William Shakespare wusste es schon anno 1601: Was ihr wollt - so hieß seine Komödie. Allerdings dürfte Willy wohl kaum eine Automarke aus Rüsselsheim gut 425 Jahre später im Sinn gehabt haben. Opel bietet nämlich ziemlich einmalig in der Kompaktklasse den Astra mit allen populären Antrieben an. Gasturbine, Wankel und Holzvergaser einmal ausgenommen.

Und so gibt es den Opel Astra mit Benziner, Diesel, Elektro und Plug-in-Hybrid. Dennoch hat man noch etwas Platz für einen weiteren Antrieb gefunden: Benziner mit 48V-Technik. Sicherlich nicht ganz unfreiwillig, schließlich dreht der Gesetzgeber immer weiter bei Abgas, Emissionen und Verbrauch an der Schraube. Wir haben mit dem 48V-Fünftürer eine Runde gedreht.

Bildergalerie: Opel Astra Hybrid 48V (2024) im Kurztest

Antrieb/Technik

Bei Opel betont man nachdrücklich, das der 48V-Benziner KEIN Mildhybrid sei. Der E-Antrieb unterstützt den Benziner beim Beschleunigen wie beim Anfahren aus dem Stand. Vor allem bei niedrigen Drehzahlen des Verbrenners steuert der E-Motor Drehmoment bei, was der Fahrdynamik und der CO2-Ersparnis zugutekommt. Bei niedrigen Geschwindigkeiten ermöglicht der Elektromotor außerdem die vollelektrische Fahrt für bis zu einem Kilometer bzw. bis zu 50 Prozent der zeitlichen Nutzung in der Stadt.

Schnelle Daten Opel Astra Hybrid 48V Fünftürer (2024)
Länge 4.374 mm
Breite 1.860 mm
Höhe 1.441 - 1.470 mm
Radstand 2.675 mm
Kofferraumvolumen 422 - 1.339 Liter
Leergewicht 1.454 kg
Zuladung 496 kg
Anhängelast 600 kg
Stützlast 70 kg
Preis ab 36.430 Euro

Verzögert der Astra Hybrid (nun gut, der Name ist etwas arg optimistisch) bei höherem Tempo und der Benzinmotor schaltet sich ab, fungiert der E-Motor als Generator, um die 48-Volt-Batterie des Hybridsystems wieder aufzuladen.

Je nach Fahrpräferenzen kann man zwischen den drei Modi Eco, Normal und Sport wählen. Durch die kompakte Bauweise – der Elektromotor ist in das Getriebegehäuse integriert (und nicht wie bei Mildhybriden Teil des Motors) , die 48-Volt-Batterie befindet sich unter dem linken Vordersitz – können Hybrid-Fahrer das volle Ladevolumen nutzen. Der Astra Sports Tourer Hybrid fasst so bis zu 1.634 Liter.

Exterieur/Interieur

So weit, so gut. Betrachten wir den von uns gefahrenen Astra Fünftürer genauer. Der Anblick ist inzwischen gewohnt, 2022 kam die aktuelle Generation auf den Markt. Opel-Vizor mit (je nach Ausstattung) IntelliLux-LED-Licht, hinten schmale Leuchten. Was wir bislang übersehen hatten: Die "Käseecke" an der C-Säule im Stil des Kadett D von 1979. Ein wenig Retro, sieh an.

Opel Astra Hybrid 48V (2024) im Kurztest
Opel

Opel Astra Hybrid 48V (2024) im Kurztest

Auch innen gibt es kaum Überraschungen: Gutes Platzangebot, im Cockpit zwei 10-Zoll-Displays, unter dem Touchscreen viele physische Direktwahltasten für Sitzheizung oder auch die Klimaautomatik. Alles aufgepeppt mit etwas Chrom. Nicht ganz so schön ist das Hartplastik in Teilen der Türverkleidung, vielleicht eine Aufgabe fürs Facelift, ebenso wie der nur einteilige Luftausströmer zwischen Fahrer und Beifahrer.

Stets eine Wucht sind die vorzüglichen AGR-Sitze. Leider sind sie erst ab der GS-Austattung serienmäßig, für die "Edition" genannte Basis gibt es sie nicht für Geld und gute Worte. Ein Tipp ist die Alcantara-Ausstattung mit ergonomischen Sport-Aktiv-Sitzen, elektrisch verstellbar mit Memory-Funktion sowie Sitz- und Lenkradheizung. Aufpreis: 1.120 Euro, Serie bei "Ultimate".

Fahrbericht

Los geht die Fahrt: Bei der Gasannahme ist der 1,2-Liter-Turbodreizylinder noch eher Shake als Spear(e). Doch ansonsten bleibt es auch dank der Elektro-Unterstützung ziemlich ruhig im Astra, selbst auf der Autobahn. Der speziell für den Hybrid-Einsatz entwickelte Dreizylinder-Motor mit 100 kW (136 PS) kommt in Kombination mit einem neuen elektrifizierten Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe sowie einem 21 kW (28 PS)-Elektromotor. Übrigens auch in anderen Opel-Modellen wie dem Corsa und im Stellantis-Konzern.

Technische Daten Opel Astra Hybrid 48V Fünftürer (2024)
Motor 1,2-Liter-Turbobenziner plus E-Motor
Leistung 100 kW (136 PS) plus 21 kW (28 PS)
Drehmoment 230 Nm bei 1.750 U/min
Beschleunigung auf 100 km/h 9,0 Sek.
Höchstgeschwindigkeit 210 km/h
Verbrauch 5,0 Liter/100 km (WLTP)
CO2-Emission 113 g/km

Extrem rasant ist der Astra damit zwar nicht, aber alle Komponenten greifen sehr gut ineinander. Nichts ruckt, jault oder nervt. Apropos nerven: Der obligatorische Tempolimitwarner hält sich akustisch zurück. Schade: Das Head-up-Display gibt es nur in der Topversion, jedoch kommt man auch ohne gut zurecht.

Opel Astra Hybrid 48V (2024) im Kurztest
Opel

Opel Astra Hybrid 48V (2024) im Kurztest

Kritikwürdig ist das straffe Abrollverhalten mit der im GS optionalen 18-Zoll-Bereifung. Wir würden es bei den werksseitigen 17-Zöllern belassen. 

Preis

Zum Knackpunkt des 48V-Astra wird sein Preis. Denn es gibt diese Motorisierung erst ab der GS-Ausstattung, die zwar reichhaltig ist, aber beim Fünftürer auf dem deutschen Markt mit 36.430 Euro zu Buche schlägt. Erneut ein Beispiel, wie gut gemeinte Technik die Kosten für den Verbraucher in die Höhe treibt. Was nicht zwingend die Schuld von Opel ist und viele andere Hersteller ähnlich machen. 

Und zur Ehrenrettung sei gesagt: Auch der bisherige 130-PS-Turbobenziner mit 6-Gang-Automatik ist lediglich 1.200 Euro günstiger. Bleibt abzuwarten, wie sich der 48V-Astra im Leasing oder bei Tageszulassungen schlägt. Damit es dann eventuell wie bei Shakespeare heißt: Ende gut, alles gut.