Opel und GSI: Bei dieser Kombination denken Sie und ich sicher zuerst an wilde Corsa und Kadett. Doch auch bei der seit 2017 existierenden zweiten Generation des Insignia pappt Rüsselsheim die magischen drei Buchstaben ans Heck. Dürfen die das? Oder ist es doch ein Marketing-Gag, wie man ihn von so vielen Autohersteller (Stichwort VW Up GTI oder Ford Mustang Mach-E) kennt? Das soll unser Fahrbericht klären.

Was ist das?

Der neue Opel Insignia feierte seine Weltpremiere Anfang 2020 auf dem Autosalon in Brüssel. Wobei "neu" hier natürlich reichlich übertrieben ist. Es handelt sich schlicht um die Modellpflege zur Mitte des Lebenszyklus. Sie beschert dem Insignia ein Facelift im wahrsten Wortsinne, denn an der Frontpartie sind die Änderungen noch am ehesten zu erkennen. Neu ist dort das adaptive IntelliLux LED-Pixel-Licht. Es verfügt jetzt über insgesamt 168 LED-Elemente – 84 pro Scheinwerfer!

Beim Insignia GSI garnieren die Opel-Köche ihr Schnittchen noch mit Remoulade. Genauer gesagt: Vertikale Bugöffnungen in Säbelzahnoptik und eine dynamischere Frontschürze. Wir hatten es mit der Fließheck-Variante namens Grand Sport zu tun, was in Verbindung mit GSI doppelt gemoppelt ist. Trotzdem passt die Limousinenform prima zur sportlichen Note, damit braucht sich der Insignia nicht vor dem VW Arteon zu verstecken.

Opel Insignia GSi (2020) im Test

Leider ist der Opel aber bei den Abmessungen etwas aus dem Leim gegangen: 4,91 Meter Länge beim Grand Sport und eine Breite von 1,86 Meter mit eingeklappten Außenspiegeln zeigen, dass der Insignia das letzte "Ami-Modell" unter GM-Regie ist. Tatsächlich reist er als Buick Regal auch von Rüsselsheim aus in die USA. 

Immerhin sorgen die üppigen Dimensionen für viel Platz: 490 bis 1.450 Liter bei der Limousine, 560 bis 1.665 Liter beim 1.250 Euro teureren Kombi. Beide bieten bei Bedarf bis zu 2,00 Meter Laderaumlänge. 

Das Cockpit ist sauber und übersichtlich gestaltet, serienmäßig ist ein 8-Zoll-Navi mit Touchscreen an Bord. Optisch alles nicht der letzte Schrei, dafür funktioniert alles tadellos. Die Sportsitze des GSI empfand manch Kollege als zu eng. Die Seitenwangen sind aber wie in unserem Testwagen optional elektropneumatisch verstellbar.

Opel Insignia GSi (2020) im Test

Wie fährt er sich?

Vor dem Facelift gab es den Opel Insignia GSI mit einem 210-PS-Diesel, der nun entfallen ist. Der 2,0-Liter-Turbobenziner verliert 30 PS auf nun 169 kW (230 PS), auch das maximale Drehmoment sinkt um 50 Newtonmeter. Im Gegenzug liegen die 350 Nm nun aber bereits ab 1.500 Touren an.

Das spürt man sofort und empfindet es als angenehm. Bis 4.000 U/min spaziert der GSI gelassen auf dem Drehmoment-Plateau, darüber wirkt der Motor aber angestrengt und etwas kraftlos. Das offenbart sich auch in der Zeit von null auf 100 km/h: 7,4 Sekunden sind okay, richtig spritzig aber nicht. 

Was können wir noch vermerken? Der Insignia GSI ist ein ruhiges, entspanntes Reiseauto auf der Autobahn. Dafür sorgt auch die serienmäßige Neungang-Automatik. Um aber sportlich zu sein, hat das System zu viele Gänge. Zudem schaltet die Automatik zwar sanft, jedoch nicht sonderlich schnell.

Opel Insignia GSi (2020) im Test

Der per Tastendruck aktivierbare sportlich abgestimmte Allradantrieb mit Torque Vectoring ist in diesem Segment einzigartig. Bei dem 4x4-Antrieb ersetzen zwei Kupplungen ein konventionelles Hinterachsdifferenzial. Mit dieser Technik lenkt der neue Opel Insignia GSi agiler in Kurven ein, bietet beste Seitenführung für maximale Stabilität und glänzt mit vorbildlicher Traktion.

Bei dem 4x4-System der jüngsten Generation ersetzen zwei Lamellenkupplungen an der Hinterachse ein konventionelles Differenzial. Als Ergebnis wird die Antriebskraft in Sekundenbruchteilen noch stärker als bisher individuell an jedes Hinterrad geleitet.

Das serienmäßige mechatronische FlexRide-Fahrwerk ist eher gemütlich denn sportlich, was wir aber absolut positiv bewerten, zumal ob der serienmäßigen Felgen im 20-Zoll-Format. Gleiches gilt für die schön abgestimmte Lenkung: Sie kommt sensibel aus der Mittellage und wirkt zu keinem Zeitpunkt nervös. 

Was kostet er?

Zunächst ein Wort zum Verbrauch: Wir ermittelten Werte zwischen 8,8 und 10 Liter auf 100 Kilometer, je nach Fahrweise und mit wechselnden Fahrern. Die Werksangabe von 8,5 Liter nach WLTP-Zyklus erscheint realisierbar. 

49.725 Euro ruft Opel für den Insignia GSI als Grand Sport auf, der Kombi namens Sports Tourer notiert bei 50.975 Euro. Beide Preise verstehen sich mit 19 Prozent Mehrwertsteuer. Gemessen an Größe, Leistung und Ausstattung gehen diese Kurse in Ordnung. Schade nur, das sich der Aufpreisliste doch mehr Extras finden als gedacht. Falls Sie übrigens den Insignia als Limousine nett finden, aber den GSI nicht unbedingt brauchen: Es gibt für die "normalen" Motorisierungen auch eine sportlich angehauchte "GS Line". 

Fazit: 7/10

Insgesamt fühlt sich der aktuelle Opel Insignia wie der Gran Turismo des kleinen Mannes an. Er ist nicht sportlich, aber angenehm kraftvoll auch bei niedrigen Drehzahlen und dazu ziemlich bequem. GSI ersetzt (zumindest bei Insignia) nicht OPC. 

Bildergalerie: Opel Insignia GSi (2020) im Test

Opel Insignia Grand Sport GSI (2020)

Motor Vierzylinder-Turbobenziner, 1.998 ccm
Leistung 169 kW (230 PS) bei 5.000 U/min
Max. Drehmoment 350 Nm bei 1.500 - 4.000 U/min
Getriebeart Neungang-Automatik
Antrieb zuschaltbarer Allradantrieb
Beschleunigung 0-100 km/h 7,4 Sek.
Höchstgeschwindigkeit 237 km/h
Länge 4.910 mm
Breite 1.863 mm
Höhe 1.445 mm
Kofferraumvolumen 490 - 1.450 Liter
Leergewicht 1.725 kg
Zuladung 515 kg
Anhängelast 1.500 kg (gebremst, bei 12 Prozent Steigung)
Verbrauch 8,5 Liter/100 km (WLTP)
Emission 192 g CO2/km (WLTP), Euro 6d
Basispreis 49.725 Euro (mit 19 Prozent MwSt.)