Man kennt sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen.

Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig zu Lebzeiten Flops gewesen sein. Aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge wollen wir ab sofort unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens holen.

Fortschritt im Automobilbau kommt meist unauffällig daher. Klar, haften bleiben natürlich Legenden wie der NSU Ro 80, Mercedes 300 SL oder ein Audi Quattro. Doch es sind oft die stillen Stars des Alltags, die unserer Alltag als Autofahrer nachhaltig verändert haben. So wie der Peugeot 204: Der intern als "Projet D 12" entwickelte 204 wurde am 23. April 1965 in Paris vorgestellt und war zwischen 1969 und 1971 das meistverkaufte Auto in Frankreich .

Gut zehn Jahre vor dem ersten VW Golf bot der Peugeot 204 bereits Frontantrieb, kompakte Abmessungen und einen kleinen Diesel. Ganz im Stil der Zeit startete der 204 zunächst als 3,98 Meter lange Limousine mit Stufenheck und stets vier Türen. Satte 2,60 Meter Radstand sorgten für ein gutes Platzangebot. 1967 folgten der "Break" genante Kombi sowie ein Coupé und ein Cabriolet. Letztere beide blieben aber nur drei Jahre im Programm.

Peugeot 204

Ziemlich modern geriet das Fahrwerk: Von Frontantrieb sprachen wir bereits, hinzu kamen eine Einzelradaufhängung vorne wie hinten und Scheibenbremsen vorne. Und das zu einer Zeit, in der in Deutschland sich der VW Käfer noch verkaufte wie geschnitten Brot! 

Der Motor aus Leichtmetall hingegen war quer eingebaut: Ein Benziner mit 1,1 Liter Hubraum, obenliegender Nockenwelle und Steuerkette. Je nach Baujahr leistete er zwischen 53 und 58 PS. 1968 wurde der Peugeot 204 sogar zum kleinsten Diesel-Pkw der Welt. Aus 1.255 Kubikzentimeter holte der Selbstzünder 40 PS Leistung, später 45 PS aus 1.357 ccm. Eine echte Marktlücke, schließlich gab es einen Diesel zu diesem Zeitpunkt nur in den großen Limousinen von Peugeot und Mercedes.

Peugeot 204

6.290 DM kostete die Peugeot 204 Limousine anno 1968, das Coupé war ziemlich genau 2.000 Mark teurer. Kurioserweise war das Cabriolet sogar etwas günstiger, nämlich 7.930 DM. 1967 hatte Peugeot in Saarbrücken eine Tochtergesellschaft gegründet, die den offiziellen Import nach Deutschland übernahm. 

Für sie kam der 204 genau zur rechten Zeit: Er war fast so flott wie ein großer 404, verbrauchte aber wesentlich weniger. (8,8 Liter ermittelte der "Spiegel".) Die Zeitschrift "Hobby" jubelte denn auch 1965 über den 204, er zähle "zu dem Besten, was man bei Peugeot je herausgebracht hat. Dieses Auto ist modern, es passt in unsere Welt mit ihrer Verkehrsnot: außen klein, innen groß, schnell, spritzig, sicher und komfortabel."

Ganz ähnlich klang die Prosa der 204-Prospekte: Hier hob man die Spitze von 138 km/h (122 km/h beim Diesel) hervor, aber natürlich vor allem die gesamte Konzeption. Aus heutiger Sicht erstaunlich: "Die abfallende Motorhaube bietet ausgezeichnete Sichtverhältnisse nach vorne: Bodensicht bis zu 2,5 Meter vor der Stoßstange." Eher optimistisch war hingegen die Bezeichnung "Klimaanlage" für Lüftung und Heizung.

Peugeot 204

Was 1970 noch wichtig war: "Bei den Grand Luxe-Modellen ist in jede der hinteren Türen ein Aschenbecher eingebaut." 370 Liter bot der Kofferraum der Limousine, typisch für Peugeot war das Reserverad unter dem Heck montiert und von außen zugänglich. Sogar bis zu 1.500 Liter Gepäck schluckte der 204 Break.

Mit dem 204 konnte Peugeot seinen Marktanteil in Deutschland ausbauen, wenngleich es Klagen über den Lack und die Gelenkwellen gab. Aber mit zunehmend sinkenden Preisen aufgrund gesunkener Zölle griffen deutsche Kunden immer öfter zu. Unter ihnen auch Dagmar Berghoff, die spätere Sprecherin der "Tagesschau", damals noch beim Südwestfunk tätig.

Peugeot 204

Doch während Frau Berghoff im Alter noch ausgezeichnet aussieht, war den meisten Peugeot 204 dieses Schicksal nicht beschieden. Mangels etwaiger Schutzmaßnahmen war und ist der Rostteufel das größte Problem. Viele der rund 1,6 Millionen gebauten 204 haben nicht überlebt, die Ersatzteillage gilt als angespannt.

Auf den Peugeot 204 folgte zunächst der kleine 104, ehe ab 1983 eine weitere 20er-Nummer erneut die automobile Welt aufmischte: Vom 205 verkaufte Peugeot satte 5,3 Millionen Exemplare! 

Bildergalerie: Peugeot 204 (1965-1976)