Aller guten Dinge sind vier: Nach dem VW Golf 8 und den Neuauflagen von Skoda Octavia und Seat Leon ist nun auch das vierte Kind von Familie "MQB", Nachname "evo", endlich da. Es gab leichte Probleme bei der Geburt, die große Willkommensparty für die vierte Generation des Audi A3 (interner Code: 8Y) auf dem Genfer Salon im März 2020 fiel aus.

Genauer gesagt: Für den fünftürigen A3 Sportback. Wie bei seinen Konzernbrüdern gibt es keinen Dreitürer mehr, demnächst folgt aber noch eine A3 Limousine mit Stufenheck. Allen Begleitumständen und Krisen zum Trotz konnten wir jetzt eine erste Runde mit dem neuen Audi A3 drehen.

Was hat sich denn geändert?  

Guter Punkt, schließlich haben die Audi-Designer den A3 nicht komplett auf links gedreht. Manch einer wird die Unterschiede äußerlich kaum bemerken. Jetzt ist alles etwas schärfer, straffer, kantiger: Ein markanter Grill, flankiert von großen LED-Scheinwerfern, sticht mir bei der ersten Begegnung mit dem neuen Audi A3 Sportback in der Tiefgarage ins Auge.

Audi A3 Sportback (2020) im Test

Die Heckpartie wirkt präsenter, für Extra-Würze sorgt bei "meinem" Testwagen die "S line"-Ausführung mit sehr bequemen Sportsitzen (plus 1.700 Euro) und die Lackierung in "Tangorot Metallic" (plus 700 Euro). Aussehen ist natürlich immer Geschmackssache, ich persönlich würde sagen: Weder fantastisch noch fies, sondern einfach "gut".

Deutlich mehr hat sich im Innenraum getan. Das Cockpit des neuen A3 wurde im Vorfeld oft mit Lamborghini-Assoziationen belegt. Darüber kann man streiten, auf jeden Fall ist die Kommandozentrale weniger wild als gedacht. Und das ist gut so! 

Audi A3 Sportback (2020) On Location ​

Alles ist fahrerorientierer als in einem BMW 1er, die beiden markanten Lüftungsdüsen links und rechts vom Lenkrad sind genau in der richtigen Höhe. Wegen des 10,1-Zoll-Touchscreen in der Mittelkonsole müsste man mindestens eine davon im Zweifelsfall darunter anordnen, doch dann bekäme ich kalte Beine. Die A3-Lösung ist optimal. Hinzu kommt, dass der Arbeitsplatz im Audi a) viel hochwertiger und b) viel besser zu bedienen ist als im VW Golf 8. Bei den verwendeten Materialien hat man sich in Ingolstadt deutlich mehr Mühe gegeben als noch beim A1.

Audi A3 Sportback (2020) im Test

Zudem verzichtet man auf übermäßige Touch-Orgien. Klar, das Scheinwerfer-Bedienfeld kennt man vom Golf. Aber anders als dort kann ich im neuen A3 die Klimatisierung über physische Schalter (siehe Bild oben) einstellen. Lediglich der berührungsempfindliche Lautstärkeregler nahe des Schalthebels ist gewöhnungsbedürftig. Aber wenigstens sieht man hier sofort die Funktionen. Man dürfte ihn zudem kaum nutzen, da in jedem A3 künftig ein Multifunktionslenkrad serienmäßig ist.

Audi A3 Sportback (2020) On Location ​

In Sachen Raumangebot geht es auf den hinteren Plätzen großzügig zu, meine langen Beine haben dort noch spürbar Luft bis zur Lehne. Das Volumen des Kofferraums hat sich im Vergleich zum alten A3 praktisch nicht verändert. Auch Höhe und Radstand sind gleich geblieben, der neue A3 ist lediglich in der Länge und der Breite um drei Zentimeter gewachsen (siehe Datenblatt unten). 

Audi A3 Sportback (2020) im Test

Und unter dem Blech?

Mein stundenweiser ausgeliehener Audi A3 Sportback war ein 35 TDI. 35? Fragen Sie nicht nach dem Sinn dieser Ziffer. Merken Sie sich nur: Das ist vorerst der stärkste Diesel. Zwei Liter Hubraum, 150 PS, 360 Newtonmeter Drehmoment. Bei IN-A 3415 kombiniert mit einem Siebengang-DSG. So kommt jeder 35 TDI aus dem Werk (sobald Corona nur noch eine Biermarke ist), ein Schaltgetriebe ist vorerst nicht geplant. 

Also dann: Den winzigen Wahlhebel (mein Ausdruck: Pinöpel, viel Spaß beim Übersetzen in andere Sprachen ...) in D geschoben und den 35 TDI auf Temperatur gebracht. Eine ständige Anzeige dafür fehlt übrigens. Während ich durch die Heimat des A3 rolle, blicke ich auf das gestochen scharfe Head-up-Display (800 Euro Aufpreis). Dort zeigt man mir an, dass die kommende Ampel auf Rot steht und das noch 26 Sekunden. Oder: Du fährst 50 km/h, damit nimmst du die grüne Ampel noch mit. Voraussetzung ist das Paket "Audi connect Navigation & Infotainment" sowie die optionale "kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung". Und Ihre Stadt sollte ihre Ampeln vernetzen. In Deutschland macht das bislang neben Ingolstadt nur noch Düsseldorf, in den USA gibt es schon 10.000 Kreuzungen.

Audi A3 Sportback (2020) On Location ​

Nun aber ab auf die Landstraße! Kraftvoll zieht der 35 TDI vorwärts, ohne geräuschmäßig die Nerven zu strapazieren. Das DSG verrichtet seine Arbeit unauffällig, lediglich beim schnellen Gasgeben könnte es etwas flotter agieren. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Wirklich positiv überrascht haben mich die fahrdynamischen Qualitäten des neuen A3. Kein Wunder, Du sitzt auch in einem S Line, mag an dieser Stelle der geneigte Leser rufen. Richtig, aber trotzdem gibt es zwei Zutaten, die alle A3-Fans, die mehr als nur reine Fortbewegung suchen, ordern sollten. Erstens das adaptive Fahrwerk mit "Audi drive select" (zwischen 910 und 1.130 Euro) und zweitens die Progessivlenkung (250 Euro).

Ist beides verbaut, bekommt der A3 Sportback tatsächlich verschiedene Charakterzüge. Im Comfort- und Auto-Modus ein ausgewogenes Abrollverhalten trotz der verbauten 18-Zöller, im Dynamic-Modus eine gute Kurvenlage plus eine festere, direkter ansprechende Lenkung. Vor diesem Hintergrund darf man auf S3 und RS 3 gespannt sein.

Audi A3 Sportback (2020) On Location ​

Günstig ist der Spaß aber nicht ...

An der Tankstelle schon: Auf meiner rund 70 Kilometer langen Testrunde zeigte mir der Bordcomputer einen Verbrauch von 5,5 Liter auf 100 Kilometer an. Geizig geht es aber auch in der Ausstattungsliste des neuen Audi A3 Sportback zu. Das vorerst preiswerteste Modell, der 35 TFSI, startet bei 28.900 Euro, der 35 TDI kostet mindestens 34.900 Euro. Die "S line" liegt bei 37.350 Euro, dann sind sogar gnädigerweise Parkpiepser hinten serienmäßig. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen: In Vollausstattung dürfte der Preis mit einer 50 beginnen. Der Vorverkauf in Deutschland und vielen europäischen Ländern begann bereits im März 2020. Die ersten Auslieferungen des neuen Audi A3 Sportback sollen Anfang Mai erfolgen, heißt es mit Stand 30. März 2020.   

Fazit: 8/10 

Der neue A3 Sportback ist der beste BMW 1er, den Audi je gebaut hat. Und das ist als ausdrückliches Kompliment zu verstehen. Innen ist der A3 subjektiv sogar besser, sei es bei der Bedienung oder dem luftigeren Raumgefühl. Beiden gemeinsam ist aber, dass man als Kunde zur Kasse gebeten wird, wenn das Endergebnis hübsch und unterhaltsam sein soll. 

Bildergalerie: Audi A3 Sportback (2020) On Location ​

Audi A3 Sportback 35 TDI S tronic (2020)

Motor Vierzylinder-Turbodiesel, 1.968 ccm Hubraum
Leistung 110 kW (150 PS) bei 3.000 - 4.200 U/min
Max. Drehmoment 360 Nm bei 1.600 - 2.750 U/min
Antrieb Frontantrieb
Getriebeart 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Beschleunigung 0-100 km/h 8,4 Sek.
Höchstgeschwindigkeit 224 km/h
Länge 4.343 mm
Breite 1.816 mm
Höhe 1.449 mm (mit Stahlfedern)
Kofferraumvolumen 380 - 1.200 Liter
Leergewicht 1.485 kg (mit Fahrer)
Zuladung 505 kg
Anhängelast 1.600 kg
Verbrauch 3,7 - 3,9 Liter/100 km (je nach Radgröße, NEFZ-Wert)
Emission 98 - 103 g/km CO2 (je nach Radgröße, NEFZ-Wert), Euro 6d-TEMP-EVAP-ISC
Basispreis 34.900 Euro