Um die Ecke gucken zu können, kann in vielen Situationen nützlich sein. Für Autofahrer kann diese Fähigkeit über Leben und Tod entscheiden. Fords Car2Car-Technik gibt den Lenkern nun diese Möglichkeit. Auf der Fahrpräsentation zum Ford Puma erfuhren wir nun Details vom Ford-Experten Sigurd Limbach, dem Baureihen-Direktor für die B-Segment-Fahrzeuge.

Die Technik hört auf den Namen Local Hazard Information (LHI). Das Prinzip ist das gleiche wie bei allen Car2Car-Systemen: Wenn ein anderes Fahrzeug, das vor einem fährt, plötzlich auf ein Stauende trifft, einen Unfallort passiert oder auf verschüttetes Ladegut stößt, wird man gewarnt. Auch bei Hagelstürmen, plötzlichen Überschwemmungen oder Erdrutschen ist eine Warnung möglich.

Besonders hilfreich ist die Warnung natürlich, wenn man das Hindernis oder die Gefahrenstelle selbst noch nicht sehen kann. Im Detail gibt es aber deutliche Unterschiede zwischen den Car2Car-Systemen.

Die jeweilige Warnung erscheint dann im Ford Puma auf dem Display im Cockpit. Warnmeldungen werden zum Beispiel verschickt, wenn:

  • bei einem vorausfahrenden Auto die Airbags ausgelöst wurden (Unfall)
  • wenn bei einem vorausfahrenden Auto die Warnblinker angeschaltet wurden und die Tür geöffnet ist (Fahrzeug liegengeblieben)
  • bei zwei oder mehr vorausfahrenden Autos das ESP aktiv wird (Schleudergefahr)

Eine Besonderheit der Technik im Puma ist, dass sie auf Mobilfunktechnik und einer Cloud basiert: Das vorausfahrende Fahrzeug überträgt seine Informationen via Mobilfunk (über das im Puma serienmäßige FordPass Connect Modem) in eine Cloud, die von Here Technologies betrieben wird. Hier wird auch geprüft, ob mehrere vorausfahrende Autos betroffen sind oder ob zum Beispiel nur ein einzelner Fahrer mutwillig sein Auto in den Grenzbereich bringt und damit ein Eingreifen des ESP provoziert.

In der Cloud laufen auch zusätzliche Informationen ein, zum Beispiel Verkehrsmeldungen Geisterfahrer-Meldungen oder Warnungen vor Tieren auf der Fahrbahn.

Die Cloud erlaubt es auch, die Informationen von mehreren Fahrzeugmarken zusammenzuführen. An Here sind neben Ford auch Daimler, BMW und der VW-Konzern beteiligt. Wie uns Ford-Experte Sigurd Limbach sagte, sind auch Volvo und bald Hyundai mit von der Partie.

Laut Limbach beteiligt sich im VW-Konzern aber nur Audi, während das serienmäßige Car2Car-System im neuen VW Golf nicht integriert ist. Dieses basiert nämlich auf WLAN-Technik. Die Warnungen werden hier auch nicht in eine Cloud geschickt, sondern direkt von Auto zu Auto übertragen, so der Ford-Experte. Zu den Vorteilen dieser WLAN-Technik dürfte gehören, dass es auch ohne Mobilfunk-Verbindung klappt, zum Beispiel in abgelegenen Gebieten.

Die LHI-Technologie von Ford wird jedenfalls zunächst serienmäßig im neuen Puma eingesetzt, dann sukzessive auch in weiteren Modellen. Bis Ende 2020 soll LHI in den meisten Ford-Modellen integriert sein.