Kia gibt Gas: Knapp 70.000 Fahrzeuge der koreanischen Marke wurden 2019 in Deutschland neu zugelassen. Doch in der Zukunft möchte man auch verstärkt Strom geben. Neben reinen E-Autos wie dem e-Niro oder e-Soul rücken Plug-in-Hybride ins Zentrum, um die CO2-Strafzahlungen zu verringern. Am 7. März 2020 kommt der Kia Ceed SW Plug-in-Hybrid zu den Händlern, seines Zeichen der erste Kompakt-Kombi mit dieser Technik. Wie er sich fährt, klärt unser Test. 

Wie viel Platz kostet der Akku?

Angesichts einer Länge von 4,60 Meter mag man fast nicht mehr das Wort "kompakt" in den Mund nehmen. Doch die Konkurrenz liegt auf ähnlichem Niveau. Fest steht: Auch als Plug-in-Hybrid geizt der Kia Ceed SW nicht am Platzangebot. Das liegt auf dem Niveau des normalen Ceed SW, einzig beim Kofferraumvolumen sind Abstriche zu verzeichnen. 437 bis 1.506 Liter sind es, ein Minus von 188 Liter. Die zweigeteilte Batterie mit 8,9 kWh Kapazität, Lithium-Ion-Polymer-Technik und 117 Kilogramm Gewicht wurde in Unterflur-Art angebracht. 

So bleibt das Gepäckabteil gut nutzbar, nur das letzte Quäntchen Tiefe fehlt. Sehr ansehnlich ist die Materialgüte im Cockpit, hier hat sich Kia spürbar Mühe gegeben. Die Bedienung wirft keine Probleme auf, alle Elemente sind klar strukturiert. Auf der Mittelkonsole thront auf Wunsch ein 10,25-Zoll-Touchscreen, Serie sind 8 Zoll. Innen wie außen bleibt der Kia Ceed SW Plug-in-Hybrid angenehm sachlich. Einzige Unterscheidungsmerkmale zum herkömmlichen Ceed sind der geschlossene Kühlergrill und die Frontschürze der GT-Line.

Erklär mir den Plug-in-Hybrid ...

Kommen wir zu den Feinheiten der Technik: Vor uns steht ein Parallelhybridsystem mit einem 1,6-Liter-Saugbenziner (77 kW/105 PS) plus einem Elektromotor, dessen Leistung 44,5 kW (60,5 PS) beträgt. Die Systemleistung gibt Kia mit 104 kW (141 PS) an. Bis zu 58 Kilometer weit kann der Ceed SW Plug-in-Hybrid rein elektrisch fahren. Wird er daheim an der Steckdose geladen, dauert das rund fünf Stunden.

Kia Ceed Sportswagon Plug-in Hybrid

Und wie fährt die Chose? Ziemlich laufruhig, gelegentlich schaltet sich der Verbrenner etwas ruppig zu. Im Test kamen wir rein elektrisch rund 50 Kilometer weit, obwohl es teilweise auf 1.000 Meter Höhe ging. Eher überflüssig erscheint der Sport-Modus: Der Ceed SW PHEV fördert eine entspannte, gelassene Fahrweise, ohne zu schleichen. 1,6 Tonnen wiegt der Wagen, bis zu 120 km/h kann er rein elektrisch fahren. 

Wie bereits erwähnt, ist der E-Motor nicht allzu stark, idealerweise hilft er im Stadtverkehr oder als Extra-Boost zum Überholen. Aber es muss ja auch nicht immer ein total übermotorisierter Plug-in-Hybrid sein, bei dem Kosten und Verbrauch ad absurdum geführt werden. Nein, der Kia Ceed SW PHEV ist ein normales Auto für normale Menschen, die normal fahren.

Umso erstaunlicher ist die sportlich-straffe Auslegung des Fahrwerks, die man insbesondere bei Querfugen zu spüren bekommt. Die Straßenlage und das Kurvenverhalten sind überragend, ebenso die direkte Lenkung. Aber braucht es das in diesem Auto? Wer plant ernsthaft einen Rennstreckenbesuch mit einem Familienkombi?

Verbraucht er wirklich wenig?

Freude am Sparen gibt es allemal: 3,2 Liter betrug unser Verbrauch mit hohem Elektroanteil und Bergauffahrten. Aber selbst mit leerer Batterie (die durch Rekuperation zügig wieder über die 20-Prozent-Marke) und sportlicher Fahrweise kamen wir auf exakt 4,0 Liter im Schnitt. 

Und wie steht es beim Preis? 34.990 Euro lassen einen im ersten Moment schlucken. Doch bei näherer Betrachtung relativiert sich dieser Betrag. Inklusive sind nämlich bereits LED-Scheinwerfer oder auch eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik. Für 1.200 Euro zusätzlich gibt es die sogenannte Spirit-Ausstattung mit vielen Assistenzsystemen. Gut 1.000 Euro extra kostet das 10,25-Zoll-Navi.

Kia Ceed Sportswagon Plug-in Hybrid (2020) im Test

Abziehen kann man außerdem die jetzt 4.500 Euro Umweltprämie für Plug-in-Hybride in der Größenordnung bis 40.000 Euro. Brutto sind es laut Kia sogar 4.927,50 Euro durch die 19 Prozent Mehrwertsteuer auf den Herstelleranteil von 2.250 Euro. Damit rutscht der günstigste Kia Ceed SW PHEV knapp unter die 30.000-Euro-Grenze. 

Zum internen Vergleich ziehen wir die Versionen des Ceed SW mit Doppelkupplung in der ungefähr ähnlichen Spirit-Ausstattung heran: 30.190 Euro kostet so der 1.6 CRDi mit 136 PS, der 1.4 T-GDI mit 140 PS liegt bei 28.390 Euro. So teuer ist der Plug-in-Hybrid unter dem Strich also doch nicht.

Fazit: 8/10

Mit dem (noch) einzigartigen Ceed SW PHEV bringt Kia einen ausgewogenen Familienkombi auf den Markt. Fahrerprofile mit Bleifuß und vielen Langstrecken sollten den Diesel nehmen. Dank Prämien wird der geräumige Teilzeit-Stromer aber interessant für den Normal-Autofahrer. Gewerbekunden sollten die 0,5-Prozent-Besteuerung im Hinterkopf behalten. Und bald kommt mit dem XCeed Plug-in-Hybrid eine schicke Alternative für Kombi-Gegner.  

Bildergalerie: Kia Ceed Sportswagon Plug-in Hybrid (2020) im Test

Kia Ceed sw Plug-in-Hybrid

Motor Vierzylinder-Saugbenziner mit 1.580 ccm Hubraum plus Elektromotor
Leistung 77 kW/105 PS (Verbrenner), 44,5 kW/60,5 PS (Elektro), 104 kW/141 PS (Systemleistung)
Getriebeart Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe
Max. Drehmoment 265 Nm bei 1.000 bis 2.400 U/min (Systemleistung)
Antrieb Frontantrieb
Batterie Lithium-Ion-Polymer, 8,9 kWh Kapazität
Elektrische Reichweite 58 km
Ladeanschluss Typ 2 mit 3,3 kW
Aufladezeit 2:45 Stunden (von 0 auf 100 Prozent)
Länge 4.605 mm
Breite 1.800 mm
Höhe 1.465 mm
Kofferraumvolumen 437-1.506 Liter
Leergewicht 1.601 kg
Zuladung 497 kg
Anhängelast 1.300 kg
Beschleunigung 0-100 km/h 10,8 Sek.
Höchstgeschwindigkeit 195 km/h (mit 17-Zoll-Rädern), 120 km/h (elektrisch)
Verbrauch 1,3 Liter/100 km (NEFZ)
Emission Euro 6d-TEMP
Basispreis 34.990 Euro