Ob Aldi oder Adidas: Unter einem Dach kann es oft Streit um die richtige Ausrichtung geben. Nicht so im Volkswagen-Konzern. Zumindest, was das Thema Mittelklasse betrifft: Hier laufen der neue Passat und die nächste Generation des Skoda Superb künftig gemeinsam vom Band. Wir konnten den neuen Superb bereits auf einer Vorserien-Testfahrt unter die Lupe nehmen.

Im November 2023 präsentiert Skoda die vierte Generation des Superb – 90 Jahre nach dem Debüt des historischen Modells, das erstmals diesen Namen trug. Unverkennbar ist besonders in der Seitenansicht des Combi eine Ähnlichkeit zum künftigen VW Passat. Klar, irgendwo muss es ja Synergieeffekte zwecks Kosteneinsparung geben.

Skoda Superb Combi (2024) im Vorserientest

Skoda Superb Combi (2024)

VW Passat Variant (2024) im Vorserientest

VW Passat Variant (2024)

Aber Sie dürfen versichert sein: Der neue Superb sieht absolut eigenständig aus. Und auch nicht komplett anders als sein Vorgänger. Soviel sei nach einem Blick auf das ungetarnte Fahrzeug bereits verraten. Die Heckleuchten sind deutlich schlanker als beim Vorgänger, neue kristalline Elemente verleihen ihnen eine dreidimensionale Wirkung. Auch die Frontscheinwerfer, die Skoda in zwei Versionen anbieten wird, zeigen sich schärfer gezeichnet und kristalliner.

 

"Der kommende Superb bringt alles mit, um ebenso erfolgreich zu sein wie sein Vorgänger. Er erscheint in zwei Karosserieversionen, die beide nochmals mehr Platz im Innenraum und mehr Kopffreiheit bieten. Dieses hochattraktive Paket zeugt von der großartigen Expertise unseres Teams in der Technischen Entwicklung – genau wie die Tatsache, dass Skoda innerhalb des Volkswagen Konzerns mit der technischen Entwicklung des neuen Superb und des künftigen Volkswagen Passat betraut wurde", so Technikvorstand Johannes Neft, der stolz wie Bolle ist.

Skoda Superb Combi (2024) im Vorserientest

Über 800.000 Superb der letzten Generation wurden gebaut. Fast 90 Prozent gingen in den Flottenmarkt, zwei Drittel davon als Dienstwagen. Und so kennt Skoda seine Pappenheimer: Hier Kombi-Sascha, 44, verheiratet, zwei Kinder im Teenie-Alter. Und dort Limo-Michael, 55, Kinder schon aus dem Haus.

Ob für Kinder, Hund oder Hobbies: Wenn sich einer mit geräumigen Autos auskennt, dann die Tschechen. Und auch der neue Superb bietet enorm viel Platz. Hinten die Beine übereinanderschlagen? Auch als großgewachsener Mensch kein Problem. Auch über dem Schädel gibt es ein paar Millimeter mehr.

Skoda Superb Combi (2024) im Vorserientest

Sehen wir uns die Abmessungen im Vergleich zum Vorgänger an:

Abmessungen (in mm) Superb Limousine (2024) Superb Combi (2024)
Länge 4.912 (+ 43) 4.902 (+ 40)
Breite 1.849 (- 15) 1.849 (- 15)
Höhe 1.481 (+ 12) 1.482 (+ 5)
Radstand 2.841 2.841
Kofferraumvolumen 645 Liter (+ 20) 690 Liter (+ 30)

Das Interieur weist wie im neuen VW Passat eine Mischung aus manuellen Bedienelementen und digitaler Bedienung per Touchscreen auf. Das neue Infotainmentdisplay misst bis zu 12,9 Zoll und ist damit das größte Display, das je in einem Superb zu sehen war. Der Schalthebel rückte von der Mittelkonsole an die Lenksäule und ist dort sehr leicht zu erreichen. In der Praxis reichen die beiden mittleren Finger, um ihn zu bedienen.

Manuelle Getriebe gibt es künftig nicht mehr, nur noch DSG. Die Kunden haben die Wahl zwischen drei Benzinmotoren, zwei Dieselmotoren, einem neuen Plug-in-Hybrid mit erhöhter elektrischer Reichweite sowie erstmals in dieser Baureihe einem Mildhybrid.

Skoda Superb Combi (2024) im Vorserientest
Skoda Superb Combi (2024) im Vorserientest

Als Einstiegsmotorisierung für den Superb bietet Skoda jetzt den 1.5 TSI mit Mildhybrid-Technologie und einer Leistung von 110 kW (150 PS) an. Beide Hybridaggregate basieren auf einer neuen Generation der Motorenbaureihe EA 211 evo2, die im energieeffizienten Miller-Zyklus arbeitet und Turbolader mit variabler Turbinengeometrie einsetzt.

Der 1.5 TSI Mildhybrid verfügt zudem über die neueste Version des aktiven Zylindermanagements (ACT+). Die beiden größeren 2.0 TSI-Benziner leisten 150 kW (204 PS) und 195 kW (265 PS). Sowohl den Topbenziner als auch die stärkste Dieselversion, den 2.0 TDI mit 142 kW (193 PS), stattet Skoda mit Allradantrieb aus.

Als Einstiegsdiesel dient eine 110 kW (150 PS) starke Variante des 2.0 TDI. Alle Benzin- und Dieselaggregate verfügen über ein 7-Gang-DSG (Plug-in-Hybrid: 6-Gang-DSG). Alle sechs Antriebsvarianten erfüllen die Anforderungen der Abgasnorm Euro 6e.

Skoda Superb Combi (2024) im Vorserientest

Beim Superb IV mündet die Synthese des 1,5 TSI-Benziners mit einem Elektromotor in einer Systemleistung von 150 kW (204 PS). Der ausschließlich für den Superb Combi angebotene Antrieb treibt über ein 6-Gang-DSG die Vorderachse an. Die Speicherkapazität der Hochvoltbatterie steigerte Skoda von 12,7 kWh beim Vorgänger auf jetzt 25,7 kWh.

Damit fährt die PHEV-Version bei Bedarf mehr als 100 Kilometer rein elektrisch. Darüber hinaus erhöhte man die maximale Ladeleistung an Wallboxen und Wechselstrom-Ladepunkten von 3,6 auf 11 kW, was sich in schnellerem Nachladen der Batterie auszahlen soll.

Zusätzlich erlaubt die Plug-in-Hybridversion das Gleichstrom-Laden mit einer Leistung von bis zu 50 kW. Wie zuvor bleibt auch das Laden an einer entsprechend abgesicherten Haushaltssteckdose mit 230 Volt bei 2,3 kW möglich. Der Kraftstofftank des Superb iV fasst 45 Liter.

Skoda Superb Combi (2024) im Vorserientest

So weit, so gut. Und in der Praxis? Ich blicke auf das bewährte Superb-Lenkrad mit den Chrom-Walzen, der große Touchscreen neben mir ist noch verdeckt, auch die interessant gestalteten Regler ("Smart Dials") für die Klimaautomatik bleiben vorerst geheim. Die inneren Türgriffe erinnern an den neuen Passat, den ich auch schon fahren durfte. Ansonsten: Schöne Stoffe innen, doch die Kunststoffe könnten hochwertiger sein.

Generell ist vieles wie im VW Passat, selbst die mitfahrenden Ingenieure geben es zu. Oder es steckt halt viel Skoda im Passat. Wie dem auch sei, schlecht ist das nicht: Ein hervorragend gedämmter Diesel mit 880 Kilometer Reichweite im Tacho, eine direktere Lenkung als bislang und mit dem adaptiven Fahrwerk DCC Pro ein komfortables Abrollverhalten.   

Wird der neue Skoda Superb dem kommenden Passat den Rang ablaufen? Die Voraussetzungen sind jedenfalls gut: Verbrennermotoren für jeden Geschmack, enorm viel Platz und ein angenehmes Fahrverhalten. Aber viel wird vom Preis abhängen. Da müssen wir uns noch gedulden: Marktstart des neuen Superb soll im zweiten Quartal 2024 sein.

Bildergalerie: Skoda Superb Combi (2024) im Vorserientest