Was ist das?

Ein hoher Golf mit markanterem Antlitz und peppigeren Farben. Ein Golf-Crossover, quasi. Oder anders: Das reinste Destillat dessen, was Menschen sich im Jahr 2018 unter dem Begriff Auto vorstellen. Der VW T-Roc ist marketingoptimierter als ein instagramender Modeblogger. Und er hat einen komischen Namen, den keiner versteht. Damit ist er prädestiniert, ein absoluter Verkaufsschlager zu werden. Vor allem mit dem von uns getesteten 115-PS-Dreizylinder-Einstiegsmotor samt 6-Gang-Schaltgetriebe und Frontantrieb, den VW selbst als absatzstärkste Variante einstuft. Damit beginnt die glitzernde T-Roc-Welt nämlich schon bei verlockenden 20.565 Euro und somit nicht weit weg von der gefühlt kleineren, Prestige-ärmeren Konkurrenz um Hyundai Kona, Kia Stonic und Co. 

Wie ist der Motor?

Das ist hier ganz offensichtlich die entscheidende Frage. Muss ich dem freundlichen VW-Händler wirklich Unmengen an Geld in den Rachen werfen, um einen allradelnden 190-PS-T-Roc mit 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe zu fahren oder reicht nicht eigentlich auch der Einliter-Basisbenziner mit zwei angetriebenen Rädern und drei Pedalen? Schließlich ist VWs neuer Trend-Schlitten weder die typische Kurvenfräse, noch wird er je als beinharter Offroader Karriere machen.

"Der Dreizylinder reicht im T-Roc vollkommen aus."

Um es auf den Punkt zu bringen: Der Dreizylinder reicht im T-Roc vollkommen aus. Sogar mehr als das, denn wenn Sie nicht unbedingt auf der Dauer-Jagd nach Autobahn-Rekorden sind, ist das Hubraum-karge Motörchen eine überraschend vergnügliche Angelegenheit. Was die eifrigen Wolfsburger Motorenentwickler aus gerade mal 999 Kubikzentimetern herausquetschen, ist wirklich aller Ehren wert. Mit seinen 115 PS und 200 Nm Drehmoment spricht der Dreipötter sehr brauchbar an, wirkt quirlig und überraschend souverän. Dabei dürfte ihm auch zu pass kommen, dass der Basis-T-Roc leer gerade mal 1.200 Kilo wiegt. 

Lediglich in höheren Gängen bei niedriger Drehzahl (zum Beispiel auf der Autobahn), merkt man, was da vorne drin eigentlich für ein kleiner Wurm wuselt. Jap, um ihn unten raus spritziger zu machen, ist der T-Roc recht kurz übersetzt. Man werkelt also schon recht viel am Schalthebel. Schlimm ist das nicht, denn das Getriebe schaltet sich zwar nicht besonders knackig, aber sehr leichtgängig, mühelos und positiv. Was ein wenig nervt: Wie das heutzutage Usus ist, ploppen permanent Schaltempfehlungen im Active-Info-Display auf. Selbige sind in diesem Fall sehr .. nun .. optimistisch. Würde man sie eisern befolgen, würde man den Karren wohl permanent abwürgen.

 

VW T-Roc 1.0 TSI
VW T-Roc 1.0 TSI

Eine Erwähnung verdient noch das etwas skurrile Klangbild des Enliter-T-Roc. Dreipötter röhren in der Regel ja so cool, dass man gut daran tut, ihren natürlichen Charme spielen zu lassen. VW schafft es aber, sogar einen heiser schlawinernden Dreizylinder noch mit Kunstsound zu versorgen. Das Ergebnis klingt nach whisky-gurgelnder Nähmaschine in einem Amiga 500. Nennen wir es ... interessant.

Bliebe noch der Verbrauch. 7,4 Liter waren es im Testmittel. 2,2 Liter mehr als angegeben. Ausbaufähig.  Wer es nicht eilig hat, kann den kleinsten T-Roc aber durchaus noch mit einer 5 vor dem Komma bewegen. 

Wie fährt er?

Sehr ausgewogen und kompetent. Wir wissen, dass das mittlerweile ein wenig fad klingt, weil man es über so gut wie jeden VW sagen kann, aber was soll man denn machen, wenn es nun mal so ist. Im Vergleich zum Golf hat der T-Roc etwas mehr Spurweite, etwas mehr Federweg und eine vergleichsweise einfache Verbundlenker-Hinterachskonstruktion (nur in den frontgetriebenen T-Rocs). Dennoch ist das Fahrverhalten sehr ähnlich, außer dass man etwas höher sitzt. Das ist eine gute Sache. Das Auto zeigt keine erkennbaren Wankbewegungen, lässt sich präzise und sogar halbwegs agil steuern. Selbst höhere Kurvengeschwindigkeiten packt der frontgetriebene T-Roc ohne zu motzen, aufzuschaukeln oder unangenehm über die Vorderräder zu schieben. Auch die Abstimmung der Lenkung ist gut geglückt. Natürlich ist der Wolfsburger Crossover kein aufregender Sportler (auch wenn unser "leicht enthusiastisches" Aufmacherbild anderes vermuten lässt) , aber Sie können ihn schon auch mal etwas beherzter in die Kurve zwingen, ohne dass er gleich die Haltung verliert.

Die 19-Zöller mögen verlockend aussehen, aber mit den 18-Zöllern ist das Auto deutlich komfortabler.

Ein kleiner Tipp: Pfeifen Sie auf die vermeintlich sportlichere Optik monumentaler Räder. Kollegen, die den T-Roc mit 19-Zöllern und entsprechend dünn beflankten Reifen fuhren, klagten über die ein oder andere Bockigkeit beim Abrollen. Mit den 18-Zöllern (samt schluckfreudigerem 50er-Querschnitt) ist das Auto deutlich komfortabler.

Ansonsten fährt der T-Roc 1.0 TSI so souverän und geschliffen, wie man es sich nur wünschen kann. Er ist angenehm gefedert, aber kein fahrendes Sofa (gell, Citroen). Das Leben in diesem Auto hat eine gewisse Leichtigkeit. Das Fahren rückt irgendwann völlig in den Hintergrund, weil es hier drin nichts gibt, woran man sich reiben könnte. Lenkung, Pedale, Schaltung, Motorcharakteristik ... alles leichtgängig, gleichmäßig, ohne Ecken und Kanten. Das ist natürlich nicht besonders aufregend oder extravagant, aber am Ende des Tages einfach richtig gut.

Ein Wort noch zu den Assistenzsystemen: Mit dem 1.750 Euro teuren Fahrerassistenzpaket Plus hält der T-Cross unter anderem den Abstand zum Vordermann und die Spur. Das Ganze tut er traumwandlerisch sicher und ohne wie ein Bekloppter zwischen den Fahrbahnmarkierungen hin und her zu hüpfen. Top. 

Wie ist er innen?

Das Interieur des T-Roc ist ein zweischneidiges Schwert. Sitze, Sitzposition, die Bedienung unseres mit allen und den größtmöglichen Displays ausgestatteten Testwagens ... alles vorbildlich. Die Steuerung des 9,2-Zoll-Infotainments ist im Prinzip selbsterklärend. Die hohe Auflösung, die Grafiken und die Geschwindigkeit des Systems überzeugen. Auch die 500 Euro für das digitale Instrumentendisplay sind unserer Meinung nach gut angelegtes Geld. Beim Kofferraumvolumen spielt der T-Roc seine hochdachigen Crossover-Gene nur bedingt aus. 445 bis 1.290 Liter sind zwar mehr als beim herkömmlichen Golf (341 bis 1.231 Liter), sein neuer kleiner Bruder VW T-Cross schafft mit 385 (455 bei ganz nach vorne geschobener Rückbank) bis 1.281 Liter aber fast genauso viel. Nichtsdestotrotz kann man mit dem Ladeabteil des T-Roc natürlich ziemlich gut leben.

VW T-Roc 1.0 TSI
VW T-Roc 1.0 TSI

Wo dann das Problem ist? Sagen wir so: Die verwendeten Materialien hatten bei VW durchaus schon mal höheres Niveau. Oder anders: Das Plastik an Türen, Armaturenbrett und Co wirkt erstaunlich dünn und billig. Ein Malus der sich bei Volkswagen aktuell durch mehrere Baureihen zieht. Wenn Sie mal in einen Tiguan oder einen Arteon schauen, ist auch nicht alles Gold, was glänzt. 

Ein bisschen rummäkeln müssen wir ebenfalls beim Platzangebot im Fond. Hier ist das "Golf-SUV" (wer hat den Ausdruck eigentlich erfunden?) nicht klaustrophobisch eng, aber eben auch nicht sonderlich geräumig. Und wo wir gerade so schön drin sind in der Kritik: Das 500 Euro teure "beats"-Soundsystem mit sechs Lautsprechern, Subwoofer und 300 Watt ist eine eher fade Angelegenheit. Leicht verschmitzt erinnern wir uns in diesem Zusammenhang an die alten Dynaudio-Systeme (etwa im Golf 6), die einem regelmäßig die Ohren vom Schädel geballert haben. Dagegen bleibt diese Anlage hier beinahe schüchtern.

Soll ich ihn kaufen?

Wenn Sie zu den Unmengen an Menschen gehören, die heutzutage einen kompakten, etwas hochbeinigen Allrounder suchen, dann werden Sie kaum etwas Besseres finden als diesen VW. Und zwar gerade mit dem 115-PS-Basismotor. Mehr braucht man in einem solchen Fahrzeug nicht und der Dreizylinder macht den T-Roc relativ bezahlbar. Klar, unser mit allem erdenklichen Schnickschnack vollgestopfter Testwagen brachte es auf 32.665 Euro, aber für 27- bis 28-tausend Euro werden Sie auch nichts vermissen. Zum Vergleich: Ein vollausgestatteter Hyundai Kona mit 120-PS-Dreizylinder liegt bei 24.400 Euro, ein sehr gut ausgestatteter Opel Crossland X mit 110-PS-Turbo kostet um die 25.000 Euro.

Insgesamt ist der T-Roc aber einfach das rundere, kompetenter abgestimmte Angebot. Ein Auto, dass du willst, wenn du von deinem Auto absolut in Ruhe gelassen werden willst. Sorgloser, müheloser, stressfreier kannst du in dieser Klasse nicht fahren. Diese Autos sind ja ohnehin kleine Rundum-Sorglos-Pakete für Menschen, die anstrengende Situationen vermeiden wollen: Du sitzt höher, du siehst mehr, du kannst dicke Randsteine abräumen und es ist völlig egal. Das Auto ist kurz genug, dass du überall rein-/durchkommst, aber groß genug, dass du vier Leute samt Gepäck unterbringst.

Man muss die Gattung der kompakten Crossover nicht zwangsläufig gut finden, aber praktisch sind sie ohne Zweifel. Wenn Sie den aktuell besten und geschliffensten der ganzen Brut suchen, werden Sie am VW T-Roc nur schwer vorbeikommen.

Fazit: 7/10

+ sehr homogener, relativ spritziger Dreizylinder; ausgewogenes, kompetent abgestimmtes Fahrverhalten; hervorragende Bedienung/Infotainment; fortschrittliche Technik; ordentliches Preis-Leistungs-Verhältnis

- einfache Materialien im Innenraum; mittelmäßige Beinfreiheit im Fond; etwas hoher Testverbrauch

Bildergalerie: VW T-Roc 1.0 TSI Test

Bild von: Fabian Grass

VW T-Roc 1.0 l TSI 6-Gang

Motor 3-Zylinder-Turbobenziner; 999 ccm
Antrieb Vorderradantrieb
Leistung 85 kW/115 PS
Max. Drehmoment 200 Nm @ 2.000-3.500 U/min
Getriebeart 6-Gang-Schaltgetriebe
Beschleunigung 0-100 km/h 10,1 s
Höchstgeschwindigkeit 187 km/h
Leergewicht 1.279 kg
Verbrauch Werksangabe: 5,2 l; Testverbrauch: 7,4 l
Emission Werksangabe: 119 g/km
Kofferraumvolumen 445-1.290 l
Zuladung bis zu 585 kg
Basispreis 20.565 €
Preis des Testwagens 32.665 €