Wann haben Sie zum letzten Mal einen Opel Corsa der ersten Generation auf der Straße gesehen? Wissen Sie nicht mehr? Uns geht es ähnlich. Dabei fühlt es sich wie gestern an, als der erste Opel-Kleinwagen in den 1980er- und 1990er-Jahren noch regelrecht das Straßenbild beherrschte. Und zwar nicht nur in Deutschland. Doch in den letzten beiden Jahrzehnten machte er sich rar. Jetzt wird das Erfolgsmodell 40 Jahre alt. Zeit für eine Ausfahrt, oder?

Besser spät als nie ...

Blicken wir aber erst einmal ein wenig zurück. Der Corsa A wurde im Herbst 1982 vorgestellt. Heute würde man denken, dass dies ziemlich früh war, doch im Vergleich zur Konkurrenz war Opel sehr spät dran mit seinem Kleinwagen. Den VW Polo gab es bereits seit 1975, der Fiesta wurde von Ford schon 1976 vorgestellt.

Besser spät als nie wurde der als günstige Einstiegs-Opel vermarktete Corsa dann ab September 1982 im neu errichteten GM/Opel-Werk im spanischen Saragossa gebaut wo das Modell auch zuerst auf den Markt kam. Es folgten Frankreich und Italien. Bei den deutschen Händlern stand der Corsa erst ab März 1983. Hier wollte man in Rüsselsheim schlichtweg abwarten, ob die Fertigung in Südeuropa auch die deutschen Qualitätsmaßstäbe erfüllen kann.

Opel Corsa A (1983) im Test
Opel Corsa A (1983) im Test
Opel Corsa A (1983) im Test

Der kleine Viersitzer erscheint zunächst als 3,62 Meter lange, dreitürige Schräghecklimousine (CC) und als 3,96 Meter lange Stufenhecklimousine (TR) mit nur zwei Türen, die vor allem in den südlichen Ländern nachgefragt wurde und in Deutschland eher eine Nebenrolle spielen sollte. Es dauerte noch bis April 1985, bevor beide Modelle dann Türenzuwachs erhielten und die zwei Derivate auch mit fünf beziehungsweise vier Türen angeboten wurden.

Ein Motor aus den 1960er Jahren

Zum Deutschland-Start war der Corsa A mit verschiedenen Benzinern unter der Haube ausgestattet. Die Basis bildete ein 1,0S-OHV-Motor mit 45 PS, der in seiner Grundkonstruktion auf das Mitte 1962 präsentierte Aggregat aus dem Kadett A (hier im ausführlichen Neuzeit-Fahrbericht) zurückgeht.

Darüber hinaus waren ein 1,2S-OHC-Motor mit 55 PS und ein 1,3S-OHC-Motor mit 70 PS erhältlich. Beide bereits mit obenliegender Nockenwelle. Gemeinsam hatten alle Antriebe, dass die Gemischaufbereitung noch über Vergaser bewerkstelligt wurde und die Abgase noch ohne Umweg durch einen Katalysator in die Umwelt emittieren durften.

Opel Corsa A (1983) im Test

Außerdem waren die Motoren quer eingebaut und die Vorderachse wurde angetrieben. Beides noch relativ neu für den Hersteller und erst der zweite Schritt von der Umstellung von Front- auf Hinterradantrieb, die im Sommer 1979 mit dem Kadett D begann. Von ihm ist der Corsa A abgeleitet.

Opel Corsa A (1983) im Test
Opel Corsa A (1983) im Test

Serienmäßig waren manuelle Viergang-Getriebe verbaut. Nur der 1,3-Liter-Motor wurde schon ab Werk mit einer Fünfgang-Schaltung versehen, die für die anderen Antriebe optional erhältlich war. Vorne verfügte das Fahrwerk bereits über eine moderne Einzelradaufhängung mit McPherson-Federbeinen, hinten kam eine Verbundlenkerachse mit doppelkonischen Miniblockfedern zum Einsatz. Verzögert wurde mit Trommelbremsen hinten und bereits mit Scheiben vorne.

Sachlichkeit und Pragmatismus

Unser roter Flitzer lief 1983 vom Band und wurde damals mit dem 1,0-Liter-Vierzylinder-Einstiegsmotörchen ausgestattet. Allerdings gönnte man sich die Luxus-Version. "Luxus" ist allerdings nicht der Ausdruck, der einem beim Anblick des Exterieurs heute in den Sinn kommt. Eher "Sachlichkeit".

Der Corsa A wirkt winzig, eckig und aus jeder geraden Linie trieft der Pragmatismus der 1980er-Jahre. So sahen Autos aber eben aus, als das Space Shuttle seinen Jungfernflug hatte, Helmut Kohl Bundeskanzler wurde, der 1. FC Köln den DFB-Pokal gewann und auf der anderen Seite des Rheins unweit von Rüsselsheim Papst Johannes Paul. II Karl Lehmann zum Bischof von Mainz weihte.

Opel Corsa A (1983) im Test

Das Cockpit und das Interieur sind genauso überschaubar wie die Ausmaße und die Designkniffe des Exterieurs. Es gibt ein Radio, einen Dreh- und zwei Schieberegler für die Lüftung, ein Schalter für das Licht und einen für die Warnblinkanlage. Fertig. Am griffigen und erstaunlich großen Zweispeichen-Lenkrad mit Hupe im Airbag-losen Pralltopf sitzen dann noch zwei ziemlich zerbrechlich wirkende Hebelchen für den Scheibenwischer und die Blinker.

Dahinter sitzt das, was wir heute Kombiinstrument nennen würden. Beim Corsa A beschränken sich die übersichtlichen Anzeigen auf sechs Warnlampen, eine Temperaturanzeige des Kühlwassers, eine Tankanzeige, einen Kilometerzähler und natürlich einen Tacho, der optimistisch bis zur 200-km/h-Marke reicht. Bei unserem Testfahrzeug natürlich eine völlig utopische Höchstgeschwindigkeit.

Opel Corsa A (1983) im Test
Opel Corsa A (1983) im Test

Als 1,89 Meter große Person müssen die erstaunlich straffen Stoffsitze der ersten Reihe auf der Schiene ganz nach hinten gefahren werden, bevor sich eine gemütliche Position gefunden hat. Die Rückbank wird dadurch zwar nahezu nutzlos, aber leidensfähige Kinder könnten wohl trotzdem noch einige Kilometer im Fond überstehen. Und dabei rauchen. Aschenbecher gibt es hinten nämlich gleich zwei.

Der Schlüssel ohne jegliche Funkfunktionen wandert ins Zündschloss und mit einem gekonnten Gasspiel in der Anlassphase erwecken wir den Grauguß-Block mit Grauguß-Kopf, der ruhig und nur mit einem leisen rasseln der Steuerkette seine Betriebsbereitschaft signalisiert. Abfahrt.

Jetzt aber ab auf die Straße ...

Schon auf den ersten Metern wird klar: Einst reichten 45 PS und lächerliche 68 Newtonmeter Drehmoment tatsächlich aus, um ein spritziges Fahrgefühl zu erreichen. Aber kein Wunder, denn schließlich wollen gerade einmal 740 kg Leergewicht bewegt werden.

Dazu die überaus direkte Zahnstangenlenkung und das zwar nicht mit wirklich kurzen Wegen, aber durchaus gut geführte Viergang-Getriebe. Fertig ist ein puristisches Go-Kart-Feeling, das beispielsweise Mini zwar immer noch predigt, mit heutigen Fahrzeugen aber deutlich weiter davon entfernt ist als ein Corsa A.

Bildergalerie: Opel Corsa A (1983) im Test

Spaßig ist dieser 40 Jahre alte Kleinwagen also. Aber auch komfortabel? Geht. Es ist einfach verdammt eng. Auch wenn man – zurecht – in den frühen 80ern sehr stolz auf das Packaging war. Der Kopf kratzt am Dachhimmel, die Knie kontaktieren stets irgendein Bauteil des Innenraums und der Schalthebel stößt im dritten Gang an den Oberschenkel des Fahrer.

Außerdem wird es ab 70 km/h schon so laut, dass sowohl ein Gespräch als auch der Radiogenuss schwierig werden. Aber hey ... man kommt trocken und spritzig mit fünf Personen und etwas Gepäck von A nach B. Und zwar mit einem Normverbrauch von gerade einmal 6,6 l/100km und maximal 141 km/h.

Und wie ging es weiter?

Und das reichte der neu gewonnenen Opel-Kundschaft damals aus, denn der kleine Corsa A wurde ein großer Erfolg. Schon 1986 rollt der einmillionste Corsa vom Band, 1987 folgt das erste Facelift, 1989 wird die zweite Millionen erreicht. 1990 bekommt der Corsa das größte sichtbarste Facelift mit geänderter Frontpartie. Bis zum Ende und der Ablösung durch den Corsa B im Jahr 1993 können insgesamt 3,1 Millionen Fahrzeuge verkauft werden.

Am Ende waren insgesamt 17 verschiedene Vierzylinder im Corsa erhältlich. Benziner und sogar zwei Diesel. Das Leistungsspektrum reichte von unserem 45-PS-Basismodell bis hin zum wahnwitzigen GSi mit 100 PS, der ab 1988 keine sportlichen Wünsche mehr offen ließ. Einige Ausstattungen gingen, andere kamen neu hinzu. Das Stufenheck-Modell verschwand in Deutschland und immer wieder wurde optisch nachgearbeitet. Gut und günstig blieb er aber immer. Unser Testwagen stand damals für rund 11.000 DM beim Händler.

Und heute? 40 Jahre später?

Heute ist bereits die sechste Generation des Kleinwagens auf dem Markt. Obwohl ... ganz so klein ist der Corsa F heute nicht mehr. Um 44 Zentimeter ist die Länge gewachsen, 24 Zentimeter ist er breiter geworden und weniger als eine Tonne bringt das Modell auch nicht mehr auf die Waage.

Bildergalerie: Opel Corsa A (1983) und Opel Corsa F 40 Jahre Edition im Vergleich

Dafür hat sich technisch einiges getan. General Motors-Plattformen sind Geschichte und der aktuelle Corsa basiert auf der CMP-Basis des PSA-Konzerns. Und so wurde der kleine Opel wie einst nun erneut zum Vorreiter im Programm des Herstellers. Heute zwar nicht mehr mit Frontantrieb und quer eingebauten Motoren, aber dafür in Sachen Elektrifizierung.

Und das soll in Rüsselsheim gefeiert werden. Mit der "40 Jahre"-Edition des vollelektrischen Corsa-e. Was das Sondermodell (das auch für die Verbrenner-Modelle erhältlich ist) auszeichnet und wie sich der modernste Opel-Kleinwagen im Vergleich zum Gründer des hessischen A-Segments fährt? Das erfahren Sie HIER in unserem ausführlichen Fahrbericht auf unserer Elektroauto-Schwesterseite InsideEVs.de.