In manchen Situationen hilft nur die Flucht nach vorne. Deswegen wird es Volkswagen ganz gelegen kommen, dass nun der 80. Genfer Autosalon startet. Mit dem Gerichtsbeschluss zu Diesel-Fahrverboten, so hat man das Gefühl, nimmt die Never-ending-Story um den gebeutelten Selbstzünder ja erst so richtig Fahrt auf. Da kommt so eine Automesse, auf der man sich im Glanz einer besseren Zukunft sonnen kann, gerade recht. Den Glanz und die bessere Zukunft für VW verkörpert am Genfer See die neue Studie I.D. Vizzion, eine rein elektrische und komplett autonome Oberklasse-Limousine mit einer Reichweite von 665 Kilometer.

Der Vierte im Bunde
An Volkswagens seltsame Elektro-Namensstrategie, die mit möglichst vielen „Z“s wohl sowas wie progressiv-urbane Coolness ausstrahlen soll, haben wir uns ja bereits gewöhnt. Nach dem kompakten I.D., dem E-SUV I.D. Crozz sowie dem modernen Bulli I.D. Buzz ist der I.D. Vizzion bereits das vierte Mitglied aus Wolfsburgs neuer Elektro-Familie. Dass VW das genau so kommuniziert, lässt darauf schließen, dass wir auch den I.D. Vizzion früher oder später als Serienmodell beim Händler sehen werden. Wobei „später“ es in diesem Fall wohl besser trifft. Schließlich ist der I.D. Vizzion so autonom unterwegs, dass man ihn noch nicht mal mehr theoretisch selber fahren kann.

Nicht mal mehr ein Lenkrad
Diese Aufgabe übernimmt nämlich der sogenannte „digitale Chauffeur“. Laut VW gibt es eine Vielzahl von Assistenzsystemen aber kein Lenkrad oder sichtbare Bedienelemente. Für die Passagiere bedeutet das: Freie Zeitgestaltung während der Fahrt. Damit selbige in der Folge nicht stinklangweilig wird, verfügt der I.D. Vizzion über einen „virtuellen Host“, mit dem man per Sprach- und Gestensteuerung kommuniziert. Der Host ist natürlich auch lernfähig und stellt sich auf die individuellen Vorlieben seiner Fahrgäste ein. Die verfügbaren Medieninhalte werden dabei Hologramm-mäßig vor die Windschutzscheibe projiziert.

Sehr modern, viel Glas
Das Design des I.D. Vizzion orientiert sich an den bisherigen I.D.-Studien. Die große Limousine ist sehr futuristisch und coupéhaft gezeichnet, verfügt über riesige Räder und gegenläufig öffnende Türen. Über den gesamten Innenraum erstreckt sich eine monumentale Glasfläche, die von zwei schlanken, silber gehaltenen Bögen getragen wird. Innen gibt es vier Sitze, die dem Elektro-Konzept entsprechend über feudale Platzverhältnisse verfügen. Helles Leder und viel Holz sorgen für Businessklassen-Feeling.

306 PS Systemleistung
Auch wenn Sie den VW I.D. Vizzion selbst nicht mehr fahren können, interessiert es Sie wahrscheinlich trotzdem, wie er so fährt. Rein elektrisch natürlich. Und angetrieben über alle vier Räder. Mit einem 75-kW-E-Motor vorne und einem 150-kW-E-Motor hinten. Die Systemleistung der 5,11 Meter langen Limousine liegt also – wie schon im Falle des I.D. Crozz – bei 306 PS. Einen 0-100-km/h-Wert nennt Volkswagen nicht, aber wen interessiert schon die Sprintfähigkeit des eigenen Fahrzeugs, wenn man gerade mit Chips und Decke auf der Rückbank rumlümmelt und sich die 13. Staffel „Game of Thrones“ reinzieht. Auch die Höchstgeschwindigkeit dürfte in der schönen neuen Autowelt eher zweitrangig sein. Der I.D. Vizzion soll 180 km/h schaffen. Immerhin.

Mehr als 20 E-Autos bis 2025
Deutlich wichtiger: Die Reichweite. Und hier sattelt VW im Vergleich zu den vorherigen Studien nochmal deutlich auf. Der Phaeton der Zukunft hat im Bauch seiner MEB-Plattform (Modularer Elektrifizierungsbaukasten) Lithium-Ionen-Akkus mit einer Kapazität von 111 kWh. Rekuperation mit einberechnet, soll er damit bis zu 665 Kilometer weit kommen, bevor er wieder an die Steckdose muss. Mehr Infos zu VWs dickstem E-Ding gibt es noch nicht. Allerdings betonen die Wolfsburger, dass sie bis 2025 mehr als 20 Elektroautos auf den Markt bringen wollen. 2020 startet der kompakte I.D.². Der I.D. Crozz und der I.D. Buzz folgen „in kurzen Abständen“. Wann der große I.D. Vizzion bei den Händlern stehen soll, sagt Volkswagen noch nicht. Sollte er wirklich als vollautonomes Fahrzeug geplant sein, dürfte es aber noch ein ganzes Weilchen dauern.

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