Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig Flops gewesen sein, aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge holen wir hier unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" solche Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens.

Seit Jahrzehnten baut VW Autos in Brasilien und zwar ziemlich erfolgreich: Modelle wie der Gol dominieren am Zuckerhut. Doch nur sehr selten finden brasilianische Volkswagen den Weg über den Atlantik nach Europa. So wie voraussichtlich ab Herbst 2021 der Taigo alias Nivus, ein schicker Ableger des T-Cross.

Wir hoffen sehr, dass er Sie und uns mehr entzückt als der letzte Brasilien-Import: Schick war nämlich am VW Fox nichts. Obgleich zwischen 2005 und 2012 über 143.000 Föxe auf dem deutschen Markt zugelassen wurden, sieht man den 3,83 Meter langen Kleinstwagen kaum noch auf der Straße. Um es diplomatisch auszudrücken: Der Fox war kein Auto, in das man sich verliebt.

VW Fox (2005-2011)

Die Existenz des Fox in Europa könnte man als eine Art "Interregnum" bezeichnen. Wie bei einem König oder Papst, bei dem Beobachter sagen: Der regiert höchstens fünf bis sechs Jahre, dann kommt ein frisches, unverbrauchtes Gesicht. So auch bei den kleinsten VW: Der Lupo war zwar seit 1998 erfolgreich am Markt, aber ein Kind der Jahre von Ferdinand Piëch. Aufwendig gemacht, bis hin zum extremen Lupo 3L, aber wenig profitabel. Kurios: Die späteren Fox-Varianten für den mexikanischen Markt wurden dort unter dem Namen Lupo angeboten.

Und so versprach man sich vom Fox aus Brasilien mit wenig Aufwand ein paar mehr Cent in der Konzernbilanz. Die Grundidee war nicht schlecht: Günstige Fertigung in Brasilien und auch der Lupo war wie der Fox ausschließlich ein Dreitürer. Zu nahe sollte der Fox dem Polo nicht kommen.

Ach ja, der Name Fox als solcher: Er wurde schon desöfteren für VW-Modelle rund um den Globus benutzt, etwa Mitte der 1970er-Jahre in den USA für einen Passat Variant mit Audi-Frontpartie alias Audi Fox. 

VW Fox (2005-2011)

In Deutschland hatte "Fox" noch einen guten Ruf aus Polo-Zeiten. Dort markierte dieser Name seit den 1980er-Jahren die poppige Basisversion. Nun, poppig war der 2005 in Leipzig vorgestellte Fox nicht gerade, dafür aber Basis. Und wie! 54 PS (60 PS ab 2010) gab es im Grund-Fox für 8.950 Euro, aber weder Servolenkung, ein höhenverstellbares Lenkrad, Seitenairbags, Zentralverriegelung oder elektrische Fensterheber serienmäßig. Ein ESP kam erst 2011 an Bord.

Motorenseitig gab es noch einen 1.4 TDI mit 70 PS und einen 75-PS-Benziner mit demselben Hubraum. Mehr nicht. GTI? Guter Scherz. Obwohl der 75-PS-Fox nur rund eine Tonne wog, schleppte er sich in glatten 13 Sekunden auf 100 km/h. 

Nun, das wäre vielleicht auch gar nicht das Problem gewesen, selbst heute sind Cityflitzer mit Saugmotor nur moderat spritzig. Viel deutlicher war der Qualitätsunterschied innen zum hochwertigen Lupo.

VW Fox (2005-2011)

Wir schrieben damals im Fahrbericht: "Recht nüchtern ist hingegen die Gestaltung des Innenraums. Außerdem reicht die Verarbeitungsqualität nicht an den sonst so hohen Qualitätsstandard von VW heran. Der durchweg harte Kunststoff und die zum Teil sicht- und fühlbaren Spritznähte an den Plastikteilen zeugen von knapp kalkulierten Produktionskosten."

Knapp kalkuliert. So knapp, das VW angeblich an keinem Fox in Europa Geld verdient hat. Der Wechselkurs verhagelte die Kalkulation. Nicht wenige Macken verhagelten im Laufe der Zeit den TÜV-Besuch für Besitzer des Fox.

Sofern man nicht gleich unserer Empfehlung folgte: "Der wie der Fox auf der Polo-Plattform basierende Skoda Fabia kostet mit dem gleichen 1,2-Liter-Dreizylinder mit 55 PS zwar 9.990 Euro. Dafür ist der Tscheche größer als der Volks-Brasilianer, bietet zudem vier Türen, fünf Sitzplätze und eine Servolenkung. So liegt der Skoda beim Grundpreis 1.000 Euro höher, angesichts der besseren Ausstattung ist er unterm Strich wiederum einige hundert Euro günstiger."

VW Fox (2005-2011)

Seltsam zudem: Obwohl es den Fox in Brasilien auch als Fünftürer und höhergelegte Cross-Version gab, kamen diese nicht nach Europa. Womöglich hatte man zu viel Angst, dem Polo zu nahe zu kommen. Auch konnten keine Fox-Derivate von Seat und Skoda (siehe Fabia!) verwirklicht werden. Salopp formuliert: Skalierung im Eimer.

Das sah wohl auch der damalige Volkswagen-Konzernchef Winterkorn so. Seit 2007 im Amt, förderte er die Entwicklung der sogenannten "New Small Family" (NSF), aus der VW Up, Skoda Citigo und Seat Mii hervorgingen. Ein Kleinstwagen-Trio mit mehr Profit, endlich auch hinteren Türen und mehr Antriebsvarianten bis hin zum Elektromotor.

Ein voller Erfolg, auch nach 10 Jahren auf dem Markt wirken Up und Co. nicht angestaubt. Fun Fact: Für das Außendesign zeichnete maßgeblich Marco Pavone verantwortlich. Er kommt aus Brasilien.

Bildergalerie: VW Fox (2005-2011)