In den 1980er- und 1990er-Jahren konnten die Brasilianer nur davon träumen, dass sie importierte Autos fuhren. Es war eine Zeit, in der der Markt für ausländische Produkte verschlossen war - und kleine einheimische Unternehmen nutzten die Chance, um die Modelle der internationalen Hersteller gnadenlos zu kopieren. 

Uner Bericht beginnt mit der Firma Dacon, die seit den 1960er-Jahren Volkswagen-Händler und auch Porsche-Vertreter in São Paulo war. Mit dem Verbot der Importe ab 1976 war der Weg frei für Erfindungsreichtum - und das Unternehmen war in dieser Phase für unzählige Kreationen verantwortlich. Einer der kuriosesten war der PAG Dacon 928, ein VW Gol GT, der wie ein Porsche 928 aussieht.

Dacon 928
Dacon 928
Porsche 928
Porsche 928

Der Urheber dieses Schrumpf-928 war der legendäre Designer Anísio Campos, der die gesamte "Haut" des nationalen VW veränderte, indem er ihm eine spitze Front und ein wulstiges Heck verlieh. Die hinteren Lampen stammten vom Gol Kombi, aber liegend sahen sie dem echten 928 sehr ähnlich ... Vom Gol GT von 1984 blieben der komplette Innenraum, die Karosseriestruktur und der mechanische Teil erhalten. Beim VW-Motor MD-280 mit vier Zylindern wurde jedoch der Hubraum von 1,8 auf 2,1 Liter erhöht. Er leistete 99 PS, was für damalige Verhältnisse gut war, aber weit weniger als die 310 PS des V8 im echten Porsche 928.

Die Attacke des Gepards

Guepardo
Guepardo
Lancia Beta Montecarlo
Lancia Beta Montecarlo

Ein ebenso schönes wie seltenes Auto war der Guepardo, gebaut in Porto Alegre von Guepardo Veículos Ltda. Bei seiner Einführung 1982 handelte es sich um einen VW Voyage mit einem verkürzten Heck, der zu einem attraktiven 2+2-Coupé mit abnehmbarem Targadach umgebaut wurde. Der beengte Kofferraumdeckel des ursprünglichen Voyage wich einer breiten dritten Tür. Die Windschutzscheibe war steiler und die Seitenfenster waren kleiner. Einer der größten Reize waren die schwarzen Kunststoffapplikationen auf der Vorderseite und an den Seiten.

Die ästhetischen Lösungen und Proportionen des Coupés erinnerten stark an den Lancia Beta Montecarlo Phase I (1975-1978), der von Pininfarina in Grugliasco, Italien, entworfen und produziert wurde. Aber während der ursprüngliche Montecarlo einen DOHC-Vierzylindermotor mit 2 Liter Hubraum und 120 PS aufwies, war unser Guepardo mit seinem kleinen Volkswagen MD-270-Motor mit 1,6 Litern Hubraum und 81 PS nicht so schnell.

Mirage: vom Flugzeug zum Fast-Mercedes

Mirage
Mirage
Mercedes-Benz 450 SL
Mercedes-Benz 450 SL

Der Mirage war eine "Hommage" an den Mercedes SL der Baureihe 107 (1971-1989). Das 1982 in Rio von dem Flugzeugmechaniker Jorge Ferreira da Silva hergestellte Cabriolet hatte als Basis den Chevrolet Opala, ein Derivat des Opel Rekord C, in vier- oder sechszylindriger Ausführung. Die Räder, die Front und das Seitenprofil sind zweifellos vom SL inspiriert, aber einige Stylingdetails sind originell, wie die hinter der Motorhaube eingelassenen Scheibenwischer und die verkehrt herum angebrachten Rückleuchten des Ford Corcel II.

Beinahe original

Passat Sorana 1981
Passat Sorana 1981
Passat Variant 1979
Passat Variant 1979

Angesichts des schwachen Absatzes des veralteten brasilianischen Variant II beschlossen einige VW-Händler auf eigene Faust, den Passat zu modernen Kombis umzubauen. Sie waren praktisch Nachbildungen der ersten Generation des Passat Variant (1974-1980), der von Volkswagen in Deutschland hergestellt wurde.

In der Hauptstadt São Paulo war Sorana einer der Händler, die diese "Parallelvarianten" des fünftürigen Passat LSE produzierten. Doch die Arbeit war kostspielig und machte nach der Einführung des Parati im Jahr 1982 keinen Sinn mehr. Interessant ist die Frontpartie des Audi 80 ab 1977, aber mit VW-Logo.

Maverick statt Mustang

Maverick Centauro
Maverick Centauro
McLaren M81 Mustang
McLaren M81 Mustang

Zu Beginn der 1980er-Jahre waren die Benzinpreise in Brasilien hoch. Modelle, die viel verbrauchten, wurden so entwertet, dass sie nach weniger als zehn Jahren auf der Straße liegen gelassen wurden. Auch der damalige Ford Maverick wurde in kurzer Zeit vom Luxus zum Ramsch. Mit so viel billigem und verfügbarem Rohmaterial und in Ermangelung der jüngsten importierten Autos, entwickelten einige Hersteller Kits, um dem alten Maverick das Aussehen des Fox-Body-Mustang (ab 1979) aus den USA zu verleihen.

In Recife entwickelte Decorauto den Centauro, der den ursprünglichen Maverick-Rahmen mit Glasfaserplatten verkleidete. Die Frontpartie mit ihren vier rechteckigen Scheinwerfern erinnerte vage an den Mustang der dritten Generation. Es gab keinen konventionellen Kühlergrill, sondern zwei große Öffnungen unter der vorderen Stoßstange - wie bei den Mustang McLaren M81 Limited Series Fahrzeugen.

Schon die wenig bekannte Fabrik des Spoiler Buggys in der Nähe von Penha Circular, Rio de Janeiro, schuf für den Maverick einen Bausatz, der Motorhaube, Kotflügel und Stoßstange in einem einzigen Stück zusammenfügte. Der gesamte Vorbau wurde nach vorne gekippt, um Zugang zum Motor zu erhalten. Die allgemeine Linienführung wurde durch den Mustang GT von 1982 inspiriert.

GM oder Chrysler?

Monza Adamo
Monza Adamo
Chrysler LeBaron
Chrysler LeBaron

Das in São Paulo ansässige Unternehmen Adamo war einer der Pioniere in der Produktion von Kleinserienfahrzeugen und exportierte seine Sportwagen sogar in die Vereinigten Staaten. Doch die 1980er-Jahre brachten eine wirtschaftliche Rezession, die endlos zu sein schien.

Eine billige Lösung für das Unternehmen war die Einführung eines Glasfaserkits, um dem Chevrolet Monza ein "exklusives" Aussehen zu verleihen. Zu den Anpassungen gehörten ein markanter Chrom-Kühlergrill, versenkbare Scheinwerfer, neue Kotflügel und andere Stoßstangen. Am Heck gab es außerdem einen Spoiler und einen auffälligen Abschluss zwischen den Laternen.

Ergebnis: Der Monza Adamo, der 1988 auf den Markt kam, trug das Gesicht der dritten Generation des Chrysler LeBaron, der Ende 1986 in den USA vorgestellt wurde. Es war also ein Auto von General Motors, das so aussah wie ein Modell der Chrysler Corporation...

Ein Ford Escort als BMW

Verona SR
Verona SR
BMW M3 E60
BMW M3 E30

Das Autohaus Souza Ramos war ein Meister im Umbau von Ford-Modellen. Im Jahr 1990, als die brasilianischen Häfen wieder für ausländische Autos geöffnet wurden, versuchte SR immer noch, die Öffentlichkeit mit der Umwandlung eines nationalen Modells in ein importiertes zu begeistern.

Die Neuheit war ein Bausatz mit dem Anspruch, dem Ford Verona und VW Apollo (die beide auf dem Ford Orion basierten) das Aussehen des BMW M3 (E30, 1986-1991) zu geben. Das Basispaket umfasste Motorhaube, vordere und hintere Stoßstangen mit Spoiler, Kühlergrill mit vier Scheinwerfern, Seitenschweller mit Grond-Effekt und ein Heckspoiler mit zusätzlichem Bremslicht.

Als Sonderausstattung gab es deutsche BBS-Räder mit Reifen der Größe 185/60 R14 und Lederbezüge an den Sitzen und Seiten. Für etwas mehr Geld konnte man die Fahrzeuge mit dem AP-800-Motor (der später in AP-1800 umbenannt wurde) ausstatten, der mit verbessertem Ventiltrieb, Zylinderkopf, Krümmer und Vergaser ausgestattet war. Damit stieg die Leistung der Ethanol-Version von 92 PS auf 105 PS - gegenüber den 195 PS des echten BMW M3.

"Das Endergebnis ist anspruchsvoll, und Ihr Verona oder Apollo steht den bekanntesten Autos aus den USA, Europa oder Japan in nichts nach", hieß es im Verkaufsprospekt.

Jugend forscht: VW Käfer wird zum Porsche 959

Fusca Cintra
Fusca Cintra
Porsche 959
Porsche 959

In Sachen Exotik kann den Cintra-Käfer nichts aufhalten. Der Vater der Idee war ein 15-jähriger Teenager, Andre Durgante Cintra, der an einem von Anísio Campos geförderten Autodesignkurs teilnahm. Eine der Aufgaben im Unterricht bestand darin, ein Personalisierungspaket auf der Grundlage des allgegenwärtigen VW-Käfers zu erstellen.

Der junge Mann schlug einen Bausatz vor, um dem braven "Fusca" (so heißt der Käfer in Brasilien) das Aussehen des extremen Porsche 959 mit 450 PS zu geben, der in Deutschland satte 420.000 DM kostete.

Die Fingerübung kam 1992 in die reale Welt, in Form eines Satzes von fünf Fiberglasapplikationen, die dem VW Käfer die Muskulatur des reichen deutschen Vetters verliehen. Das Ergebnis war ein spaßiges Auto, das überall, wo es auftauchte, viel Aufmerksamkeit erregte. Es wurden drei Exemplare zusammengestellt, und es schien, dass es dabei geblieben war.

Kürzlich fand ein Sammler die drei halbverlassenen Porsche-959-Käfer, kaufte sie und bat André Cintra, sie zu restaurieren. Der Erfinder des Bausatzes nahm das Angebot an und war von der Idee so angetan, dass er im letzten Jahr ein neues Exemplar anfertigte, in der Version für die Rennstrecke, montiert auf einem Käfer mit AP-Motor.

Eine schlecht erzählte Geschichte

Emme
Emme
Volvo ECC
Volvo ECC

Die Häfen waren bereits wieder geöffnet (1990) und die Autoimporte liefen auf Hochtouren, als man begann, von einem "brasilianischen Lotus" zu sprechen. Es war das Produkt einer gewissen Firma namens "Megastar Veículos" aus Pindamonhangaba, SP. Versprochen wurde eine viertürige Luxuslimousine mit ausgefeilter Technik und einem von Lotus entwickelten Motor. Das Auto mit dem Namen Emme wurde Ende 1997 auf den Markt gebracht und erfüllte nicht im Ansatz die Erwartungen.

Seine Karosserie war ein unverhohlenes Plagiat des Volvo ECC-Konzeptfahrzeugs (1992), aus dem wiederum der erste Volvo S80 hervorging. Vom Emme wurden nur 15 Stück hergestellt.

Erfolgreicher Klon

Troller
Troller
Jeep Wrangler
Jeep Wrangler

Einer der letzten in Brasilien hergestellten Klone brachte eine Marke hervor, die sich 26 Jahre lang auf dem Markt halten sollte. 1995 zeigte der Ingenieur Rogério Farias den Jeep, der in der Stadt Horizonte in Ceará produziert werden sollte. Es war der Troler, noch mit nur einem "L", dessen Linienführung auf dem damaligen Jeep Wrangler (YJ-Generation, 1986-1996) basierte.

Die Ähnlichkeit war nicht zu übersehen: die rechteckigen Scheinwerfer, die Falten der Motorhaube, die untere Gürtellinie, die gleichen Konturen der Kotflügel und sogar die Position der Aufkleber mit dem Fahrzeugnamen! Nur der zentrale Teil des Kühlergrills war anders, um eine eigene Identität zu schaffen und Probleme mit Jeep zu vermeiden.

Mit der Zeit entwickelte sich der Troller weiter und erhielt neue Linien. Um Steuervergünstigungen im Nordosten zu erhalten, kaufte Ford 2007 den Troller - aber erst 2014 hatte der tapfere Geländewagen aus Ceará keine optische Verwandtschaft mehr mit dem Wrangler YJ.

Zu diesem Zeitpunkt hatte das Modell bereits die Bewunderung vieler Geländefreaks gewonnen. Schade, dass Ford mit der Ankündigung, seine industriellen Aktivitäten in Brasilien im Januar 2021 einzustellen, auch das Todesurteil für Troller unterschrieben hat, ohne der Marke eine Überlebenschance zu geben.