Auf dem Genfer Autosalon 2019 (noch bis 17. März) nimmt der Modulare Elektrifizierungsbaukasten, kurz MEB, des Volkswagen-Konzerns immer konkretere Formen an. Audi, Seat, Skoda und VW zeigen elektrisch angetriebene Studien. Alle vier Modelle sind sehr verschieden konzipiert und zeigen die Bandbreite der MEB-Plattform. Für uns Grund genug, sie miteinander zu vergleichen. Was können sie und wann kommen Sie auf den Markt?

Audi Q4 e-tron concept

Das kann er:

4,59 Meter Länge, 1,90 Meter Breite und 1,61 Meter Höhe: Der Audi Q4 e-tron concept positioniert sich mit seinen Abmessungen im oberen Drittel der Kompaktklasse. Sein Radstand von 2,77 Meter hingegen stuft ihn in Sachen Innenraum mindestens eine Klasse höher ein. Da zudem kein Kardantunnel das Platzangebot einschränkt, bietet der Q4 e-tron concept laut Audi ein ungeahntes Maß an Raumkomfort, vor allem bei der Beinfreiheit sowohl vorne als auch im Fond.

Audi Q4 e-tron concept

Der Modulare Elektrifizierungs-Baukasten hält ein breites Portfolio an Antriebsvarianten und Leistungsstufen bereit. 150 kW (gleich 204 PS) leistet der E-Motor im Heck und mobilisiert ein Drehmoment von 310 Newtonmeter; der Frontmotor versorgt die Vorderräder mit bis zu 75 kW (gleich 102 PS) und 150 Newtonmeter. Die Systemleistung beträgt 225 kW (306 PS). Der Akku im Fahrzeugboden speichert 82 Kilowattstunden – damit wird nach WLTP-Standard eine Reichweite von mehr als 450 Kilometern möglich. Geladen wird der Akku mit maximal 125 Kilowatt. So dauert es laut Audi kaum mehr als 30 Minuten, um wieder 80 Prozent der Gesamtkapazität zu erreichen.

Das Hochvolt-Batteriesystem befindet sich in Form eines flachen, breiten Blocks unter der Passagierzelle zwischen den Achsen. Das Gewicht des Batteriesystems beträgt 510 Kilogramm.

Dann kommt er:

Der Audi Q4 e-tron concept soll das fünfte Elektro-Serienfahrzeug sein, das der Hersteller bis Ende 2020 präsentieren wird. Die anderen vier sind der e-tron, der e-tron Sportback, der e-tron GT und der Q2 L e-tron für China. Allerdings ist der Q4 e-tron das erste MEB-Auto von ihnen.

Seat el-born

Das kann er:

Von allen MEB-Studien auf dem Genfer Autosalon 2019 wirkt der Seat el-born (benannt nach einem Szeneviertel von Barcelona) am seriennahsten. Das Fahrzeug wurde in Barcelona entworfen und entwickelt und wird im deutschen VW-Werk in Zwickau produziert. Zu den Abmessungen des el-born schweigt sich Seat noch aus, wir tippen auf zirka 4,30 Meter Länge. In der Mitte des Armaturenbretts ist ein digitales Cockpit mit 10-Zoll-Display für Infotainment und Konnektivität verbaut, generell macht das Cockpit einen sachlichen Eindruck.

Top: Seat el-born

Mit einer Motorleistung von bis zu 150 kW (204 PS) kann der el-born in rund 7,5 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Die Akkus haben eine Gesamtkapazität von 62 Kilowattstunden und bescheren dem Seat im offiziellen WLTP-Testzyklus eine Reichweite von bis zu 420 Kilometer sowie eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 7,5 Sekunden. Die Batterie soll sich in nur 47 Minuten auf 80 Prozent der Maximalkapazität aufladen lassen.

Dann kommt er:

Seat wird die zweite Marke des Volkswagen-Konzerns sein, die ein rein elektrisches Fahrzeug auf Basis der MEB-Plattform einführt. Zuerst stellt VW im Spätsommer 2019 die Serienversion des ID vor. Der el-born wird voraussichtlich 2020 auf den Markt kommen.

Skoda Vision iV

Das kann er:

Der Skoda Vision iV ist 4,66 Meter lang, 1,93 Meter breit und 1,61 Meter hoch. Das sind ähnliche Abmessungen wie beim Kodiaq und auch der Vision iV ist als SUV konzipiert, kommt aber dynamischer daher. Dafür sorgen neue Proportionen mit kurzer Haube und langem Passagierabteil. Die Türen haben keine Griffe und öffnen sich bei Berührung automatisch. Anstatt klassischer Außenspiegel kommen Kameras zum Einsatz, die eine 180-Grad-Ansicht in den Innenspiegel projizieren. Neue Akzente im Innenraum setzen die Anordnung von Instrumententafel und Mittelkonsole in verschiedenen Lagen und Ebenen sowie ein scheinbar schwebender Bildschirm.

Skoda Vision iV

Den emissionsfreien Antrieb übernehmen zwei Elektromotoren – jeweils einer an der Vorder- und Hinterachse. So verfügt das Konzeptfahrzeug über einen Allradantrieb, der situationsbedingt reagiert. Die Systemleistung beträgt wie beim Audi Q4 e-tron 225 kW (306 PS), die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 km/h. Dank des jederzeit verzögerungsfrei zur Verfügung stehenden maximalen Drehmoments erreicht der Skoda Vision iV Tempo 100 aus dem Stand bereits nach 5,9 Sekunden. Ein Zwischenspurt von 80 auf 120 km/h dauert weniger als vier Sekunden. Die maximale Reichweite beträgt bis zu 500 Kilometer nach WLTP-Zyklus.

Im MEB liegt die Hochspannungs-Batterie platzsparend und optimal geschützt zwischen der Vorder- und der Hinterachse im Unterboden des Fahrzeugs. Der flüssigkeitsgekühlte Lithium-Ionen-Akku hat eine Kapazität von 83 Kilowattstunden und lässt sich in 30 Minuten auf bis zu 80 Prozent seiner Gesamtkapazität aufladen. Der Ladevorgang ist per Kabel möglich. Die Steuerung des Energieflusses zwischen den Motoren und der Batterie erfolgt elektronisch.

Dann kommt er:

Bis Ende 2022 will Skoda zehn elektrifizierte Modelle im Programm haben, also Plug-In-Hybride und Elektroautos. 2020 soll die Produktion der ersten MEB-Modelle anlaufen, darunter der Vision iV. Viel Fantasie braucht es nicht, um sich die Studie mit richtigen Außenspiegeln und kleineren Rädern vorzustellen.

VW ID.BUGGY

Das kann er:

Erstaunlicherweise kommt die wohl verrückteste MEB-Studie ausgerechnet von VW. Der ID.BUGGY soll zeigen, wie vielfältig die Aufbauten auf MEB-Basis sein können. Nach dem ID. (Kompaktklasse), ID. BUZZ (Van), ID. CROZZ (SUV) und ID. VIZZION (Limousine) ist der neue ID. BUGGY bereits die fünfte Studie auf der Basis des MEB. Lang ist er 4,06 Meter, breit 1,89 Meter und hoch 1,46 Meter. Kurz sind der vordere (686 mm) und hintere (727 mm) Überhang. Zwischen den Achsen spannt sich ein Radstand von 2,65 Meter. Diese Zahl muss man sich merken, denn viele der künftigen MEB-Autos bekommen diesen Radstand verpasst.

Die Bodenfreiheit unter den Achsen beträgt 240 Millimeter. Ein Dach im klassischen Sinne gibt es nicht. Als Sonnensegel respektive leichter Wetterschutz lässt sich jedoch eine schwarze Persenning zwischen Windschutzscheibenrahmen und Targa-Bügel spannen.

VW ID.BUGGY Genf 2019

Der in einer Aluminium-Stahl-Kunststoff-Mischbauweise hergestellte Karosserieverbund ist selbsttragend. Dank des modularen Aufbaus kann der obere Karosseriebereich vom MEB-Chassis gelöst werden. Klares Signal an Kleinserienhersteller und Start-ups: Wie einst öffnet sich Volkswagen mit dem Konzept des ID. BUGGY externen Produzenten. Das Angebot: Sie können auf dieser Basis den emissionsfreien Dune-Buggy einer neuen Zeit bauen. Die Studie ist ein reiner Zweisitzer; alternativ wäre der ID. BUGGY auch als 2+2-Sitzer umsetzbar. 

Ein Lithium-Ionen-Akku versorgt im Fall des ID. BUGGY den 150 kW (gleich 204 PS) starken Elektromotor im Heck mit Strom, das maximale Drehmoment beträgt 310 Newtonmeter. Ebenfalls denkbar wäre ein zusätzlicher E-Motor in der Vorderachse, um so einen Allradantrieb mit „elektrischer Kardanwelle“ zu realisieren. Haben wir eben 204 PS gesagt? Richtig, genauso stark ist der Motor des Seat el-born respektive je eine Maschine der Studien von Audi und Skoda. Doch zurück zum ID.BUGGY: Er beschleunigt in 7,2 Sekunden auf Tempo 100 und wird bei 160 km/h elektronisch abgeregelt.

Dann kommt er:

Nichts Konkretes weiß man nicht. Aber Anfang 2019 hatte Volkswagen erstmals angekündigt, den MEB als Elektrofahrzeug-Plattform auch Wettbewerbern zugänglich machen zu wollen. Denn eins ist klar: Selbst wenn der US-Markt aus Nostalgie den Buggy toll finden wird, sind riesige Stückzahlen nicht realistisch. Hier könnten Kleinserienhersteller ins Spiel kommen, zumal der selbsttragende Aufbau einer Produktion im kleinen Maßstab entgegen kommt. VW dürfte das unterstützen, um die emotionale Ebene des MEB zu fördern. Laut Medienberichten soll die Firma e.GO aus Aachen schon Interesse bekundet haben. Es wäre wie in den 1960er-Jahren beim alten Buggy: VW liefert die Bodengruppe samt Antrieb, den Rest übernimmt eine andere Firma. So gesehen könnte der Neo-Buggy schneller kommen als gedacht.