Die aktuelle Generation des großen Mercedes-SUV (Baureihe W 166) startete 2011 als M-Klasse. Seit dem Facelift von 2015 heißt das Auto GLE. Jetzt steht die neue Generation an. Der Käufer darf sich auf mehr Innenraum freuen, zudem gibt es eine komplett neue Motorenpalette, mehr Vielfalt beim Allradantrieb, ein Widescreen-Cockpit sowie ein Fahrwerk, das mit 48-Volt-Technik Unebenheiten ausgleicht.

Widmen wir uns zunächst den Abmessungen: In der Länge wächst der GLE auf 4,92 Meter und ist damit auf dem NIveau des neuen BMW X5. Die Höhe beträgt 1,77 Meter, die Breite 1,95 Meter.

Bisher gab es den GLE mit zwei Dieseln (250 d und 350 d) sowie sechs Benzinern (400, 500, 500 e, AMG 43, AMG 63 und AMG 63 S). Für die neue Version soll es auch einen Plug-in-Hybrid geben. Doch der einzige Motor, über den Mercedes nun spricht, ist der GLE 450. Im Vergleich zum alten GLE 400 (333 PS) ist er etwas stärker (367 PS) und hat zusätzlich das zum Beispiel aus der E-Klasse bekannte EQ-Boost-System. Dadurch sind kurzfristig weitere 22 PS abrufbar, das Drehmoment steigt von 500 auf bullige 750 Newtonmeter.

"Beim Allradantrieb gibt es nun zwei Systeme, ein permanentes und ein variables."

Bei allen GLE-Varianten kommt die 9G-Tronic zum Einsatz – bisher hatten AMG 63 und AMG 63 S noch eine Siebengangautomatik. Beim Allradantrieb gibt es nun zwei Systeme: Während die Vierzylindermodelle die Kraft wie bisher im Verhältnis 50:50 auf die Achsen verteilen, haben die Sechs- und Achtzylindervarianten (wie der GLE 450) nun eine elektronisch geregelte Lamellenkupplung mit variabler Kraftverteilung. Ebenfalls neu ist ein Antriebssystem für den Offroadeinsatz, das ebenfalls auf einer Lamellenkupplung basiert, aber zusätzlich eine Untersetzung bietet. Ob es wie bisher auch wieder eine Variante mit Heckantrieb gibt, lässt Mercedes offen.

Neu bei den elektronischen Kindermädchen ist der aktive Stau-Assistent. Über die Echtzeit-Verkehrsdaten ist er über einen Stau informiert, bevor der Fahrer ihn sieht. Ist der Abstandstempomat mit streckenbasierter Geschwindigkeitsanpassung eingeschaltet, reduziert das System dann die Geschwindigkeit vorsorglich auf 100 km/h. Ist der Stau vorbei, beschleunigt der GLE automatisch wieder auf die gewählte Geschwindigkeit oder auf das aktuelle Tempolimit. Im Stau bei Geschwindigkeiten unter 60 km/h hilft das Auto beim Bilden einer Rettungsgasse. Generell fährt der neue GLE schon weitgehend autonom. So wird die Geschwindigkeit vor Kurven und Kreuzungen automatisch angepasst, wenn Abstandstempomat und Spurhalteasssistent aktiviert sind. Zudem hilft der Notbremsassistent nun auch beim Linksabbiegen und es gibt eine Ausstiegswarnung, wenn ein Radfahrer vorbeikommt. Ähnliche Systeme gibt es auch beim Audi Q7. Wie dort gibt es auch einen Anhängerrangier-Assistenten, der beim Rückwärtsfahren hilft und auf einem Knickwinkelsensor in der Anhängerkupplung basiert.

Neu in puncto Fahrwerk ist die optionale E-Active Body Control. Sie soll in Kombination mit der Luftfederung Wank- und Nickbewegungen reduzieren. Das System erzeugt mithilfe der 48-Volt-Technik aktive Kräfte, die den Wagen abstützen und dämpfen. Ist das Auto mit einer Stereokamera ausgerüstet, werden Bodenwellen ähnlich wie beim Audi A8 schon vorab erkannt. Völlig neu ist dagegen eine weitere Anwendung des 48-Volt-Systems: der Freifahrmodus, der hilft, wenn man sich beispielsweise im Sand festgefahren hat. Dabei wird, Karosserie mehrfach angehoben und abgesenkt – der GLE schaukelt sich frei. Eine weitere neue Funktion ist die Einzelradansteuerung. Hierbei kann das Niveau an jedem Rad einzeln via Touchscreen verstellt und somit die Ausrichtung im Gelände verbessert werden, etwa wenn ein Rad in einem Graben steckt. Öfter gebraucht werden dürfte die Kurvenneigefunktion: Der GLE neigt sich ähnlich einem Motorrad in die Kurve.

Die optischen Änderungen vorne sehen Sie am besten in unserem Direktvergleich. (Das Auto am Meeresufer ist das neue):

Mercedes GLE 2015
Mercedes GLE 2019

Wie die Scheinwerfer werden auch die Rückleuchten kleiner (Die neue GLE-Version ist wieder am Meeres-Hintergrund erkennbar):

Mercedes GLE 2015
Mercedes GLE 2019

Optisch fallen zuerst die kleineren Scheinwerfer sowie die neuen Grilllamellen auf, die Flanken sind nun nicht mehr so stark konturiert. Zudem zeigen die ersten Fotos schwarze Kratzschutzleisten. Bei der Aerodynamik erreicht der neue GLE mit cw-Werten ab 0,29 einen Bestwert im Segment, so Mercedes. Das ist auch eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vorgänger (0,32). Die Außenmaße gibt Mercedes noch nicht preis, doch der Radstand wächst um stattliche acht Zentimeter. Das kommt dem Raumangebot vor allem auf den Rücksitzen zugute. Für die zweite Reihe gibt es auf Wunsch sechsfach elektrisch verstellbare Sitze. Dabei lassen sich die Außensitze um elf Zentimeter längs verschieben. Optional wird nun auch eine dritte Sitzreihe angeboten und der Kofferraum vergrößert sich von 690 bis 2.010 auf 825 bis 2.055 Liter.

Mercedes GLE 2019
Mercedes GLE 2019

Im Cockpit prangt künftig das aus der neuen A-Klasse bekannte Widescreen-System mit zwei großen Monitoren. Bei dem großen SUV sind die Displays aber nochmal größer: Statt zweimal 10,25 Zoll messen sie hier zweimal 12,3 Zoll – und zwar serienmäßig. Optional gibt es eine Gestensteuerung, bei der eine Kamera im Dach die Bewegungen erfasst. Das System unterscheidet die Hand des Fahrers von der des Beifahrers, weiß also zum Beispiel, bei wessen Sitz die Massagefunktion eingestellt werden soll. Optional gibt es ein verbessertes Head-up-Display. Messepremiere hat der neue GLE auf dem Mondial de l’Automobile in Paris (4. bis 14. Oktober 2018), Marktstart ist dann Anfang 2019. Die Preise werden erst zum Verkaufsbeginn im Spätherbst bekannt gegeben.

Update vom 29. Oktober 2018: Die Preise beginnen bei 65.807 Euro. Dafür bekommt man den GLE 300 d mit 245 PS. Für 72.650 Euro erhält man den oben erwähnten Benziner GLE 450 mit 367 PS. Mehr zu den übrigen Preisen erfahren Sie hier.
Update vom 7. November 2018: Auch ein GLE Coupé wird es wieder geben. Es gibt bereits erste Erlkönigbilder.

Bildergalerie: Mercedes GLE 2019