Was wäre gewesen, wenn? Diese reizvolle Fragestellung beschäftigt Normalos wie Historiker gleichermaßen. Und auch im Autobereich gibt es genug Projekte, deren fehlende Umsetzung bedauerlich ist. So etwa die Idee eines neuen Lada Niva, die 2021 ziemlich konkret vorgestellt wurde. Ein Jahr später änderte sich alles ...
Jetzt, wo wir den brandneuen Dacia Duster kennen, wird es offensichtlich: Er wäre die Grundlage für einen ebenfalls neuen Lada Niva geworden. Bereits im August 2018 präsentierte AvtoVAZ die Studie Lada 4x4 Vision Concept. Im Profil erkennt man schon hier die typische Duster-Linie:
Lada 4x4 Vision Concept (2018)
Dacia Duster (2024)
Allerdings dürften insbesondere die markanten Seitenteile entlang der Radhäuser kaum günstig zu produzieren gewesen sein. Also machte man sich beim AvtoVAZ-Mehrheitseigner Renault an eine Umgestaltung. Und zwar im Retro-Stil analog zum Renault 5 Electric, der im Februar 2024 debütieren wird.
Mit einer Skizze, die ein SUV mit dem deutlich sichtbaren Namen "Niva" im Grill trug und optisch klar an das (immer noch) gebaute Urmodell von 1976 erinnerte, überraschte man anlässlich des "Renaulution"-Zukunftsplans für den Renault-Konzern die Öffentlichkeit.
Lada Niva Vision (2021)
Neben der Skizze blieben auch die damaligen Aussagen erhalten. AvtoVAZ sollte die bestehenden Synergien mit der Groupe Renault, insbesondere in Russland, verstärken und neue Synergien sowohl auf der Ebene der Geschäftseinheit als auch der Groupe nutzen. So sollten AvtoVAZ und Dacia eine neue Geschäftseinheit bilden, um Kosten zu senken.
"Dacia wird Dacia bleiben, mit einem Hauch von Coolness, und Lada, immer noch rau und hart, wird weiterhin erschwingliche Produkte anbieten, die auf bewährten Technologien basieren und sich an intelligente Käufer richten, während die gläserne Decke des C-Segments durchbrochen wird.", so hieß es Anfang 2021.
Von einem kostengünstigen Design war die Rede und verbesserter Effizienz: von 4 Plattformen auf eine, von 18 Karosserietypen auf 11, Steigerung der durchschnittlichen Produktion von 0,3 Mio. Einheiten/Plattform auf 1,1 Mio. Einheiten/Plattform.
Ebenso die Überarbeitung zur wettbewerbsfähigen Produktpalette und Vorstoß in das C-Segment, Einführung von 7 Modellen bis 2025, davon 2 im C-Segment, Wiederbelebung von Ikonenmodellen, Nutzung der technischen Möglichkeiten der Gruppe (LPG für beide Marken, E-Tech für Dacia).
Ergo hätte der damals für 2024 (tatsächlich kommt dann der neue Duster auf den Markt) angekündigte neue Niva wohl nicht den Vollhybrid, aber das Autogas-Aggregat mit 100 Turbo-PS erhalten. Ein nicht offizielles Rendering zeigt die Ähnlichkeit zum neuen Duster:
Bildergalerie: Lada Niva (2024) Renderings
Weitere Aussagen von damals: "Lada verstärkt seinen Produktplan mit vier komplett neuen Modellen bis 2025, darunter eine neue Generation des Niva im Jahr 2024 und ein neues Fahrzeug im C-SUV-Segment." Somit hätte es wohl auch ein Lada-Pendant des großen Dacia Bigster (siehe unten) gegeben. Er kommt 2025 als längerer Bruder des Duster auf den Markt.
"Die Idee hinter der Gründung der Geschäftseinheit ist, dass Dacia und LADA getrennte Unternehmen mit ihren eigenen Marken, ihrer eigenen Geschichte und ihrer eigenen Strategie bleiben, aber sie werden von einer engagierten, fokussierten und koordinierten Führung profitieren. Vor allem aber werden sie besser in das System der Groupe Renault integriert, um Synergien zu nutzen.", so damals Denis Le Vot, CEO der Marken Dacia und Lada.
Bildergalerie: Dacia Bigster Concept
"Die Markteinführung des völlig neuen Niva im Jahr 2024 wird definitiv ein wichtiges Datum für Lada in Russland markieren, aber auch neue Horizonte für die Marke eröffnen.", ergänzte damals Yves Caracatzanis, CEO der AvtoVAZ-Gruppe.
AvtoVAZ sollte von den starken Synergieeffekten mit der Gruppe profitieren. Sowohl die Lada- als auch die Dacia-Produktpalette sollte auf der sehr kostengünstigen und flexiblen CMF-B-Plattform basieren. Gemeinsam sollten die Marken jährlich mehr als 1 Million Fahrzeuge auf CMF-B-Basis produzieren, von 4 Plattformen auf eine, von 18 Karosserietypen auf 11. Das globale Ziel bestand darin, das Potenzial von Lada und Dacia freizusetzen und sie zu vollwertigen internationalen Marken zu machen, die über ihren derzeitigen Markt- und Segmentumfang hinausgehen können.
Doch der 24. Februar 2022 als Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine änderte alles. Das russische Ministerium für Handel und Industrie gab am 16. Mai 2022 bekannt, dass die Anteile von Renault in staatlichen Besitz übergehen. Renault behält aber die Option auf einen Rückkauf.