ebenso vom Tisch sein wie die 2014 in Gestalt des Superleggera Vision gezeigte Idee eines Roadsters. Letzterer wies übrigens einen Elektroantrieb auf.

Mini Superleggera Vision (2014)
Mini Superleggera Vision von 2014

Dem erfolgreichen Mini Countryman stellt man ein weiteres Crossover-Modell für das Kleinwagen-Segment an die Seite, das ausschließlich mit rein elektrischem Antrieb erhältlich sein wird. Darüber hinaus wird die Nachfolge-Generation des aktuellen Mini Countryman im Premium-Kompaktsegment sowohl mit Verbrennungsmotoren als auch mit einem elektrifizierten Antrieb verfügbar sein.

Für die weitere Entwicklung des Produktangebots von Mini besteht außerdem die Option, mit einem zusätzlichen Modell für das Premium-Kompaktsegment die gesteigerten Wünsche vieler Kunden hinsichtlich Raumangebot und Variabilität zu erfüllen. Um was es sich genau handeln könnte? Nun, vielleicht nutzt Mini den nächsten BMW 2er Active Tourer als Basis.

Der weltweit größte und auch weiterhin dynamisch wachsende Automobilmarkt in China wird zukünftig für Mini deutlich an Bedeutung gewinnen. Aktuell werden rund zehn Prozent aller produzierten Neufahrzeuge der Marke an Kunden in China ausgeliefert. Um an der positiven Entwicklung des Marktes in China teilhaben und dort eine deutlich höhere Anzahl an Fahrzeugen absetzen zu können, wird sich Mini schon bald vom Status einer Import-Marke zu einem lokal produzierenden Automobilanbieter wandeln.

Auf der Basis einer neuen, von Beginn an für reine E-Mobilität entwickelten Fahrzeugarchitektur werden von 2023 an in China in einer Kooperation mit dem lokalen Hersteller Great Wall Motor batterieelektrische Fahrzeuge produziert. Mit ihnen wird Mini sowohl in China als auch auf den übrigen globalen Märkten die steigende Nachfrage nach lokal emissionsfreiem Fahrspaß abdecken.

Die Kooperation mit dem chinesischen Partner orientiert sich an einem klaren Prinzip: Die Produktion folgt dem Markt. Mit lokal gefertigten Fahrzeugen kann Mini den wachsenden chinesischen Automobilmarkt bedienen und gleichzeitig die Produktion an anderen Standorten stabil halten.

Bildergalerie: Mini Cooper SE (2020) im Test