Wie schon beim aktuellen Sportage zeigt der neue Kia Niro optisch ein noch größeres Selbstbewusstsein mit der markanten Front, den großen Heckleuchten im Bumerang-Design und dem silberfarbenen Unterfahrschutz an Front und Heck.

Die tiefer sitzenden Scheinwerfer bieten eine gute Fahrbahnausleuchtung und die futuristisch geschwungene C-Säule in Kontrastfarbe sorgt für einen Hauch Sportlichkeit – zumindest mir kommt dabei sofort ein Audi R8 in den Sinn.

Kia Niro Plug-in Hybrid (2022) im Dauertest, Teil 1
Audi R8 (2012)

Kia hat also bei der neuen Generation des Niro zumindest optisch schonmal alles richtig gemacht, aber wie sieht es unter dem Blechkleid aus? Um das herauszufinden, begleitet uns der neue Niro als Plug-in-Hybrid für die nächsten drei Monate im Alltag – natürlich nicht, ohne auch ein paar Vergleiche mit dem letzten Dauertest-Kandidaten, dem Kia Sportage Plug-in Hybrid, zu ziehen.

Mit knapp zwölf Prozent (Stand November 2022) der neu zugelassenen Kia-Modelle in Deutschland trägt der Niro einen gar nicht mal unerheblichen Teil zum Wachstum Kias hierzulande bei. Immerhin steigerten die Koreaner die Anzahl der Neuzulassungen um satte 23,1 Prozent im letzten Monat verglichen zum Vorjahreswert. Dabei hat der Kunde, anders als beim Sportage, den es auch als reinen Benziner und Diesel gibt, nur die Wahl zwischen einem klassischen Hybrid (HEV), einem reinen batterieelektrischen Antrieb (BEV) und dem von uns gefahrenen Plug-in-Hybrid (PHEV).

Kia Niro (2022) Familie

Obwohl sich hierbei mit knapp über 52 Prozent die meisten Kunden für den rein elektrischen Kia Niro EV entscheiden, liegt der batterie-unterstützte Plug-in-Hybrid mit 44 Prozent auch ziemlich hoch in der Gunst in der Niro-Käufer. Einzig der klassische Hybrid ohne Möglichkeit ihn an der Steckdose aufzuladen, liegt (leider) mit den restlichen 3,6 Prozent doch ziemlich weit abgeschlagen dahinter.

Die zweite Generation des Niro Plug-in-Hybrid leistet nun 183 PS an Gesamtleistung und ein maximales Drehmoment von 203 Newtonmetern, wobei 84 PS der zur Verfügung stehenden Leistung auf den Elektromotor an der Vorderachse entfallen. Den Sprint von null auf 100 km/h absolviert das kompakte Crossover-SUV in 9,8 Sekunden und erreicht dabei eine Höchstgeschwindigkeit von 161 km/h. Wer sich für die 16-Zoll-Räder statt der aufpreispflichtigen 18-Zöller entscheidet, ist hierbei sogar sieben km/h respektive 0,2 Sekunden schneller.

Kia Niro Plug-in Hybrid (2022) im Dauertest, Teil 1
Kia Niro Plug-in Hybrid (2022) im Dauertest, Teil 1
Kia Niro Plug-in Hybrid (2022) im Dauertest, Teil 1
Kia Niro Plug-in Hybrid (2022) im Dauertest, Teil 1
Kia Niro Plug-in Hybrid (2022) im Dauertest, Teil 1

Auf der Autobahn geht’s rein elektrisch bis zu 134 km/h schnell, wobei der Fahrer frei wählen kann, ob man im elektrischen Modus, im Hybrid-Modus oder im Automatik-Modus in Fahrt gebracht werden möchte. Wer die EV-Taste länger gedrückt hält, versetzt den Niro PHEV in den EV+-Modus. Hier bleibt der Antrieb weiterhin rein elektrisch, außer man tritt das Gaspedal beherzt durch – dann schaltet sich der Benzinmotor zusätzlich zu.

Und für den sportlichen Fahrer sitzt perfekt positioniert am Lenkrad die Fahrmodi-Taste, um zwischen Eco-Fahrmodus und Sport-Modus zu wechseln. Dadurch spricht der Niro spürbar bissiger auf Gaspedalveränderungen an und lenkt sich ein Ticken direkter und schwergängiger.

Kia Niro Plug-in Hybrid (2022) im Dauertest, Teil 1
Kia Niro Plug-in Hybrid (2022) im Dauertest, Teil 1

Eine 11,1 kWh Batterie mit einem Gewicht von 111 Kilogramm (lach), speichert den Strom und sorgt somit für bis zu 59 Kilometer elektrische Reichweite nach WLTP, im City-Modus sogar für ordentliche 76 Kilometer. Geladen werden kann der Stromspeicher mit 3,3 kW (240 Volt) in knapp unter drei Stunden von zehn auf 100 Prozent. Nicht hervorragend, aber für die meisten Berufspendler oder im Alltag ausreichend, um ohne fossile Brennstoffe unterwegs zu sein.

Im Innenraum unseres Dauertesters ist die Verarbeitung Kia-typisch gewohnt hochwertig und lässt kaum Wünsche offen. Im Vergleich zum zuletzt gefahrenen Sportage Plug-in Hybrid merkt man jedoch an einigen Stellen den günstigeren Einstiegspreis von 6.700 Euro, was allerdings nicht weiter tragisch ist. Dafür setzt nun auch Kia voll auf nachhaltige Materialien und bietet für den neuen Niro nur Sitzbezüge mit Stoff oder veganen Ledernachbildungen an.

Kia Niro Plug-in Hybrid (2022) im Dauertest, Teil 1
Kia Niro Plug-in Hybrid (2022) im Dauertest, Teil 1
Kia Niro Plug-in Hybrid (2022) im Dauertest, Teil 1
Kia Niro Plug-in Hybrid (2022) im Dauertest, Teil 1
Kia Niro Plug-in Hybrid (2022) im Dauertest, Teil 1

Außerdem besteht der Dachhimmel aus wiederverwerteten Papierfasern und die faltbare Kofferraumabdeckung aus recycelten PET-Flaschen. Letzt genannte allerdings zeigt mit am deutlichsten den Qualitätsunterschied von Niro zu Sportage – erfüllt aber dennoch den Zweck den Kofferrauminhalt vor unliebsamen Blicken zu schützen.

Apropos Kofferraum: Mit 348 bis maximal 1.342 Litern ist dieser beim Niro Plug-in-Hybrid der mit Abstand kleinste bei den Niros, aber irgendwo muss die Batterie und die Elektrik ja unterkommen. Der Niro Hybrid bietet knapp über 100 Liter mehr Laderaumvolumen, der Niro EV mit 475 bis 1.392 Liter im Kofferraumabteil ebenfalls mehr, plus zusätzliche 20 Liter im Frunk vorne.

Das bringt mich abschließend zum Testwagenpreis unseres Kia Niro 1.6 GDI PHEV DCT: In der Basis startet der Niro Plug-in-Hybrid bei 38.590 Euro in der "Edition 7"-Ausstattung. Bei unserem Dauertester handelt es sich um die "Spirit"-Ausstattung für 43.490 Euro.

Inklusive sind hier Highlights wie Voll-LED-Scheinwerfer und ein Harman/Kardon Soundsystem, aber auch sicherheitsrelevante Assistenzsystem wie Spurhalteassistent oder aktiver Totwinkelwarner und einige mehr. Neben der „Spirit“-Ausstattung verfügt unser Testwagen noch über fünf weitere Optionen, weswegen sich der Gesamtpreis am Ende auf 47.200 Euro summiert.

Nicht wenig, aber immer noch knapp 6.000 Euro günstiger als ein vergleichbarer Kia Sportage Plug-in Hybrid. Was genau unser Niro an Ausstattungs- und Sicherheitsfeatures bereit hält, wie er sich im Alltag schlägt und ob die derzeit arktischen Temperaturen eine Auswirkung auf seine Reichweite haben, kläre ich im nächsten Teil unseres Dauertests.

Bildergalerie: Kia Niro Plug-in Hybrid (2022) im Dauertest, Teil 1

Bild von: Fabian Grass

Kia Niro 1.6 GDI PHEV DCT Spirit

Motor 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner plus 1 Elektromotor
Leistung 134,6 kW / 183 PS (Systemleistung), 77,2 kW/105 PS (Verbrenner), 62 kW/84,3 PS (Elektro)
Max. Drehmoment 265 Nm (Systemleistung), 144 Nm bei 4.000 U/min (Verbrenner), 203 Nm bei 0 - 1.798 U/min (Elektro)
Getriebeart 6-Gang-DCT (2. Generation mit elektrischem Rückwärtsgang)
Antrieb Frontantrieb
Aufladezeit 2:55 Stunden (10 - 100 Prozent Ladezustand, 3,3 kW Leistung bei 240 V)
Ladeanschluss 3,3 kW (einphasig bei 240 V)
Batterie 11,1-kWh Lithium-Ionen-Polymer-Batterie
Elektrische Reichweite 59 km (WLTP) / 76 km (WLTP City)
Höchstgeschwindigkeit 161 km/h (134 km/h rein elektrisch)
Beschleunigung 0-100 km/h 9,8 Sek.
Länge 4.420 mm
Breite 1.825 mm
Höhe 1.545 mm
Leergewicht 1.594 – 1.685 kg
Zuladung max. 466 kg
Kofferraumvolumen 348 – 1.342 Liter
Anhängelast 1.300 kg
Verbrauch 1,6 l/100km (WLTP) / 13,0 kWh/100km (WLTP)
Emission 36 g/km (WLTP)
Basispreis 38.590 Euro
Preis des Testwagens 47.200 Euro