Früher war alles besser – zumindest dann, wenn Sie sich einen neuen Van für Ihre Familie kaufen wollten. Während vor wenigen Jahren die Auswahl der geräumigen Großraum-Fahrzeuge enorm war, möchte heute die halbe Welt nur noch SUV oder Crossover fahren. Die Hersteller haben natürlich auf diesen Trend reagiert und entwickeln deshalb fast nur noch stylische Soft-Geländewagen.

Heutzutage einen richtig großen Van kaufen? Da bleibt nicht mehr viel Spielraum. Renault hat noch den Grand Scénic im Programm, VW den Sharan und bei Seat können Sie den baugleichen Alhambra bestellen. Dacia hat noch den Lodgy, aber alles andere ist entweder kleiner oder geht als Hochdachkombi beziehungsweise als Transporter mit Nutzfahrzeug-Charakter an den Start. Noch enger wird es, wenn Sie zusätzlich etwas avantgardistisch unterwegs sind und eventuell eine Elektrifizierung des Antriebsstrangs anstreben. Hier bleibt nur eine Option: der Ford Galaxy Hybrid. Wenn das kein Grund für einen Test ist?!

Ford Galaxy FHEV (2021) im Test
Ford Galaxy FHEV (2021) im Test

Unter dem Motto "Electric meets Performance" lockte uns Ford also zur alljährlichen Roadshow. Dabei geht der Galaxy natürlich eher unter dem Begriff "Electric" an den Start. Performance überlassen wir beispielsweise gerne dem ebenfalls auf dem Parkplatz stehenden Mustang Mach 1. Und mit dieser klassischen Performance wird es bei Ford bald vorbei sein. Bis Mitte 2026 sollen alle Pkw-Modelle entweder batterieelektrisch oder als Plug-in-Hybrid ausgeliefert werden. Ab 2030 sterben dann auch die PHEV-Fahrzeuge. Klingt also nach Übergangslösung wenn wir uns den Galaxy mit "nur" Vollhybrid-Antrieb ansehen ...

Vollhybride und die Transformation zu E-Auto-Marke

Zum jetzigen Zeitpunkt teilt uns Stefan Wieber, Direktor Pkw Ford Deutschland, Österreich und Schweiz aber noch mit, dass KundInnen immer wieder ein bestimmtes Mantra an den Hersteller zurückbeten: "Ihr könnt Vans, ihr könnt Familie." Deshalb wurden der Galaxy (aber auch der S-Max) kontinuierlich weiterentwickelt. Ob es die praktischen Fahrzeuge aber durch die Transformation hin zum E-Auto-Hersteller schaffen, lässt Ford bislang offen.

Bleiben wir aber in der Gegenwart sowie in der jüngeren Vergangenheit. In seiner jetzigen Generation geht der Galaxy seit 2015 in einem sterbenden Segment auf KundInnen-Fang. Seit 2019 in der gelifteten Version. Im Februar 2021 machte Ford den Van dann wirklich einzigartig und steckte einen 2,5-Liter-Benziner unter die Haube, der gemeinsam mit einem Elektromotor die Vorderräder über ein stufenloses CVT-Getriebe antreibt. Das macht dieses Derivat zum schillernden Einhorn im Galaxy-Lineup, das ansonsten ausschließlich von Dieselmotoren beherrscht wird.

Ford Galaxy FHEV (2021) im Test

Ein hubraumstarker Vierzylinder und ein E-Motor klingen dabei erst einmal nach einer Kombination, die es spielend mit einem Selbstzünder und mit 1,9 bis 2,0 Tonnen Leergewicht aufnehmen kann. Und Ford attestiert dem Antriebsstrang eine Systemleistung von ausreichenden 190 PS. Anhand des Drehmoment lässt sich jedoch erkennen, wo der Hund begraben liegen könnte. 200 Newtonmeter sind maximal nur möglich. Bei 4.500 U/min. Die Diesel sind fast doppelt so stark und die Kraft setzt zudem 2.500 Touren früher ein.

Diesel? Was war noch einmal Diesel?

Doch so charakterschwach die Daten auch klingen mögen, mit 10,0 Sekunden für den Standardsprint auf Tempo 100 und einer Höchstgeschwindigkeit von 182 km/h reiht sich das Hybrid-Modell ziemlich unauffällig in die Riege der Diesel-Galaxys ein. Und was sollen wir sagen? Wenn wir jetzt eine Familie zu transportieren hätten, würden wir uns über keinerlei fahrdynamische Einbußen ärgern und uns im Gegenzug eher über andere Eigenheiten des teilelektrischen Antriebs freuen, die den Diesel schnell vergessen lassen. Die Zeichen stehen auf Komfort. Leisem Komfort.

Das CVT-Getriebe ist eine Entwicklung von Ford und simuliert Schaltvorgänge. So bleibt der Gummiband-Effekt aus und der Galaxy fährt sich wie ein normales Automatik-Auto. Dabei kommunizieren nicht nur die Motoren und das Getriebe sehr gut miteinander, sondern auch die beiden Motoren untereinander. Das Umschalten zwischen Elektro-, Benzin- oder Mischbetrieb funktioniert ruckfrei und unmerklich.

Nett ist, dass der Benziner relativ früh und wann immer möglich abgeschaltet wird. Kurze Strecken rein elektrisch unterwegs sein, klappt – wenn es nach Ford geht – ebenfalls. Allerdings beschränken sich die Distanzen eher auf wenige Meter beim Anfahren.

Ford Galaxy FHEV (2021) im Test
Ford Galaxy FHEV (2021) im Test

Bei hohem Tempo bleibt es schön ruhig im Innenraum. Komfortabel. Genauso wie das Fahrwerk, die leichtgängige Lenkung oder die Sitzposition. Ford will Sie da anscheinend nicht so sehr strapazieren. Denn wenn Sie alle Sitzplätze (bis auf den Sitz hinterm Lenkrad natürlich) mit Kindern auszufüllen haben, haben Sie wahrscheinlich Stress genug. Deshalb lassen sich die Sitze der zweiten und optional dritten Reihe auch stressfrei einzeln aus dem Kofferraum umlegen. Je nach Konfiguration ist Platz für 300 bis 2.339 Liter Gepäck. Das übertreffen Opel Zafira und Co. zwar locker, aber diese Modelle fahren sich eben nicht wie ein Pkw. Der Galaxy schon.

Ford Galaxy FHEV (2021) im Test
Ford Galaxy FHEV (2021) im Test

Neben den normalen Technik-Spielereien um Assistenz, Konnektivität und Infotainment, die wir alle bereits aus den anderen Galaxy-Modellen beziehungsweise von Ford im allgemeinen kennen, bietet der Hybrid-Van intuitive Funktionen, die bei der Überwachung und Optimierung der Kraftstoffeffizienz unterstützen sollen. So werden hinter dem Lenkrad Empfehlungen für den besten Bremspunkt mitgeteilt, um die maximal mögliche Energie in den 1,1-kWh-Akku zurückfließen zu lassen. Ein "EV Coach" zeigt zudem an, ob Sie batterieelektrisch oder hybrid unterwegs sind.

Ford Galaxy FHEV (2021) im Test
Ford Galaxy FHEV (2021) im Test

Laut WLTP-Zyklus sollen so 5,8 bis 5,9 Liter je 100 Kilometer realisierbar sein. Die Diesel werden mit einem ähnlichen Niveau angegeben. Anscheinend haben wir uns aber nicht ausreichen vom EV Coach instruieren lassen, denn wir kommen bei normaler Fahrweise und lediglich einem Höchstgeschwindigkeitstest auf der Autobahn auf mindestens 7,9 Liter laut Bordcomputer. Ebenfalls realistisches Diesel-Niveau und irgendwie okay bei der Größe.

44.100 Euro verlangt Ford für den Galaxy Hybrid in der niedrigsten Ausstattungslinie "Trend" und damit genauso viel wie für das Modell mit 190-PS-Diesel, 8-Gang-Automatik und Frontantrieb. Als "Titanium" mit dem Beinamen "Der Komfortable" sind 47.500 Euro nötig, um ihn beim Händler auszulösen. Damit ist der Galaxy dann auch gut genug für den Familien-Einsatz ausgestattet. Nur LED-Scheinwerfer, dunkel getönte Seiten- und Heckscheiben sowie das große Navi mit 8-Zoll-Touchscreen würden wir dann eventuell noch extra ordern.

Fazit: 8/10

Wirklich stylisch wird das Fahrzeugkonzept "Van" in diesem Jahrtausend wohl nicht mehr werden, aber es wäre trotzdem ziemlich bedauerlich, wenn dieses Segment irgendwann verschwinden würde. Der Galaxy gibt deshalb nicht nur uns, sondern vielmehr allen Familien Hoffnung, die unglaublich viel Platz über SUV-Maßstäben, sieben Sitze und eine hohe Flexibilität im Innenraum wünschen und dabei kein Nutzfahrzeug, sondern ein Pkw-Fahrverhalten bevorzugen. Das man dabei nicht auf alternative Antriebe verzichten muss und Vans statt Diesel auch Vollhybrid können, beweist der einzigartige Ford ebenfalls. Komisch, dass er keine Konkurrenz hat.

Bildergalerie: Ford Galaxy Hybrid (2021) im Test

Ford Galaxy 2.5 l Duratec Hybrid (2021)

Motor 2.488ccm-4-Zylinder-Benziner + E-Motor
Getriebeart Stufenloses Automatikgetriebe
Antrieb Frontantrieb
Leistung 190 PS (140 kW) bei 5.500 U/min
Max. Drehmoment 200 Nm bei 4.500 U/min
Beschleunigung 0-100 km/h 10,0 s
Höchstgeschwindigkeit 182 km/h
Länge 4.848 mm
Breite 1.916 mm
Höhe 1.747 mm
Bodenfreiheit 150 mm
Anzahl der Sitze 7
Kofferraumvolumen 300 - 2.339 l
Zuladung 617 kg
Anhängelast 1.510 kg (gebremst, 12%)
Verbrauch 5,8 - 5,9 l/100km (WLTP) / Testverbrauch: 7,9 l/100km
Emission 134 - 135 g/km (WLTP)
Leergewicht 1.978 kg
Basispreis 44.100 Euro
Preis des Testwagens 47.500 Euro (Ausstattung: Titanium)