Der Diesel als Pkw-Antrieb hat es derzeit nicht leicht. Selbst bei uns dieselvernarrten Deutschen sinkt sein Stern dramatisch: 2017 schrumpfte der Absatz von Neuwagen mit Selbstzünder im Vergleich zu 2016 um 13,2 Prozent, der Marktanteil schrumpfte um 7,1 Prozent. Doch jetzt erlebt der Diesel ausgerechnet in den USA ein Comeback im Pkw-Segment.

Diesel-Dynamik in Detroit
Nach dem VW-Skandal im Jahr 2015 gingen fast alle Branchenkenner davon aus, dass der Diesel abseits von Nutzfahrzeugen in den USA mausetot sei. Schon zuvor hatten selbst die umfangreichen Kampagnen deutscher Hersteller nur geringe Erfolge erzielt. Nun zeigen aber besonders US-Hersteller auf der Automesse NAIAS in Detroit (15. bis 28. Januar 2018) Diesel-Varianten beliebter Modellreihen.

Selbstzündende Bestseller
In vorderster Front sind die ,Big Three" zu nennen, also die drei großen Konzerne Ford, GM und Chrysler (alias FCA) und ihre Pick-ups. 2017 waren mehr als 65 Prozent der 17,25 Millionen US-Neuzulassungen Pick-ups (in den USA ,trucks" genannt) oder SUVs. Die drei meistverkauften Autos sind der Ford F-150, der Chevrolet Silverado und der RAM 1500, die nun jeweils einen hauseigenen V6-Diesel mit drei Liter Hubraum bekommen. Beispielhaft sei an dieser Stelle das ,Power Stroke"-Aggregat im F-150 angeführt: 250 PS und 597 Newtonmeter maximales Drehmoment warten auf ihren Einsatz, serienmäßig ist eine Zehngang-Automatik an Bord. Die Anhängelast beträgt mehr als 5,1 Tonnen und dürfte ein im wahrsten Wortsonne gewichtiges Argument werden.

USA: Diesel-Sprit ist teurer
Was spricht noch für das Diesel-Comeback? Zwar haben die USA nicht ganz so strenge Vorgaben für den Flottenausstoß von CO2, doch geringere Verbräuche sind hier gewiss nicht von Nachteil. Und die Abgase? Der Ford F-150 Diesel setzt zur Reduzierung auf AdBlue und einen Partikelfilter. Allerdings dürfte in den ländlichen Gebieten der USA, dem Hauptabsatzmarkt solcher Pick-ups, schon das Wort ,Umweltzone" unbekannt sein. Dort könnte die erhöhte Reichweite ein Argument sein, allerdings gibt es in den USA nicht überall Pkw-Diesel. Zudem ist der Treibstoff mangels Steuerermäßigung wie in Deutschland teurer als Benzin.

Diesel für Volumenmodelle
Trotzdem bieten immer mehr Hersteller eine Diesel-Option an: Jeep einen Dreiliter-V6 im neuen Wrangler, Kia demnächst im Sorento. Chevrolet stattet zwei beliebte Baureihen mit Selbstzünder aus: Sowohl im SUV Equinox als auch dem Kompaktwagen Cruze können sich Kunden für einen 1,6-Liter-Diesel mit 137 PS Leistung entscheiden. Im Cruze soll der Verbrauch bei 52 Meilen pro Gallone, umgerechnet 4,5 Liter liegen. Und die deutschen Hersteller? Hier hält einzig BMW die Fahne hoch: Zum 328d (alias unser 320d) und dem X5 gesellt sich nun der 540d. Audi, Mercedes und VW verzichten hingegen auf Dieselmodelle.

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