Man kennt Sie. Und irgendwie auch wieder nicht. Die Rede ist nicht von den eigenen Nachbarn, sondern von Autos, die so unauffällig blieben, dass sie heute nur eingefleischte Fans noch kennen. Solche Modelle müssen nicht zwangsläufig zu Lebzeiten Flops gewesen sein.

Aber sie liefen unter dem Radar des gewöhnlichen Autokäufers. In unregelmäßiger Folge wollen wir ab sofort unter dem Titel "Kennen Sie den noch?" Old- und Youngtimer aus dem Nebel des Vergessens holen.

Los geht es mit einem Auto aus Italien. Klingt nach tollem Design und musikalischen Motoren. Leider hatte unser Kandidat nichts davon. Sein Name: Fiat Regata. 

Der Regata (intern Typ 138 genannt) wurde von August 1983 bis Januar 1990 gebaut, in Argentinien sogar bis 1995. Er basierte ebenso wie der Seat Malaga und Ronda auf der Plattform der Schräghecklimousine Fiat Ritmo. Für den Ritmo wiederum übernahm Fiat im Wesentlichen die Konstruktion des 1969 erschienenen 128. Altmodisch waren Ritmo und Regata deshalb nicht, eher der 128 für seine Zeit sehr modern. 

Nun werden Leser mit türkischem Hintergrund und Türkei-Urlauber sagen: Dieses Stufenheck kenne ich doch! Tatsächlich ähnelt der Fiat Regata stark dem Tofas Sahin. Der Hintergrund: Tofas, ein Joint-Venture mit Fiat, baute seine Modelle auf Basis des 131, dem Vorgänger des Regata. Um sie modisch aktuell zu halten, gab es eine Auffrischung im Regata-Stil.

Doch zurück zum Original: Der 4,26 Meter lange Regata wurde zunächst nur als viertürige Limousine mit Stufenheck angeboten. Grundpreis damals in Italien: 11.383.000 Lire. Der Modellname leitete sich vom italienischen Wort für "Regatta" ab. Im September 1984 folgte der fünftürige Kombi, der die damals bei Fiat übliche Zusatzbezeichnung Weekend trug.

Fiat Regata

Die in geringen Stückzahlen verkaufte Lieferwagenvariante wurde Fiat Marengo genannt. Für den schwedischen Markt wurde übrigens "Regatta" verwendet, da Regata unangenehm nahe an einem abwertenden Begriff für eine überhebliche Frau lag.

Während das Stufenheck kaum einen besonderen Reiz verströmte, konnte der Kombi mit einem besonderen Extra punkten: Die Heckklappe des Regata Weekend war waagrecht geteilt. Die obere Klappe schloss in Höhe des Stoßfängers ab, der untere Teil samt Ladekante und einem Teil des Stoßfängers konnte heruntergeklappt werden. Er konnte auch während der Fahrt geöffnet bleiben, um den Transport langer Gegenstände zu ermöglichen, das Kennzeichen blieb sichtbar.

Kommen wir zur Technik: Das Motorenprogramm des Regata war ähnlich unspektakulär wie das ganze Auto. Benziner von 65 bis 100 PS, dazu Diesel zwischen 58 und 80 PS. Von Frühjahr 1985 bis Mitte 1987 wurde der Regata auch als 70 ES (für Energy Saving) angeboten, der durch verschiedene Modifikationen Benzin einsparen sollte. Äußerlich unterschied er sich durch Windabweiser an den vorderen Seitenfenstern, spezielle strömungsgünstige Radkappen, und eine mattschwarze Gummi-Abrißkante auf dem Kofferraumdeckel von den anderen Modellen. Sie können ihn auf unserem Titelbild bewundern ...

Fiat Regata

Technische Besonderheiten waren die kennfeldgesteuerte, elektronische Zündungsanlage Digiplex und das Start-Stopp-System Citymatic: Bei eingeschalteter Funktion konnte der Motor per Knopfdruck ausgeschaltet werden und per Gaspedaldruck wieder gestartet werden.

Alle Räder des Regata waren einzeln aufgehängt, vorne an MacPherson-Federbeinen und Querlenkern mit Stabilisator. Hinten gab es trapezförmige Querlenker mit Dämpferbeinen, eine quer zwischen beide Querlenker gespannte Blattfeder sowie Gummistopper gegen Fahrwerksdurchschläge.

Zum Nachfolger des Regata kürte Fiat 1990 den Tempra auf Basis des Tipo. Gewissermaßen als Regata-Enkel kann die aktuelle Fiat Tipo Limousine betrachtet werden. Noch ein Kandidat für "Kennen Sie den noch?"

Bildergalerie: Fiat Regata