Eigentlich hätte der neue Maserati Grecale am 16. November 2021 offiziell vorgestellt werden sollen. Aber der allgegenwärtige Chipmangel verschob die Weltpremiere auf Frühjahr 2022. Immerhin, rund 250 Prototypen des SUVs sind bereits unterwegs. Einen davon konnte jetzt unser Kollege Giuliano von Motor1.com Italien fahren.

Der Grecale ist nicht nur die kleine Schwester des Maserati Levante. Er fungiert zudem als das künftige Einstiegsmodell der Modeneser Luxusmarke, denn seine Abmessungen sind kompakter als die der größeren Maseratis und seine Preise - die noch bestätigt werden müssen - sollen unter denen des Ghibli liegen. Der Maserati Grecale ist in der Tat auch mit seinem Cousin, dem Alfa Romeo Stelvio, verwandt. Und er hat vor allem einen Konkurrenten im Visier: den Porsche Macan.  

Die Erwähnung des Stelvio, um über den Maserati Grecale zu sprechen, ist nicht nur eine Berichtspflicht, um daran zu erinnern, dass der Unterbau der Gleiche ist. In der Tat ist es auch eine Genugtuung für Enthusiasten, da mit dem Grecale die Giorgio-Plattform, berühmt für Fahrspaß und geboren mit der Alfa Romeo Giulia im Jahr 2015, weiter entwickelt wird. Damit wurden einige Gerüchte entkräftet, die in den letzten Jahren keine Zukunft für diese Architektur sahen.

Maserati Grecale (2022) Prototyp im Vorserientest
Maserati Grecale (2022) Prototyp im Vorserientest

Geändert hat sich vor allem der Radstand von 2,90 Metern, 8 Zentimeter länger als beim Alfa Romeo Stelvio. Jedoch ist der Grecale mit 4,85 Meter auch deutlich länger (15 cm) als der Alfa. So gibt es mehr Platz für die Fondpassagiere und den Kofferraum, auch mit Blick auf die spezifischen Bedürfnisse von Kunden in Märkten wie China und den USA. 

Aber auch das Fahrverhalten des Grecale hat einen unverwechselbaren Charakter, der auf Giorgio-Basis mit einer spezifischen Abstimmung von Federung, Lenkung, Bremsen und Steuerelektronik entwickelt wurde. 

Die Lenkübersetzung bleibt so direkt wie die des Stelvio und behält damit eine der Eigenschaften bei, die von fahraktiven Piloten am meisten geschätzt werden; die Kalibrierung der Servolenkung wurde jedoch neu abgestimmt, um ein noch sichereres Einschlagen der Kurven zu ermöglichen. 

Maserati Grecale (2022) Prototyp im Vorserientest

Was steckt unter der Haube? Nun, ein Vierzylinder mit 48V-Mildhybridsystem, da es sich beim gezeigten Fahrzeug um die Einstiegsversion des Grecale handelt. Vierzylinder ... da werden bei Fans Erinnerungen an den berühmt-berüchtigten Biturbo wach. Aber auch der Ghibli weist seit Sommer 2020 einen Mildhybrid-Vierzylinder mit E-Verdichter auf, ebenso der Levante.

Das Hybridsystem von Maserati besteht aus vier Komponenten: einem Riemen-Starter-Generator (RSG), einer 48-Volt-Batterie, einem e-Booster und einem DC/DC-Wandler. Der RSG dient als Lichtmaschine und lädt die unterhalb des Kofferraums befindliche Batterie, die wiederum den am Motor platzierten e-Booster antreibt. Der Motor verfügt über einen Turbolader, der mit dem e-Booster kombiniert ist, der seinerseits vom RSG oder von der Batterie angetrieben wird.

Diese Lösung ist im Segment des Grecale (Hybrid-SUV mit RSG und Booster) einzigartig, da der Hybridmotor sonst meist nur zur Verbrauchsreduzierung eingesetzt wird. Das verwendete 48-Volt-System verbessert die Performance, auch wenn das Fahrzeug vollbeladen ist - speziell bei niedrigen Geschwindigkeiten. Selbst mit Hybridmotor bleibt der Grecale in jeder Hinsicht ein echter Maserati - auch wegen seines Sounds, der trotz der Hybridisierung die üblichen Eigenschaften jedes anderen Fahrzeugs der Marke beibehält.

Maserati Grecale (2022) Prototyp im Vorserientest

Um das Fahrerlebnis noch unmittelbarer zu gestalten und dem Fahrer zu ermöglichen, den Wagen nach seinen Bedürfnissen zu konfigurieren, verfügt der Grecale über vier verschiedene Fahrmodi: COMFORT, GT, SPORT und OFF-ROAD. Dies wird kombiniert mit sehr effektiven elektronischen Eingriffsschwellen für Motor, Getriebe, Allradantrieb und Traktions- und Stabilitätskontrollmappings. 

COMFORT: ideal für den täglichen Gebrauch bei maximaler Benutzerfreundlichkeit und hohem Komfort

GT: spürbar agiler und direkter, ohne die Gesamteffizienz zu stark zu beeinträchtigen

SPORT: auf maximale Leistung optimiert, einschließlich offener Bypass-Ventile des Abgassystems

OFF-ROAD-Modus: Verbesserung der Geländegängigkeit mit Anheben der Fahrhöhe

Maserati Grecale (2022) Prototyp im Vorserientest

Die berühmte Maserati-Uhr wird zur Fahrer-Fahrzeug-Schnittstelle. Sie zeigt nicht mehr nur die Uhrzeit an, sondern kann auch bei Sprachbefehlen ein Antwortsignal senden. Trotz klassischer Form besitzt sie eine futuristische Optik. Auf Wunsch kann sie auch als Kompass fungieren oder die G-Kräfte anzeigen. Außerdem tendiert die Philosophie des Grecale bei den physischen Tastensteuerungen in Richtung Minimalismus. Fast alles ist jetzt berührungsgesteuert. Optional ist ein hochmodernes Head-up-Display erhältlich.

Die Luftfederung ist eine Option für die Mild-Hybrid-Version. Ihre Höhe hängt dabei eng mit dem gewählten Fahrmodus zusammen und ist in fünf Stufen einstellbar. Die Skala der Luftfederung beträgt 65 Millimeter. Sie reicht von minimal minus 35 Millimeter im Parkmodus bis maximal  plus 30 Millimeter im OFF-ROAD-Modus.

Auch das Sounddesign im Innenraum wurde gezielt weiterentwickelt. Es umfasst zudem spezielle Warnungen für die Blinker, das Nichtanlegen von Sicherheitsgurten sowie die Fahrsicherheitssysteme. Sie folgen der Logik der Wahrnehmbarkeit, indem alle akustischen Warnungen aufeinander abgestimmt sind.

Bildergalerie: Maserati Grecale zeigt sich auf neuen offiziellen Prototypenbildern

Das Herzstück von MIA (Maserati Intelligent Assistant) ist das Betriebssystem Android Auto, das eine Leistung ähnlich der eines Tablets sowie mehr Speicher für ein reaktionsschnelleres Benutzererlebnis bietet. Um jedem Kunden ein einfaches und intuitives Benutzererlebnis zu gewährleisten, kann MIA individuell konfiguriert werden. Android Auto ermöglicht zudem eine weitere Anpassung durch das Speichern von bis zu fünf verschiedenen Benutzerprofilen. Das System verknüpft damit auch andere Fahrzeugeinstellungen, etwa die Innentemperatur und Sitzposition.

Die Sprachsteuerung der Bordfunktionen ist eine Schlüsseltechnologie, um Ablenkungen des Fahrers zu vermeiden. So ist der Grecale mit einem neuen Spracherkennungssystem mit natürlicher Stimme ausgestattet. Zum Beispiel erfüllt das Fahrzeug mit den Worten „Hey Maserati, ändere die Temperatur auf 21 Grad“ automatisch den Benutzerwunsch.

Der Allradantrieb ist in allen Ausstattungsvarianten des Grecale serienmäßig, die Beschleunigung von 0 auf 100 km/h beträgt 5,6 Sekunden und die Höchstgeschwindigkeit 240 km/h. Die weiteren Merkmale des technischen Datenblatts sind in der Tabelle unten zusammengefasst.

Maserati Grecale GT - Technisches Datenblatt

 

Länge

4.846 mm

Breite

1.948 mm

Höhe

1.670 mm

Radstand

2.901 mm

Leergewicht

1.870 kg

Tank

64 Liter

Kofferraum

535 Liter

Motor

Turbo-Vierzylinder-Mildhybrid 48V BSG

Hubraum

1.995 ccm

Leistung

300 PS bei 5.750 U/min

Drehmoment

450 Nm bei 2000 - 4000 U/min

Getriebe

ZF-Automatik 8-Gang 8HP50 Gen 2.5

Traktion

Allradantrieb

Kraftübertragung

offenes mechanisches Hinterachsdifferenzial (selbstsperrendes LSD optional)

Vordere Bremsen

innenbelüftete Scheiben 350x28 mm, Brembo Brembo 4-Kolben

Hintere Bremsen

innenbelüftete Scheiben 330x22 mm, Schwimmsattel Continental MoC-Technologie

Bereifung

Vorne/Hinten 235/55 R19

0-100 km/h

5,6 s

0-200 km/h

23,7 s

Höchstgeschwindigket

240 km/h

Bildergalerie: Maserati Grecale (2022) Prototyp im Vorserientest