6.579 Kilometer in drei Monaten. So beginnt unsere Schlussbilanz des Dauertests des Kia Ceed SW Plug-in-Hybrid. Der koreanische Kombi aus slowakischer Produktion hat uns treu begleitet und bewährte sich als fleißiger, geräumiger Umzugshelfer.
Das erklärt auch die recht hohe Menge an Strecke, denn einer unserer Kollegen hat sich ein bezahlbares Nest gekauft. Und das liegt angesichts der absurden Immobilienpreise in München 80 Kilometer davon entfernt.
Preise liefern uns ein gutes Stichwort, hierauf wollen wir nach der Änderung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent zu Jahresbeginn noch einmal den Blick werfen. Und natürlich auf den Verbrauch. Lohnt sich der Umstieg auf den Plug-in-Hybrid?

Immerhin: Mit dem Ceed SW PHEV hat Kia einen ziemlichen Solitär im Modellprogramm. Vergleichbare Kompakt-Kombis mit Stecker gibt es nicht. Platzhirsch VW denkt bislang gar nicht daran, den neuen Golf Variant auch als eHybrid respektive GTE anzubieten. Etwas seltsam, schließlich ist das beim Passat kein Problem. Oder will man ihm nicht die Kundschaft abspenstig machen?
Wie dem auch sei, richten wir unser Augenmerk wieder auf den Kia. Den gemütlichen Kia, denn Bäume reißt dieser Ceed SW nicht aus. Das zeigt schon die Beschleunigung von 10,8 Sekunden auf 100 km/h, den wüsten Tritt aufs Gaspedal quittiert das Doppelkupplungsgetriebe mit lärmenden Protest. Mit 1,6 Tonnen ist der Wagen kein Leichtgewicht, zudem steckt unter der Haube "nur" ein 1,6-Liter-Saugbenziner mit 105 PS Leistung, dem die 60 Elektro-PS assistieren. Gelassenheit gewinnt also.

58 Kilometer rein elektrische Reichweite gibt Kia an. Wer aber konsequent elektrisch fahren möchte, muss recht häufig an die Ladestation respektive Wallbox. Der Akku lässt sich an einer 240-Volt-Ladestation mit 3,3 kWh in zweidreiviertel Stunden (165 Minuten ganz genau) von null auf 100 Prozent aufladen.
Genau das haben wir immer gemacht, sobald der Wagen für längere Zeit nahe einer passenden Steckdose stand. Das erklärt auch die Verbrauchswerte, die uns selbst positiv überrascht haben. Obwohl der Kia Ceed SW PHEV oft auf der Autobahn bewegt wurde und nicht selten mit Kind und/oder Kegel beladen war, kann sich das Resultat sehen lassen.
Wir ermittelten einen Schnitt von 6,03 Liter auf 100 Kilometer. Die Spanne reicht dabei von 5,5 bis 6,6 Liter. Das zeigt: Wer dieses Auto regelmäßig elektrisch lädt und nicht nur die staatliche Prämie abgreift, kann zumindest beim Verbrauch sparsam unterwegs sein. Einzig die offiziell angegebenen 1,3 Liter nach NEFZ sollte man schleunigst ins Reich der Gebrüder Grimm verweisen.

Ein Wermutstropfen ist die Tankgröße, sie liegt bauartbedingt bei nur 37 Liter. Bei voller Ausnutzung erzielten wir eine Reichweite von knapp 650 Kilometer, obgleich natürlich einige Kilometer rein elektrisch erzielt wurden. Eines ist aber natürlich klar: Wer viele Kilometer schrubbt und quasi auf der Autobahn lebt, kommt um den Diesel nicht herum.
Die mögliche Höchstgeschwindigkeit des Plug-in-Kombis variiert je nach Reifengröße und Ladezustand der Batterie. Mit 17-Zoll-Felgen sind zwischen 168 und 195 km/h drin.
Noch ein abschließendes Wort zum Preis: Der Kia Ceed SW PHEV startet bei 34.990 Euro. Nicht gerade wenig, aber alle Ausstattungsvarianten profitieren von 6.750 Euro staatlicher Förderung, die Kia-Kunden zudem auch noch von sieben Jahren Garantie profitieren. Die Netto-Preise bewegen sich ohne Förderung mit 29.403,36 bis 34.613,45 Euro allesamt unter der wichtigen 40.000-Euro-Grenze.
Wir rechnen nach: Mit Knete aus Berlin beginnt der bereits an der Basis gut ausgestattete Kombi bei 28.240 Euro. Für Familien-Oberhäupter, die eine Wallbox am Haus haben, ist der Kia Ceed SW PHEV in jedem Fall eine nähere Betrachtung wert. Als klassischer Kompakt-Kombi thront er (noch) einzigartig in seiner Nische. Und noch ein kleiner Tipp von mir: Wer sich online bei den Händlern umschaut, stößt auf verlockend günstige Angebote.
Bildergalerie: Kia Ceed Sportswagon Plug-in Hybrid (2020) im Dauertest, Teil 3
Kia Ceed SW 1.6 GDI Plug-in-Hybrid