Lassen Sie mich an dieser Stelle zunächst Skoda zum neuen Enyaq iV gratulieren. Schön. Doch trotz aller Qualitäten solcher Elektroautos spielt die Musik noch woanders. Nehmen wir nur einmal den Octavia: Vor knapp einem Jahr wurde die vierte Generation vorgestellt. Ein enorm wichtiges Modell, denn Skoda ist Octavia und Octavia ist Skoda.

Wir haben bereits den Traum aller Außendienstler und Flottenkunden getestet: den Octavia Combi mit 150-PS-Diesel. Aber ist die Limousine nicht sogar hübscher, zumal preiswerter? Also nehmen wir nun quasi den Liebling privater Kunden unter die Lupe: die Octavia Limousine mit ebenfalls 150 PS starkem Benziner.

Was ist das?

Seit über 20 Jahren steht die Skoda Octavia Limousine in unseren Breitengraden im Schatten des Kombis. Unverdient, denn auch in der neuesten Generation kann sie sehen lassen. Sogar mehr als je zuvor, weil Länge bekanntlich läuft. 4,69 Meter Länge und 1,83 Meter Breite sind schon ein Pfund, mit dem der Octavia beinahe am Superb (4,86 Meter) schnuppert.

Das merke ich beim Einparken: Das schräge Heck steht dem Octavia von außen zwar vorzüglich, doch vom Fahrerplatz ist der Blick nach hinten recht mau. Einparksensoren sind also Pflicht, noch besser eine Rückfahrkamera. Aber die üppigen Dimensionen haben auch ihr Gutes, nämlich ein enormes Platzangebot. 

600 Liter Gepäck passen im Normalzustand unter die Klappe, das sind nur 40 Liter weniger als beim Kombi. Erst mit umgelegten Lehnen wächst der Abstand: 1.555 Liter schluckt die Limousine, 145 Liter mehr ihr kastiger Bruder. Die Heckklappe ist übrigens relativ wuchtig, ich empfehle Ihnen die elektrische Komfortschließung für 497 Euro (mit 16 Prozent MwSt.). 

Skoda Octavia Limousine (2020) im Test

Im Fond lässt es sich geräumig lümmeln, bedingt durch die Dachlinie ist jedoch etwas weniger Luft über dem Scheitel. Kein Problem, wer in der Octavia Limousine Platzangst bekommt, sollte eine Pullman-S-Klasse in Erwägung ziehen.

Wie immer nett: Die "Simply Clever"-Gimmicks von Skoda wie Regenschirm- und Besenfächer in den Vordertüren oder herausziehbare Taschenhaken im Kofferraum. Im "Wohnraum" setzt die Marke auch auf Hartplastik, aber es ist wie der Rest des Interieurs appetitlich angerichtet.

Bereits beim Test des Octavia Combi mussten wir feststellen, dass das neue digitale Cockpit zwar gut aussieht, aber in Sachen Bedienung nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Lassen Sie es mich so sagen: Die wesentlichen Funktionen hat man schnell intus, im Detail wird es aber etwas friemelig. 

Skoda Octavia Limousine (2020) im Test

Wie fährt er sich?

Vorzüglich. Man kann es nicht anders sagen. Der 1,5-Liter-Turbobenziner mit 150 PS arbeitet diskret, liefert aber stets genügend Vortrieb. In Zahlen: 250 Newtonmeter ab 1.500 Umdrehungen, 8,2 Sekunden auf Tempo 100 und 230 km/h Spitze. Dazu passt die unauffällige Sechsgang-Schaltung. 

Die Lenkung ist überraschend gut austariert, ob es das adaptive DCC-Fahrwerk sein muss, sei dahingestellt. Es liefert viel Komfort, kann aber in Verbindung mit den 18-Zöllern an unserem Testwagen, ein straffes Abrollverhalten an der Hinterachse nicht verhindern. Weil das DCC zudem 10 Millimeter Bodenfreiheit kostet, würde ich sagen: Kann man, muss man aber nicht.

Was kostet er?

Eine besonders positive Überraschung liefert der Verbrauch: Bei kommoder Fahrweise, ohne zu schleichen (maximal 150 km/h auf der Autobahn), verbrauchte die Skoda Octavia Limousine auf meiner Testrunde (70 Kilometer) exakt 5,0 Liter. Das ist sehr respektabel und wohl auch der Zylinderabschaltung (ACT) zuzurechnen.

Skoda Octavia Limousine (2020) im Test

Preislich startet die Octavia Limousine bei 20.990 Euro für die absolute Basis namens Active (immerhin inklusive Klimaanlage, LED-Scheinwerfer, Spurhalteassistent und Digitalradio) mit 110-PS-Benziner. Kein schlechtes Geschäft für absolute Sparfüchse und knapp kalkulierende Familienväter. Und für Digitalverweigerer, denn nur hier sind die Instrumente noch analog.

Den von uns getesteten 1.5 TSI ACT mit 150 PS gibt es ab 29.000 Euro (alle Preise mit 16 Prozent MwSt., mit 19 Prozent sind es 29.750 Euro). Grundlage ist hier bereits die sehr empfehlenswerte Style-Ausstattung mit Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Sitzheizung vorne oder auch Parkpiepsern vorne wie hinten. Bezüglich möglicher Extras empfehlen sich diverse Pakete, nicht unbedingt notwendig sind die 18-Zoll-Alufelgen (536,13 Euro).

Fazit: 9/10

Ford warb einst mit "Viel Auto fürs Geld". Das trifft auch auf die neue Skoda Octavia Limousine zu. Mit dem 150-PS-Benziner stellt sie fast so etwas wie den goldenen Schnitt für Privatkunden mit mittlerem Platzbedarf dar. Als angenehmen Nebeneffekt bekommt man zusätzlich eine aparte Linienführung. Warum eigentlich noch zum VW Passat oder Skoda Superb greifen?

Bildergalerie: Skoda Octavia Limousine (2020) im Test

Bild von: Fabian Grass

Skoda Octavia Limousine 1.5 TSI ACT (2020)

Motor Vierzylinder-Turbobenziner mit Zylinderabschaltung, 1.498 ccm
Leistung 110 kW (150 PS) bei 5.000 - 6.000 U/min
Max. Drehmoment 250 Nm von 1.500 - 3.500 U/min
Antrieb Frontantrieb
Beschleunigung 0-100 km/h 8,2 Sek.
Höchstgeschwindigkeit 230 km/h
Getriebeart Sechsgang-Schaltgetriebe
Länge 4.689 mm
Breite 1.829 mm
Höhe 1.455 mm
Kofferraumvolumen 600 - 1.555 Liter
Leergewicht 1.338 kg
Zuladung 552 kg
Anhängelast 1.500 kg
Verbrauch 4,7 - 4,9 Liter/100 km
Emission 109 - 111 g CO2/km, Euro 6d-Temp
Basispreis 29.000 Euro (mit 16 Prozent MwSt.)
Preis des Testwagens 36.905,54 Euro (mit 16 Prozent MwSt.)