In den letzten drei Jahren stand der weltweite Automobilabsatz vor mehreren Herausforderungen. Erstens: die Pandemie und die damit einhergehenden Lockdowns. Dann kam die Halbleiterkrise und die Lieferkettenprobleme. Im Jahr 2022 erschwerte dann der Einmarsch Russlands in die Ukraine die Lage der Branche zusätzlich.

Im neuen Jahr stehen der Automobilindustrie aufgrund der anhaltenden geopolitischen Spannungen und der weltweiten Inflation weitere schwierige 12 Monate bevor.

Unseren Recherchen und Prognosen zufolge wird der weltweite Absatz von Personenkraftwagen, leichten Nutzfahrzeugen und Pick-ups in den wirtschaftlich starken und gesättigten Märkten voraussichtlich stabil bleiben, während die Ergebnisse in den Entwicklungsländern uneinheitlich ausfallen werden.

Der weltweite Fahrzeugabsatz im Jahr 2022 liegt bei 79,4 Millionen Einheiten, das sind 1,9 Prozent weniger als im Jahr 2021. Im Jahr 2023 wird nach verschiedenen Annahmen mit einem Absatz zwischen 79 und 81 Millionen Einheiten gerechnet.

Motor1 Numbers: Stagnierende globale Autoverkäufe im Jahr 2023

China und Indien – der Wachstumsmotor

Die positiven Prognosen erklären sich vor allem durch den erwarteten Anstieg der Zulassungen in China und Indien, den weltweit größten und viertgrößten Märkten für Neufahrzeuge. In China dürften die verstärkte Förderung von Elektroautos, ein größeres Angebot und die jüngste Wiederbelebung der Wirtschaft nach monatelangem Stillstand den Absatz bis zum Jahresende steigern.

Indien wird sein Wachstum beschleunigen und noch näher an Japan, den drittgrößten Markt der Welt, heranrücken. Da die Regierung ihre Wirtschaftsreformen fortsetzt und ein großer Teil der Bevölkerung in die Mittelschicht aufsteigt, dürfte der Fahrzeugmarkt weiter wachsen. In den indischen Automarkt fließen bereits zahlreiche chinesische Investitionen und bald werden weitere Automarken "Made in China" hinzukommen.

USA und Europa – die Stagnation

Die Situation hier ist nicht sehr vielversprechend. Angesichts der anhaltenden Inflationsprobleme in den USA und in Europa wird erwartet, dass die Umsätze stabil bleiben oder nur um einen sehr geringen Prozentsatz steigen werden. In den USA wird das Volumen voraussichtlich 14 Millionen Einheiten nicht überschreiten. Obwohl die Kundschaft auf die neuen Elektrofahrzeuge positiv reagiert, zögern die meisten Verbraucherinnen und Verbraucher noch, von Verbrennungsmotoren auf Elektroautos umzusteigen.

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In Europa herrscht nach wie vor Unsicherheit über die wirtschaftliche Lage, den Krieg in der Ukraine und die steigenden Autopreise. Es wird erwartet, dass das Wachstum bis Ende 2023 nicht mehr als 3 Prozent betragen wird. Trotz des starken Booms von Elektroautos, der zum Teil auf staatliche Anreize zurückzuführen ist, habt man als normalverdienende Person zunehmend Schwierigkeiten, sich die teuersten Fahrzeuge zu leisten.

Russland – der dunkle Fleck

Russland und seine wirtschaftliche Verschlechterung werden für einen Großteil der negativen Folgen dieser Entwicklung verantwortlich sein. Im Jahr 2022 sank das vorläufige Verkaufsvolumen um 65 Prozent gegenüber 2021. Für das Jahr 2023 wird ein weiterer Umsatzrückgang erwartet, der jedoch mit -10 bis -15 Prozent etwas moderater ausfallen dürfte. Es wird jedoch das Jahr der Etablierung chinesischer Autos in und um Moskau sein.

Der Autor des Artikels, Juan Felipe Munoz, ist Spezialist für die Automobilindustrie bei JATO-Dynamics.