Das ist mal eine echte Überraschung: Obwohl die offizielle Weltpremiere des neuen Skoda Octavia erst am 11. November 2019 in Prag stattfindet, äußert sich die Marke bereits jetzt sehr detailliert zu den Abmessungen und der Technik der vierten Octavia-Generation. Ein Grund könnte die kürzlich erfolgte Vorstellung des VW Golf 8 sein, von dem der Octavia viel Technik übernimmt. Garniert wird das Ganze mit Fotos von Prototypen, deren Tarnung von Künstlern in der Toskana verschönert wurde.
Der Octavia ist das Herz der Marke Skoda, eine Ikone und Volumenträger. Vorstandsvorsitzender Bernhard Maier: „Für Skoda hat der Octavia eine herausragende Bedeutung. Deshalb haben wir das Auto komplett neu entwickelt. Das Ergebnis: Er ist der beste Octavia aller Zeiten – noch geräumiger, praktischer und sicherer als je zuvor. Pünktlich zum 60. Geburtstag machen wir mit der neuen Generation einen großen Schritt nach vorne.“ Die Zahlen lügen nicht: In den vergangenen Jahren machte die dritte Generation des großen Kompaktklassemodells mit rund 400.000 Verkäufen weltweit rund ein Drittel des Gesamtabsatzes von Skoda aus. Aktuell ist der Octavia in Tschechien, Österreich, der Schweiz, Finnland, Ungarn, Polen, Serbien und Weißrussland das meistverkaufte Fahrzeug überhaupt. Bei diesen Erfolgszahlen spielt der mit C geschriebene Combi eine tragende Rolle: Knapp zwei Drittel der verkauften Octavia entfallen auf diese Karosserieform. Daher wird Skoda die neueste Generation seines Bestsellers zunächst als Kombi in die Märkte einführen, die Limousine folgt ein paar Wochen später.
Ähnlich wie der neue VW Golf 8 legt der Octavia nur leicht zu. Mit 4.689 Millimetern ist der Skoda Octavia Combi der vierten Generation 22 Millimeter länger als sein Vorgänger, in der Breite hat er um 15 Millimeter auf 1.829 Millimeter zugelegt (Limousine plus 19 Millimeter auf 4.689 Millimeter in der Länge und plus 15 Millimeter auf 1.829 Millimeter in der Breite). Der Radstand beträgt 2.686 Millimeter, das sind fünf Zentimeter mehr als beim Golf 8. Die neu gestaltete, flach aufliegende Dachreling betont die langgestreckte Silhouette des Octavia Combi. Für einen kraftvollen Auftritt sorgen Leichtmetallräder bis zu einer Größe von 19 Zoll. Die Limousine verfügt über einen Luftwiderstandsbeiwert ab cW 0,24, beim Combi liegt der cW-Wert bei 0,26.
Die flacheren Frontscheinwerfer sowie die Heckleuchten nutzen moderne LED-Technik, ob serienmäßig wie beim neuen Golf, sagt Skoda aber nicht. In der Topausführung verfügt der Octavia über ein Voll-LED-Matrix-System. Es erzeugt einen Lichtkegel aus mehreren Segmenten, die individuell angesteuert werden. So kann man immer mit Fernlicht fahren, ohne dabei andere Verkehrsteilnehmer zu blenden. Über die Kamera an der Frontscheibe erkennt die intelligente Technologie entgegenkommenden und vorausfahrenden Verkehr sowie reflektierende Personen und Objekte. Außerdem begrüßen sie den Fahrer mit einer animierten Coming/Leaving Home-Funktion. In diese Animation sind auch die Voll-LED-Heckleuchten eingebunden, die zudem – erstmals beim Octavia – über dynamische Blinker verfügen.
Im neuen Octavia fallen die gewohnt beeindruckenden Platzverhältnisse noch einmal großzügiger aus. Die Fondpassagiere genießen mit jetzt 78 Millimetern einen noch üppigeren Knieraum als bisher. Das Volumen des größten Kofferraums der Fahrzeugklasse ist beim Combi auf 640 Liter und bei der Limousine auf 600 Liter angewachsen. Komplett neu gestaltet haben die Designer das Cockpit. Das neue Lenkrad kommt jetzt mit zwei Speichen aus und trägt eine Chromleiste, in der Multifunktionsvariante lassen sich über Tasten und neue Rändelrädchen im Chromdesign insgesamt 14 verschiedene Funktionen ausführen.
Neugestaltet wurden auch die Mittelkonsole, die Türverkleidungen und die Instrumententafel, welche modular in verschiedenen Ebenen aufgebaut ist und unterhalb des großen und freistehenden zentralen Multifunktionsdisplays mit einem farblich abgesetzten Bereich die Form des Skoda-Grills zitiert. Erstmals verfügbar sind besonders rückenfreundliche Ergo-Sitze, die neben der Sitzheizung auf Wunsch auch eine Massagefunktion sowie eine kühlende Belüftung bieten. Die optionalen Sportsitze tragen einen Bezug aus besonders atmungsaktivem ThermoFlux-Stoff. Auf Wunsch ist zudem die 3-Zonen-Klimaanlage Climatronic im neuen Octavia erhältlich. Bei Ausstattung mit dem schlüssellosen Fahrzeugzugang KESSY lässt sich der neue Octavia an allen vier Türen öffnen.
Bildergalerie: Skoda Octavia (2020): Erste Bilder des Innenraums
Als erstes Modell von Skoda bietet der Octavia ein Head-up-Display. Dieses projiziert wie im neuen VW Golf wichtige Informationen wie die Geschwindigkeit oder Navigationshinweise direkt auf die Windschutzscheibe ins unmittelbare Sichtfeld des Fahrers, der so diese Infos erfassen kann, ohne den Blick von der Straße zu nehmen. Die Infotainmentsysteme bieten auf Wunsch Streaming-Dienste für Radio und TV sowie eine komplett drahtlose Smartphone-Einbindung über die Wireless SmartLink+-Technologie. Mediengeräte oder USB-Sticks lassen sich auch direkt über die zwei vorderen der bis zu fünf USB-C-Ports mit dem Infotainmentsystem verbinden, auf Wunsch gibt es auch eine 230V-Steckdose im Fond. Einen perfekten Sound ermöglichen der akustisch optimierte Innenraum und das optionale neue Canton Soundsystem.
Noch eine Parallele zum VW Golf 8 ist das weiter verbesserte Virtual Cockpit im Octavia. Ob es immer serienmäßig sein wird, lässt Skoda noch offen. Der Bildschirm der neuesten Generation des digitalen und individuell konfigurierbaren Instrumentendisplays hat eine Diagonale von 10 Zoll und die Bedienung wurde noch nutzerfreundlicher gestaltet. Der Fahrer kann aus vier verschiedenen Grund-Layouts – Basic, Classic, Navigation und Fahrerassistenzsysteme – wählen und über die Bedientasten des Multifunktionslenkrads seine gewünschten Inhalte festlegen. Neu ist die Option, mit der die Navigationskarten im Virtual Cockpit und im bis zu 10 Zoll großen zentralen Display in zwei unterschiedlichen Zoom-Auflösungen angezeigt werden können. Über eine integrierte untere Leiste im Display des Infotainmentsystems lässt sich die Klimaanlage bedienen. Über einen neuen Touch-Schieberegler (Touchslider) unterhalb des Displays des Infotainmentsystems lässt sich die Lautstärke mit einem Finger bedienen sowie die Navigationskarte mit zwei Fingern heranzoomen respektive herauszoomen. Auch hier gilt: Der Golf 8 lässt grüßen.
Als erster Skoda überhaupt nutzt der neue Octavia für die Bedienung des Direktschaltgetriebes (DSG) die Shift-by-Wire-Technologie. Dabei wird die Fahrstufenauswahl des Fahrers nicht mechanisch, sondern elektronisch an das Getriebe übertragen. Statt des bekannten DSG-Wählhebels befindet sich daher in der Mittelkonsole ein neues Bedienmodul mit einer kleinen Wippe für die Auswahl der Fahrstufen R (Rückwärts), N (Neutral) und D/S (Fahren/Sport) sowie darüber einer Taste für den Parkmodus P. Auch im neuen VW Golf entdeckt man lediglich noch einen kleinen Schaltstummel.
In der vierten Octavia-Generation kommen zahlreiche neue Assistenzsysteme zum Einsatz, einige davon erstmals in einem Skoda-Modell. Der neue Ausweichassistent unterstützt den Fahrer mit einer aktiven Verstärkung des Lenkmoments bei einer drohenden Kollision mit einem Fußgänger, Radfahrer oder anderen Fahrzeug dabei, durch ein kontrolliertes Ausweichen den Unfall im Idealfall zu verhindern. Der Ausstiegswarner zeigt dem Fahrer vor dem Öffnen seiner Tür an, wenn sich von hinten ein anderes Fahrzeug oder ein Radfahrer nähert. Mit einer Handerkennung prüft das Fahrzeug, ob der Fahrer regelmäßig das Lenkrad berührt oder möglicherweise durch einen medizinischen Notfall keine Kontrolle mehr über das Fahrzeug hat. Tritt ein solcher Notfall ein, kann der Emergency Assist das Fahrzeug zum Anhalten bringen.
Neben dem Serienfahrwerk stehen für den Octavia zwei weitere Fahrwerke zur Auswahl: ein 15 Millimeter tieferes Sportfahrwerk und ein Schlechtwege-Fahrwerk mit 15 Millimetern mehr Bodenfreiheit. Auf Wunsch ist die adaptive Fahrwerksregelung DCC verfügbar, die Federung und Dämpfung kontinuierlich anpasst und in der Fahrprofilauswahl Driving Mode Select verschiedene Fahrmodi bietet. Bei den Plug-in-Hybridmodellen bleibt die Bodenfreiheit mit DCC unverändert, alle anderen Fahrzeuge liegen 10 Millimeter tiefer.
Erstmals ist im Octavia auf Wunsch das Schlafpaket erhältlich, welches auf der Rückbank zwei bequeme, größere Kopfstützen und eine Decke bietet. Neu sind auch ein verbessertes komfortabel nutzbares Netzpaket im Kofferraum sowie die automatische Rolloentriegelung im Octavia Combi. Eine Multifunktionstasche unter der Gepäckraumabdeckung bietet weiteren Stauraum. Die Kindersicherung für die hinteren Türen lässt sich elektrisch betätigen und die Fondpassagiere können zwei Aufbewahrungstaschen für Smartphones an den Rückseiten der Vordersitze nutzen. Vorne, und auf Wunsch auch hinten, stehen jeweils zwei USB-C-Anschlüsse zur Verfügung. Ganz neu ist ein weiterer optionaler USB-C-Anschluss an der Dachkonsole oberhalb des Rückspiegels. Ein Klassiker ist der Regenschirm in einem Ablagefach in der Fahrertür, in der Türablage ist jetzt auch Platz für eine als Skoda-Originalteil erhältliche Handbürste. Auch im Octavia hält der integrierte Trichter im Verschlussdeckel des Scheibenwaschbehälters Einzug, die auf Wunsch erhältliche Anhängevorrichtung lässt sich mit einem Druck auf die entsprechende Taste im Kofferraum elektrisch entriegeln. Neu ist ein Komforteinfüllstutzen für AdBlue, der das Nachtanken auch mit LKW-Zapfpistolen ermöglicht.
Kommen wir zu den Antrieben: Der neue Skoda Octavia orientiert sich auch hier eng am VW Golf 8 und verfügt über moderne TDI- und TSI-Motoren. Ergänzt werden die Diesel- und Benzinmotoren durch einen besonders umweltfreundlichen Erdgasantrieb (CNG), durch Plug-in-Hybridvarianten und erstmals bei Skoda auch durch Motoren mit Mild-Hybridtechnologie. Beim Dreizylinder 1.0 TSI mit 81 kW (110 PS) und dem Vierzylinder 1.5 TSI mit 110 kW (150 PS) kommen bei der Ausrüstung mit dem 7-Gang-DSG ein 48-V-Riemen-Startergenerator und eine 48-V-Lithium-Ionen-Batterie zum Einsatz. Damit ist es möglich, mit komplett abgeschaltetem Verbrennungsmotor zu „segeln“, beim Bremsen Energie zurückzugewinnen und den Motor mit einem elektrischen Boost zu unterstützen. Gleichzeitig startet der Motor geräusch- und schwingungsärmer. Beide Motoren sind auch mit einem 6-Gang-Schaltgetriebe ohne Mild-Hybridtechnologie erhältlich. Die Schaltbox des 1.5 TSI ist eine Neuentwicklung für Motoren mit hohem Drehmoment und wird auch bei den Dieseltriebwerken des Octavia eingesetzt. Ausschließlich mit Allradantrieb und 7-Gang-DSG ist der 2,0 TSI mit 140 kW (190 PS) erhältlich. Alle TSI-Motoren verfügen über Ottopartikelfilter.
Nach dem Superb iV als erstem Skoda-Modell mit Plug-in-Hybridantrieb bietet die tschechische Marke auch den neuen Octavia als Octavia iV mit der Kombination aus einem 1,4 TSI-Benzinmotor und einem Elektromotor an – und das wie beim neuen Golf in zwei Leistungsstufen. Zusätzlich zur Variante mit einer Systemleistung von 150 kW (204 PS) ist noch eine Version mit 180 kW (245 PS) geplant. Beide Versionen werden mit einem 6-Gang-DSG ausgerüstet sein.
Insgesamt drei neue Diesel decken beim Octavia ein Leistungsspektrum von 85 kW (115 PS) bis 147 kW (200 PS) ab. Das TDI-Triebwerk verfügt jeweils über 2,0 Liter Hubraum und stammt aus der neu entwickelten EVO-Generation. Neben einem Dieselpartikelfilter sind die Motoren mit einer neuen Evolutionsstufe der SCR-Abgasnachbehandlung ausgerüstet. Im sogenannten ,Twindosing‘-Verfahren wird AdBlue gezielt vor zwei hintereinander angeordneten SCR-Katalysatoren eingespritzt. Durch diese Methode und den zusätzlichen zweiten Katalysator wird der Ausstoß von Stickoxiden (NOx) gegenüber der Vorgängergeneration der jeweiligen Triebwerke um rund 80 Prozent reduziert. Dadurch bringen die EVO-Motoren die technischen Voraussetzungen mit, die künftige Abgasnorm Euro 6d zu erfüllen. Die Varianten mit 110 kW (150 PS) sowie 147 kW (200 PS) sind auf Wunsch mit Allradantrieb erhältlich. Der stärkste Diesel dürfte im Octavia RS zum Einsatz kommen.
Skoda bietet auch die vierte Generation des Octavia wieder als G-TEC mit besonders umweltschonendem Erdgasantrieb an. Die CO2-Emissionen sind damit nochmals um rund 25 Prozent niedriger als im Benzinbetrieb, es fallen zudem deutlich weniger Stickoxide (NOx) und keine Rußpartikel an. Der 1,5 TSI-Motor verfügt wie bislang über 96 kW (130 PS) und ist auf den CNG-Betrieb ausgelegt. Die Kapazität der insgesamt drei CNG-Tanks beträgt 17,7 Kilogramm. Bei Bedarf steht ein 9-Liter-Benzintank zur Verfügung. In beiden Karosserievarianten des Octavia G-TEC kommen entweder eine 6-Gang-Handschaltung oder 7-Gang-DSG zum Einsatz.
Der neue Octavia wird ab Marktstart (wir tippen auf Anfang 2020) in den Ausstattungslinien Active, Ambition und Style verfügbar sein. Im Laufe des kommenden Jahres werden sowohl der robuste Octavia Scout als auch der sportliche Octavia RS das Angebot ergänzen. Letzterer dürfte sich in Sachen Leistung am VW Golf GTI und GTD orientieren.