So gut wie jeder Deutsche ist auf die eine oder andere Art mit dem VW Golf sozialisiert worden. Sei es in der Fahrschule, mit dem ersten Auto oder als Fahrzeug des Postboten beziehungsweise der Verwandtschaft. Allein im Jahr 2018 wurden hierzulande rund 210.000 Golf neu zugelassen, womit der Kompaktwagen nach wie vor das beliebteste Auto Deutschlands ist. Schon deswegen muss auch der neue Golf 8 (oder Golf VIII, je nach Gusto) ein Volltreffer für den Konzern werden, ID.3 hin oder her. Wir versuchen, die wichtigsten Punkte zum VW Golf der achten Generation übersichtlich darzustellen.

Design und Abmessungen

Hinsichtlich der Optik des neuen Golf fasst sich VW relativ knapp. Warum auch viel über das Design reden? Beim Blick auf die Bilder sieht man sofort, dass die Unterschiede zum Vorgänger nicht massiv ausfallen. Evolution statt Revolution lautet die Devise. Das spiegelt sich auch in den Abmessungen wieder:

  VW Golf 8 VW Golf 7
Länge 4.284 mm 4.258 mm
Breite 1.789 mm 1.790 mm
Höhe 1.456 mm 1.492 mm
Radstand 2.636 mm

2.620 mm

Wir sehen: Der neue VW Golf bietet einen Hauch mehr Länge und Radstand, ist aber etwas flacher geworden. Die Nummer 8 wird es nur noch als Fünftürer geben, der Dreitürer entfällt. Zum Kofferraumvolumen gibt es noch keine Angaben, es soll aber auf Höhe der bisherigen 380 bis 1.270 Liter liegen.

Neuer Volkswagen Golf

Technisch nutzt der neue Golf eine Weiterentwicklung des modularen Querbaukastens (MQB), die Baureihe soll laut Hersteller "das Start- und Leitmodell" für den MQB des nächsten Jahrzehnts sein. Ach ja: LED-Technologie ersetzt in allen Versionen jegliche konventionelle Lichttechnik.

Bildergalerie: Neuer VW Golf 8 (2019) Studiobilder

Innenraum

Hier wird es schon deutlich innovativer: In Zukunft bekommt jeder VW Golf serienmäßig digitale Instrumente. Das Basis-Cockpit besteht aus einem Multifunktionslenkrad, einem 10,25 Zoll großen Instrumentendisplay und einem 8,25-Zoll-Touchscreen mit Online-Anbindung auf der Mittelkonsole. Optional stehen anstelle des 8,25er-Bildschirms zwei 10-Zoll-Systeme zur Auswahl bereit. In Verbindung mit dem "Discover Pro" genannten Navi soll so ein "Innovision-Cockpit" ähnlich dem des Touareg entstehen. Auch ein Head-up-Display, welches Infos in die Windschutzscheibe projiziert, ist im Angebot.

Ähnlich wie im VW ID.3 wird die Anzahl an physischen Tasten massiv reduziert: Das Licht sowie die Heizung der Front- und Heckscheibe werden im neuen Golf über ein digitales Tastenfeld links von den Instrumenten bedient. Für das optionale DSG gibt es fortan einen deutlich kleineren Shift-by-Wire-Schaltknauf.

Neuer Volkswagen Golf

Wie bereits angedeutet, ist jeder Golf 8 serienmäßig online. "We Connect" heisst das zeitlich unbegrenzte Programm. Es bietet je nach Ausstattung einen mobilen Schlüssel, mit dem man per Smartphone das Auto öffnen, schließen und starten kann sowie Infos zur Parkposition oder zum Fahrzeugstatus. Je nach Anwendungszweck des Golf gibt es zubuchbare Erweiterungen wie etwa "We Connect Fleet" mit digitalem Fahrten- und Tankbuch und GPS-Ortung.

Als Novum können Technologien unabhängig von der gewählten Ausstattung auch nachträglich freigeschaltet werden ("We Upgrade"). Beispiele sind der Abstandstempomat ACC, der Fernlichtassistent, die Navigation oder ein WLAN-Hotspot.

Neuer Volkswagen Golf

Ausstattungen

Das bringt uns direkt zu den Ausstattungslinien des VW Golf 8. Trendline, Comfortline und Highline wandern in den Müll. Neu sind nun "Golf", "Life" und "Style". Erhalten bleiben "R-Line" und GTE. Sehen wir uns an, was es jeweils inklusive gibt. (Hinweis: Der Basis-Golf heisst nicht Golf Golf. Zumindest hoffen wir das ...)

Golf LED-Scheinwerfer und LED-Rückleuchten, Keyless Start, digitale Instrumente mit 8,25-Zoll-Infotainment, Multifunktionslenkrad, Klimaautomatik, Spurhalteassistent, Abbiegeassistent, Front Assist, Car2X-Technik
Life zusätzlich zu Golf: 16-Zoll-Alufelgen, Interieur-Ambientebeleuchtung in 10 Farben, Mittelarmlehne vorn, Parkpilot, automatisch aktiviertes Autobahn- und Stadtlicht
Style zusätzlich zu Life: 17-Zoll-Alufelgen, Chromumfänge im Exterieur, Sportsitze vorne, Lederlenkrad und -schaltknauf, Außenspiegel mit Memory-Fuinktion, LED-Matrixscheinwerfer mit Abbiegelicht, LED-Rückleuchten mit animierter Blinkfunktion ("Wischblinker"; auch vorne), 3-Zonen-Klimaautomatik, Travel Assist
R-Line zusätzlich zu Life: 17-Zoll-Alufelgen des Typs "Sebring", Schwellerleisten in hochglänzendem Schwarz, Diffusor am Heck, Top-Sportsitze mit R-Sitzbezügen mit integrierten Kopfstützen, Innenbeleuchtung in 32 Farben, Sportfahrwerk, Progressivlenkung, Fahrprofilauswahl, Dachhimmel in Schwarz, Multifunktionslenkrad mit gelochtem Leder, Edelstahl-Pedalerie
GTE (Debüt 2020 als Plug-in-Hybrid) beleuchtete Lamellen im Kühlergrill, spezifische Stoßfänger, spezielle 17-Zoll-Alufelgen, rote Bremssättel, eigenständiger Diffusor am Heck, GTE-Dachspoiler, Sportfahrwerk, GTE-Schaltknauf

VW lässt sich also entgegen früherer Praxis bei der Ausstattung nicht lumpen, vielleicht auch aufgrund des Preisdrucks koreanischer Marken. Der ab "Style" serienmäßige "Travel Assist" ermöglicht das assistierte Fahren bis 210 km/h. Zwar muss der Fahrer aus rechtlichen und sicherheitsrelevanten Gründen die Hände am Lenkrad lassen. Dank einer neuen kapazitativen Sensorik reicht aber eine Berührung aus. Sollte man jedoch länger als 15 Sekunden freihändig fahren, wird es im Golf 8 blinken, bimmeln und einen Bremsruck geben.

Neuer Volkswagen Golf

Was gibt es noch zu den unzähligen Assistenzsystemen zu sagen? Der ACC genannte Abstandstempomat arbeitet mitels Navi-Daten und der Verkehrszeichenerkennung durch die Frontkamera vorausschauend. Der immer serienmäßige Abbiegeassistent greift bei Linksabbiegemanövern ein, sobald dort ein Fahrzeug entgegenkommt. Neben einer akustischen und optischen Warnung wird bis zum Stillstand abgebremst. Und schließlich die adaptive Fahrwerksregelung DCC: Neben festen Modi kann der Fahrer per Schieberegler seinen persönlichen Modus feinstufig einstellen und speichern.  

Motoren und Antriebe

Sie merken schon: Noch nie war ein VW Golf technisierter als die Nummer 8. Blicken wir zur Erholung auf die Motoren, wobei auch dort erst einmal Durchblick gefragt ist. Bevor wir wieder zu einer übersichtlichen Tabelle kommen, sei folgendes gesagt: Alle Otto- und Dieselmotoren sind Direkteinspritzer mit Turboaufladung.

Benziner Diesel Mildhybrid (eTSI) Plug-in-Hybrid (eHybrid)
1.0 TSI 66 kW (90 PS)      
1.0 TSI 81 kW (110 PS) 2.0 TDI 85 kW (115 PS) 81 kW (110 PS)  
1.5 TSI ACT 96 kW (130 PS)   96 kW (130 PS)  
1.5 TSI ACT 110 kW (150 PS) 2.0 TDI 110 kW (150 PS) 110 kW (150 PS)  
      150 kW (204 PS)
      180 kW (245 PS)

Wenn irgendwann alle Aggregate auf dem Markt sind, wird das Leistungsspektrum zwischen 90 PS und mehr als 300 PS liegen. Geplant sind drei 2,0-Liter-Benziner für den Golf GTI, den GTI TCR und den R sowie ein 1,5-Liter-Turbobenziner, der auch mit Erdgas läuft. An die Stelle des e-Golf tritt der ID.3.

Neuer Volkswagen Golf

Die zunächst erhältlichen TSI-Benziner sind serienmäßig mit einem manuellen Sechsgang-Getriebe gekoppelt, ab 110 PS gibt es sie auch als Mildhybride (eTSI) mit 48-Volt-System und dann stets serienmäßigem 7-Gang-DSG, welches bei den TSI-Versionen ohne e aufpreispflichtig ist. Die Mildhybridtechnik mit Riemen-Startergenerator und einer kleinen Lithium-Ionen-Batterie ermöglicht neben einer kurzfristigen Boost-Funktion auch das Segeln mit komplett ausgeschaltetem Verbrenner. 

Volkswagen Golf 8 (2019)

Die beiden verbliebenen TDI-Motoren werden mit Schaltgetriebe sowie DSG und im Fall der 150-PS-Version auch mit Allradantrieb bestellbar sein. Dank eines neuen Twindosing-SCR-Systems mit doppelter AdBlue-Einspritzung hat VW nach eigener Aussage die Stickoxid-Emissionen um bis zu 80 Prozent im Vergleich zum Vorgänger reduziert. Folgen wird noch ein extrastarker Diesel im neuen Golf GTD mit wahrscheinlich 190 PS.

Beim Golf 8 wird es künftig zwei Plug-in-Hybride im Programm geben, eHybrid genannt. Die Variante mit 204 PS Systemleistung ist auf Reichweite optimiert, der GTE spielt mit 245 PS die Performance-Karte. Der Antrieb besteht aus einem 1,4-Liter-TSI-Benziner, dem Hybridmodul mit E-Maschine und 6-Gang-DSG sowie einer Lithium-Ionen-Batterie. Den neuen Akku kennzeichnet laut VW ein um 50 Prozent größerer Energiegehalt, nämlich 13 Kilowattstunden, und damit mehr elektrische Reichweite.

Volkswagen Golf 8 (2019)

Marktstart und Preise

Viel Golf, viele Informationen. Aber wir haben es jetzt fast geschafft. Im Dezember 2019 kommt der VW Golf 8 zu den Händlern, kurz davor können Sie bei uns den ersten Fahrbericht lesen. Zu den Preisen macht VW noch keine Angaben, bislang startete der günstigste Golf mit fünf Türen und 85 PS bei 19.520 Euro. Mit Blick auf die Mehrausstattung des Golf 8 wäre ein Basispreis um 20.000 Euro fast schon ein Sonderangebot. Wir bleiben in Hab-Acht-Stellung ...

Bildergalerie: Volkswagen Golf 8 (2019)