Ein luxuriös ausgestattetes Auto versprach uns Opel in der Einladung. Was würden Sie erwarten? Edles Leder, Holzintarsien, bequeme Sitze? Einen starken Motor und jede Menge moderne Technik? Wahrscheinlich sowohl als auch. Wie steht es damit beim Opel Grandland X Ultimate? Wir haben den Wagen getestet.

Der Opel-Begriff von Luxus?
Die erste Preisliste zum Opel Grandland X vom Juni 2017 reichte nur bis zur Variante Innovation. Da die Kunden aber überraschend viele hochwertige Extras bestellten, wie adaptive LED-Scheinwerder und das Top-Infotainmentsystem, schob Opel noch einer höherwertige Version namens Ultimate nach. Diese soll, ich sagte es schon, luxuriös ausgestattet sein. Ist sie das? Nun ja. Eine elektrische Sitzverstellung hat das Auto zum Beispiel nicht, das Armaturenbrett ist oben hinterschäumt, aber nicht mit Leder bezogen, die Armauflagen in den Türen haben eine Hartplastik-Oberfläche und das schwarzglänzende Klavierlack-Material um den Automatik-Wahlhebel wirkt eher billig, genau wie der Kunststoff, aus dem die Lenkstockhebel sind. Hat das was mit Luxus zu tun? Nein, aber Opel will ja auch keine Premiummarke sein, sondern „nahbar“, wie mir Grandland-X-Produktmanager Johannes Witting erklärt.

Eigentlicher Testkandidat: Der Sauber-Diesel
Und wie steht es mit dem starken Motor, dem Technikangebot? Hier sieht es besser aus. Denn bei unserem Testwagen steckt der neue 2,0-Liter-Diesel mit 177 PS unter der Haube, und der ist etwas Besonderes. Er erfüllt nämlich bereits die Euro-6d-TEMP-Norm, und das tun bisher nur wenige Selbstzünder. In Zeiten drohender Fahrverbote ist das ein dickes Plus für ein Auto, denn es bedeutet, dass die Stickoxid-Emissionen im realen Verkehr (nicht im Labor) unter 168 Milligramm pro Kilometer liegen. Dazu hat das Auto ein SCR-System und einen 17 Liter fassenden Adblue-Tank an Bord.

Leise und doch stark
Der Diesel ist zudem auffällig leise und man hört ihm das Selbstzündungsprinzip kaum an. Der Vortrieb ist dank 400 Newtonmeter Drehmoment ordentlich, das Auto hat mehr Dampf, als ich auf den baskischen Teststraßen brauche. Einen Allradantrieb gibt es für den starken Diesel allerdings nicht. Wer einen umweltfreundlichen Diesel will, aber keine 177 PS braucht, sollte etwas warten: Noch dieses Frühjahr (2018) wird der 1,6-Liter-Diesel durch den neuen 1,5-Liter-Diesel des PSA-Konzerns abgelöst werden. Auch dieser erfüllt Euro 6d-TEMP. Bei Opel wird es das Aggregat mit 100 oder 130 PS geben, von 150 PS (wie im 3008) ist nicht die Rede. Ende des Sommers kommt zudem noch ein 1,6-Liter-Turbobenziner mit 180 PS hinzu, und für 2019 wird ein Plug-in-Hybrid angekündigt.

Aisin-Automatik mit mechanischer Bedienung
Der 2,0-Liter-Diesel wird stets mit einer Achtgang-Automatik von Aisin kombiniert. Die macht ihren Job gut, das Fehlen von Schaltwippen fällt nicht negativ auf. Wohl aber der Wahlhebel: Er ist noch vom alten Schlag, muss durch eine Kulisse von D bis P bewegt werden, und beim Abstellen des Wagens ist gefälligst der Parkmodus zu aktivieren. Der Hebel des baugleichen Peugeot 3008 ist nicht nur viel schicker, sondern durch sein elektronisches Arbeitsprinzip auch praktischer – da muss man beim Parken nicht den P-Modus reinfummeln.

Kein Instrumentendisplay
Im Vergleich mit dem 3008 fällt auch auf, dass es kein Instrumentendisplay gibt – der Opel hat ganz normale Instrumente. Behält Peugeot solche Highlights lieber für sich selbst, frage ich Produktmanager Johannes Witting. Nun ja, sagt er und holt etwas aus: Die Kooperation, aus der Grandland X und Crossland X stammen, reicht ins Jahr 2012 zurück, und damals (lange vor der Übernahme von Opel durch PSA) waren die Franzosen in der Tat noch etwas restriktiver bei solchen Technik-Gimmicks. „Wir haben zum Beispiel die Matrix-LED-Scheinwerfer aus dem Astra auch nicht in die Kooperation eingebracht“, so Wittling. Denn Licht ist wichtig für die Markenidentität: „Opel steht für Licht, Sitze und Konnektivität“.

Handy-Navigation mit Problemen
Aber wie kommt es dann, dass auch der Peugeot 3008 AGR-Sitze hat? AGR-Sitze schon, sagt Wittling, aber es sind nicht die gleichen, sie sind nur ebenfalls vom AGR-Konsortium zertifiziert. Und die Konnektivität? Auch dazu fällt mir etwas ein. Opel hatte uns zum Ausprobieren ein Handy ins Auto gelegt, und die Navigation per Google Maps funktionierte. Aber nur so lange, bis ich den falschen Knopf am Multifunktionslenkrad drückte – da brach die Android-Auto-Verbindung zusammen und ließ sich nur umständlich wieder herstellen. Da lobe ich mir die normale Navigation, die beim Ultimate serienmäßig an Bord ist. Das dazu gehörige 8,0-Zoll-Display gefällt ebenfalls, es spiegelt nicht. Und Opel hat dankenswerterweise (und anders als Peugeot) Extra-Knöpfe für die Klimaregelung spendiert. So kann der Beifahrer die Temperatur regeln, und der Fahrer sieht trotzdem weiter die Navigationskarte. Auch sonst gefällt mir der Grandland X im Grunde sehr. Das Fahrwerk ist gut, es poltert und wankt nicht, selbst wenn ich bei Tempo 80 am Lenkrad hin- und herruckle. Das Innenraumangebot geht in Ordnung, genauso wie die Sitze.

Preislich auf Premium-Niveau
Und die Ausstattung des Ultimate? Luxuriös würde ich sie wie gesagt nicht nennen, aber „reichhaltig“ trifft es. Dazu gehören adaptive LED-Scheinwerfer, 19-Zoll-Alufelgen, ein 360-Grad-Rundumsichtsystem samt Einparkassistent und Parkpiepsern, ein schlüsselloser Zugang und Start, eine per Sensorsteuerung öffnende und schließende Heckklappe, ein 8,0-Zoll-Display mit Navi-Funktion, ein DAB+-Radio, Ledersitze, eine Zweizonen-Klimaautomatik, eine Lenkradheizung, eine Sitzheizung vorne und hinten sowie ein Soundsystem von Denon. Mit alledem kostet der Grandland X 2.0 Diesel Automatik 42.610 Euro. Zu den wenigen Alternativen, die ebenfalls schon die Euro-6d-TEMP-Norm einhalten, gehören der Peugeot 3008 2.0 BlueHDI 180 EAT8 (177 PS, ab 37.400 Euro), der BMW X1 20d Steptronic (190 PS, ab 42.200 Euro) und der Volvo XC40 D4 AWD Geartronic (190 PS und Allradantrieb, ab 41.350 Euro). Wie man an den ähnlichen Preisen von BMW und Volvo sieht, reicht die Topversion des Grandland X preislich durchaus in die Premiumliga hinein.

Wertung

    • ★★★★★★★★★☆

Der Opel Grandland X 2.0 Diesel ist ein erzsolides SUV, mit gutem Fahrwerk und schubkräftigem Diesel. Doch davon gibt es eine ganze Menge. Die Besonderheit ist jedoch, dass der Wagen schon die Abgasnorm Euro-6d-TEMP einhält, also nur wenig Stickoxide ausstößt – und zwar nicht nur auf dem Rollenprüfstand, sondern real. Von dieser Sorte gibt es bisher nur wenige. Das Thema Luxus vergessen Sie bitte wieder. Auch als Ultimate hat der Grandland X wenig damit zu tun.

+ umweltfreundlich (Euro-6d-TEMP), leise, ordentliches Fahrwerk

- wenig luxuriöses Cockpit

  • Antrieb
    85%  
  • Fahrwerk
    85%  
  • Karosserie
    85%  
  • Kosten
    80%  

 

Preisliste


Opel Grandland X 2.0 Diesel Automatik Utlimate
Grundpreis: 42.610 Euro
Ausstattungen Preis in Euro
elektr. Fensterheber vorn Serie
elektr. Fensterheber hinten Serie
elektr. verstellbare Außenspiegel Serie (anklappbar, beheizbar)
Klimaautomatik Serie (zwei Zonen)
Zentralverriegelung mit Fernbed. Serie
Automatikgetriebe Serie (8 Gänge)
Bildschirmnavigation Serie
Metalliclackierung 595
Leichtmetallfelgen Serie (19 Zoll)
Tempomat Serie
Lederausstattung Serie
Nebelscheinwerfer Serie
adaptive LED-Scheinwerfer (AFL) Serie
elektrische Parkbremse Serie
Einparkassistent, Parkpiepser vorn und hinten, 360-Grad-Rundumsichtsystem Serie
Radio mit DAB+-Funktion, 8,0-Zoll-Touchscreen, Navigation Serie
Sitzheizung vorne und hinten Serie
Lenkradheizung Serie
Totwinkelwarner Serie
Verkehrsschilderkennung Serie
Anti-Kollisionssystem mit Fußgängererkennung Serie
aktiver Spurhalteassistent (zwischen 65 und 180 km/h) Serie
schlüsselloser Zugang und Start Serie
Heckklappe öffnet und schließt sensorgesteuert auf Fußgeste hin Serie
Ambientelicht Serie
230-Volt-Steckdose in der Mittelkonsole Serie
AGR-Ergonomiesitze Serie
Bicolor-Lackierung (schwarzes Dach) Serie
Abstandstempomat 800

 

Datenblatt

Motor und Antrieb
Motorart Turbodiesel mit SCR-Abgasreinigung, variable Turbinengeometrie (VTG), DOHC 
Zylinder
Hubraum in ccm 1.997 
Leistung in PS 177 
Leistung in kW 130 
bei U/min 2.000 
Drehmoment in Nm 400 
Antrieb Frontantrieb 
Gänge
Getriebe Automatik 
Maße und Gewichte
Länge in mm 4.477 
Breite in mm 1.906 
Höhe in mm 1.609 
Radstand in mm 2.675 
Leergewicht in kg 1.575 
Zuladung in kg 515 
Kofferraumvolumen in Liter 514 
Kofferraumvolumen, variabel in Liter 1.652 
Anhängelast, gebremst in kg 2.000 
Tankinhalt in Liter 53 
Fahrleistungen / Verbrauch
Höchstgeschwindigkeit in km/h 214 
Beschleunigung 0-100 km/h in Sekunden 9,1 
EG-Gesamtverbrauch in Liter/100 km 4,9 
EG-Verbrauch innerorts in Liter/100 km 5,3 
EG-Verbrauch außerorts in Liter/100 km 4,6 
CO2-Emission in g/km 128 
Schadstoffklasse Euro 6d-TEMP 

Bildergalerie: Opel Grandland mit sauberem Diesel im Test