Bestimmt habt ihr schon mal von "Restomods" gehört: Autos in alter Optik, aber mit modernisierter Technik. Gusseiserne Oldtimer-Fans sehen so etwas mit Schmerzen, doch Firmen wie Singer zeigen, das solche Umbauten wirklich reizvoll sein können. Leider gibt es auch das Gegenteil. Jetzt wird ein Fahrzeug versteigert, dessen Auftritt mehr als fragwürdig ist: Ein von AMG umgebauter Mercedes 300 SL.
Ganz genau: Jener legendäre Flügeltürer, von dem zwischen 1954 und 1957 exakt 1.400 Exemplare gebaut wurden. Für viele gilt der Mercedes 300 SL als einer der schönsten Sportwagen aller Zeiten. Ob das aber auch für dieses Fahrzeug hier gilt? Wuchtige Plastik-Außenspiegel, dazu fette 17-Zoll-Alus und ein Cockpit mit Anleihen beim SL der Baureihe 129. Insgesamt elf 300 SL wurden um das Jahr 2000 herum derart modifiziert (respektive verschandelt), fünf davon gingen an das Herrscherhaus in Brunei.
Nun werdet Ihr denken: Irgendeine Bastelbude halt, die sich eine Flügeltürer-Replika zusammengefrickelt hat. Von wegen! Die Umbauten entstanden ganz offiziell bei AMG. Und zwar auf Grundlage originaler Fahrzeuge, denn bei Nachbauten versteht Mercedes überhaupt keinen Spaß. Also bleibt es beim aufwendigen Gitterrohrrahmen, der zugunsten eines neuen Motors modfiziert wurde. Verpflanzt wurde der M119-V8 mit sechs Liter Hubraum und 380 PS, wie er von 1993 bis 1998 im SL 60 AMG zum Einsatz kam. Hinzu kommt eine Viergang-Automatik.
Geändert wurde auch die Möblierung, man nimmt auf Sportsitzen aus rotem Leder mit Karomuster Platz. Kleiner Trost: Das Originalgestühl soll noch vorhanden sein und sich in nahezu neuwertigem Zustand befinden. Zwei der Frankenstein-Flügeltürer wurden mit Rechtslenkung gebaut, einer davon ging nach Japan. Dort wird er jetzt versteigert. Wer glaubt, ein billiges Schnäppchen zu machen, irrt sich: Der verkunststoffte 300 SL liegt praktisch auf dem gleichen Niveau wie ein Fahrzeug im Originalzustand. Als Zielpreis werden umgerechnet zwischen 1,06 bis 1,26 Millionen Euro erwartet.