FCA (Fiat Chrysler Automobiles) und PSA (Peugeot, Citroen und Opel) haben sich auf eine Fusion geeinigt. Das gaben die Konzerne am heutigen Donnerstagmorgen bekannt. Nach den gescheiterten Gesprächen mit Renault-Nissan hat FCA (Fiat Chrysler Automobiles) damit nun endlich einen Partner gefunden.

Schon am Dienstag hatte das Wall Street Journal über Gespräche zwischen FCA und PSA berichtet. Die Verhandlungen wurden dann am Mittwoch von PSA bestätigt, und am heutigen Donnerstag gaben die Konzerne dann schon ihre Einigung bekannt. Es ging also relativ schnell, und das obwohl PSA-Chef Carlos Tavares noch im September 2019 ein Zusammengehen für die nächsten Jahre ausgeschlossen hatte.

Vorstandsvorsitzender des gemeinsamen Unternehmens soll angeblich PSA-Chef Carlos Tavares werden, der damit die operative Führung übernimmt. Den Verwaltungsrat würde FCA-Chef John Elkann führen. Sitz des Unternehmens sollen die Niederlande werden, wo sich bisher schon die FCA-Zentrale befindet. In den nächsten Wochen soll eine bindende Übereinkunft von den Konzernchefs unterschrieben werden. Der französische Staat (dem viele PSA-Aktien gehören) hat offenbar nichts gegen die Pläne; Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire begrüßte die Einigung.

Wenn die Fusion endgültig gelingt, ergibt sich einer der weltgrößten Autokonzerne. FCA verkaufte im Jahr 2018 etwa 4,8 Millionen Pkw, PSA lag bei 3,9 Millionen. Zusammen ergeben sich also 8,7 Millionen Pkw. Damit wäre FCA-PSA der viertgrößte Autokonzern der Welt, nach VW (10,8 Millionen), Renault-Nissan-Mitsubishi (knapp 10,8 Millionen) und Toyota (10,6 Millionen). Danach folgen GM (8,8 Millionen), Hyundai-Kia (7,5 Millionen), Ford (5,7 Millionen) und Honda (5,3 Millionen).

Trotz der Überlegenheit von FCA bei den Stückzahlen sind beide Konzerne an der Börse etwa gleich viel wert, PSA liegt bei 23 Milliarden Euro, FCA bei rund 20 Milliarden. Zu PSA gehören die Marken Peugeot, Citroën, DS und Opel. Unter dem Dach von FCA arbeiten neben Fiat und Jeep auch Alfa Romeo, Lancia, Maserati, Ferrari, Chrysler, Dodge und die Pick-up-Marke Ram. PSA würde mit einer Fusion ein US-amerikanisches Händlernetz (das von Jeep und Chrysler) erhalten.

Die Überschneidungen im Modellprogramm sind eher gering. Jeep hat als Allradmarke sowieso wenig Konkurrenz bei PSA, und Fiat verkauft vor allem das Wohnmobil-Basismodell Ducato und den Kleinstwagen 500, wo es wenig Überschneidungen mit PSA gibt. Bei den Kleinwagen hat FCA nach Entfall des Fiat Punto und des Alfa Mito überhaupt kein Angebot mehr, bei Kompaktwagen nur noch das Billigmodell Tipo aus türkischer Produktion. Was elektrifizierte Modelle angeht, plant FCA für 2020 einen Fiat 500 mit Elektroantrieb, PSA hat seinen Elektro-Kleinwagen (Peugeot 208 und Opel Corsa), der eine Klasse höher antritt. Außerdem hat PSA die Plug-in-Hybrid-Versionen von Opel Grandland X, Peugeot 508, DS 7 Crossback und Citroen C5 Aircross. FCA hat in den letzten Jahren vor allem die beiden auf einer Plattform beruhenden Modelle Alfa Stelvio und Alfa Giulia sowie den Jeep Wrangler auf den Markt gebracht. Nur beim Giulia (bzw. bei der Giulia) hat PSA ein Äquivalent, den Peugeot 508.

Im Juni 2019 hatte FCA Gespräche mit Renault abgebrochen, da offenbar der französische Staat als großer Renault-Anteilseigner Einwände hatte. Ein paar Jahre zuvor war schon eine Fusion zwischen General Motors und FCA gescheitert. Angeblich hatte der ehemalige FCA-Chef Sergio Marchionne sogar vor, GM zu übernehmen. Insgesamt gewinnt man den Eindruck, dass FCA angesichts der Herausforderungen in der Branche (CO2-Limits in Europa, Handelskrieg zwischen USA und China, Brexit, Investitionen für Elektrifizierung und autonomes Fahren) verzweifelt nach einem Partner sucht. Schon beim Einhalten der strengen 95-Gramm-Grenze der EU bei den CO2-Flottenemissionen hatte sich FCA nur noch mit einem "Pooling" mit Tesla retten können. Das war in zahlreichen Medien als Ablasshandel kritisiert worden.