Suchen Sie einen schicken, aber zugleich soliden Klassiker? Zu teuer darf er auch nicht sein? Dann hätten wir hier etwas für Sie: Den Peugeot 404, der in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag feiert. Am 13. Mai 1960 wurde bei schönstem Frühlingswetter (so die Chronisten) in Paris der neue 404 als 4,44 Meter lange Limousine vorgestellt, ein Klassiker aus der Peugeot-Historie. 

Mit dem vom italienischen Karosseriedesigner Pininfarina entworfenen 404 wollte Peugeot seine Modellpalette nach oben ausweiten. Zwar folgte er dem 403 nach (bekannt als Cabrio von TV-Detektiv Columbo), doch der 404 sollte mehr bieten. Ein besseres Platzangebot, eine verbesserte Übersichtlichkeit und durchaus auch mehr Repräsentation. Schließlich war 1960 auch in Frankreich das Wirtschaftswunder im vollen Gange, zudem zeichnete sich in Europa eine Lockerung der Zollschranken ab. 

Neben der für ihren ausgezeichneten Komfort bekannten viertürigen Limousine bereicherten der Kombi, der 7-Sitzer Familiale und der Pick-up das Modellprogramm. Das elegante Cabrio (ab 1961) und das Coupé (ab 1962) entstammen nicht nur der Feder Pininfarinas, ihre Karosserien wurden auch bei dem italienischen Unternehmen produziert.

Gerühmt wurde die hohe Laufkultur des anfangs 60 PS starken 1,5-Liter-Vierzylinders, dessen Leistung im Laufe der Jahre bis zu 95 PS in der Version mit Einspritzung stieg. Eher rustikal ging hingegen der Diesel (55 respektive 68 PS) zu Werke, der aber lange die einzige Taxi-Alternative zu Mercedes war. 

Peugeot 404

Die Fachpresse zeigte sich vom Peugeot 404 Benziner angetan: "Der 404 ist so leise, dass man bei 160 km/h auf der Autobahn Paris-West nur leichte Windgeräusche, aber keinen Motor hörte", schrieb die "Auto, Motor und Sport" anno 1960. Handlich, angenehm zu fahren, Vierzylinder mit der Ruhe eines Sechszylinders: So lauteten einige der Pluspunkte aus den Federn der Journalisten. 

Ein Schnäppchen war der 404 anfangs jedoch nicht: 1961 kostete er in Deutschland 11.275 DM, einen Mercedes 190 gab es schon ab 10.440 DM. Noch wirkten sich Zölle auf die Preisgestaltung aus, was deutsche Kunden trotzdem kaum schreckte. 1963 verbuchte Peugeot erstmals mehr als 10.000 Neuzulassungen des 404. Zu den prominenten Besitzern eines 404 zählten Hannelore Kohl und Oskar Lafontaine. Speziell im Saarland waren Peugeot-Modelle beliebt (15 Prozent Marktanteil!) und sogar bei der Polizei im Einsatz. (Lektüretipp: Hans-Christian Herrmann, Peugeot in Deutschland, antiquarisch erhältlich)

Peugeot 404

Über die Zeit hielt Peugeot den 404 immer wieder frisch: Zum Modelljahr 1967 ersetzten drei Rundinstrumente den Bandtacho, 1968 folgte das H-Schema bei der markanten Viergang-Lenkradschaltung, die Hinterachse erhielt einen Querstabilisator und es gab optional eine Automatik. Mit ihr beschleunigte der 404 in damals respektablen 17,7 Sekunden auf 100 km/h. Im gleichen Jahr legte Peugeot einen abgespeckten 404 mit 60 PS auf. 1969 folgten Scheibenbremsen vorne.

Im Laufe der Jahre sanken die Preise: 1971 (als der indirekte Nachfolger 504 schon drei Jahre auf dem Markt war) kostete ein 404 GT mit 68 PS lediglich 9.150 DM. Im Angebot war auch der 72 PS starke 404 mit Dreigang-Automatik und der Diesel. Im gleichen Jahr entfielen in Frankreich noch rund 20 Prozent aller Peugeot-Verkäufe auf den 404, noch 1973 liefen über 112.000 Fahrzeuge vom Band. In Deutschland lautete der Werbeslogan damals "Ein Auto in den besten Jahren". 

Peugeot 404

Günstig, groß, solide: Auch auf härtesten Rallye-Pisten stellte der 404 seine Fähigkeiten unter Beweis. Insgesamt vier Mal – in den Jahren 1963, 1966, 1967 und 1968 – belegte die Heckflossen-Limousine beispielsweise bei der East African Safari Rallye in Kenia jeweils den ersten Platz des Gesamtklassements.

Extreme Ausdauer legte der 404 Diesel Record an den Tag. Der einsitzige Prototyp, der auf Basis des 404 Cabriolet entstanden und mit einem Dieselmotor ausgerüstet war, erzielte 1965 auf der Rennstrecke von Montlhéry bei Paris bei mehreren Einsätzen 40 Rekorde. Unter anderem legte der Wagen in 72 Stunden mehr als 11.000 Kilometer mit einem Durchschnittstempo von 161 km/h zurück. Lange Jahre galt der 404 Diesel als einzige Alternative zu den Selbstzündern von Mercedes.

Peugeot 404

Im Oktober 1975, also 15 Jahre nach der Premiere, endete die Produktion des 404 als Limousine und Kombi in Europa. Die Erfolgsgeschichte des Modells war damit jedoch noch lange nicht vorbei. Der 1967 vorgestellte Pick-up wurde noch bis 1978 in hiesigen Breitengraden weiter gebaut. Und in Afrika lief der letzte 404 mit Pritsche sogar erst 1988 vom Band. Insgesamt wurden in 28 Produktionsjahren rund 2,9 Millionen Einheiten des Peugeot 404 produziert, davon nur bis 1968 nur 10.398 Coupés und Cabriolets.

Bildergalerie: Peugeot 404 (1960-1975)