Es gibt ja Dinge, die liebt man oder hasst man inbrünstig: Trash-TV, Innereien auf dem Teller, gewisse politische Parteien, Schalke 04. Ähnlich ist es mit Autos. Elektro? SUV? China? Der Untergang des Abendlands! Nun habe ich mir neulich von VW ein Modell hinstellen lassen, das in der öffentlichen Wahrnehmung kurz vor Wolpertinger rangiert: das T-Roc Cabriolet.

Ein aufgeschnittenes SUV mit Stoffverdeck. "Was soll der Käse?" höre ich manchen schon raunen. Aber überlegen Sie mal, wie viele Cabrios es überhaupt noch aktuell auf dem Markt gibt. Tipp: Sehr viele sind es nicht mehr. Und so hat VW sich gedacht, warum nicht das letzte Golf Cabriolet mit einer beliebten Fahrzeuggattung im gleichen Format kreuzen? Das Ergebnis sehen Sie auf den Fotos.

Wie sitzt man drin?

Mit Blick auf den Innenraum spielt das VW T-Roc Cabriolet seine größte Trumpfkarte aus: SUV-typisch gleitet man bequem auf den Fahrersitz und thront dort vorzüglich. Na toll, gerade mal 43 ist der Hildebrandt, aber schon konsumverweichlicht und marketingverseucht!

Einspruch, verehrtes Gericht: Ich mag den Mazda MX-5 wirklich sehr. Aber ich möchte auch nicht dauernd im Alltag Yoga betreiben müssen, um einzusteigen. Darf nur offen fahren, wer sich einen engen Roadster zulegt? Dann hätte man Käfer und Golf Cabrio auch verbieten müssen. 

VW T-Roc Cabriolet (2021) im Test

Keiner ist gezwungen, das T-Roc Cabrio gut zu finden oder zu kaufen. Und ja, es ist auch kein Design-Meisterwerk, vor dem man auf die Knie fällt. Schon deshalb, weil VW aus Kostengründen weite Teile der bisherigen Golf-Mütze weiternutzt. Aber neutral betrachtet ist der Wagen auf den vorderen Plätzen angenehm geräumig. Anders sieht es im Fond aus: Für Kinder okay, bei Erwachsenen maximal für eine Ausfahrt zum nächsten Biergarten.

Oder man nutzt die Rücksitze als Ergänzung zum Kofferraum. Er ist mit 284 Liter Volumen durchaus anständig geraten, einzig die Ladeluke fällt konzeptbedingt recht schmal aus. Falls Sie jetzt gedanklich schon eine längere Reise planen: Das T-Roc Cabriolet kann je nach Version auch bis zu 1.500 Kilogramm an den Haken nehmen.

VW T-Roc Cabriolet (2021) im Test

Gut 53 Kilogramm wiegt übrigens das Verdeck. Ein elektrohydraulischer Antrieb öffnet und schließt das Stoffverdeck des T-Roc Cabriolet vollautomatisch. Beim Öffnen faltet es sich Z-förmig zu einem kompakten Paket zusammen, das vom Frontspriegel abgedeckt wird. Das T-Roc Cabriolet kommt ohne Verdeckkastendeckel aus, deshalb lässt es die Sonne besonders schnell in den Innenraum.

Der Öffnungsvorgang, der über einen Zentralschalter auf dem Mitteltunnel oder optional über den Funkschlüssel gesteuert wird, ist nach neun Sekunden erledigt und auch in Fahrt bis 30 km/h möglich. Das Schließen dauert mit elf Sekunden kaum länger.

VW T-Roc Cabriolet (2021) im Test
VW T-Roc Cabriolet (2021) im Test
VW T-Roc Cabriolet (2021) im Test

Das Verdeck selbst besteht aus dem Gestänge, dem Innenhimmel, einer Polstermatte und dem Außenbezug. Zwischen den Längsrahmen des Gestänges sind vier Querspriegel und der große Frontspriegel montiert.

Geschraubte Stoffhalteleisten verbinden die Bezüge mit den Spriegeln, darum bläht sich das Stoffdach auch bei höheren Geschwindigkeiten nicht auf. Das wirkt sich nicht nur auf die Aerodynamik positiv aus, sondern auch auf den Geräuschpegel im Innenraum. Die Längsnähte der Außenhautstoffe sind so ausgelegt, dass sie als zusätzliche Regenrinnen dienen.

VW T-Roc Cabriolet (2021) im Test

Wie fährt er sich?

So weit die Theorie, was sagt die Praxis? In der Tat faltet und öffnet sich die Mütze angenehm zügig. Zugig wird es naturgemäß bei komplett abgesenkten Seitenscheiben, sind sie oben, sind aber auch noch 100 km/h an der frischen Luft erträglich. Praktisch: Die Klimaautomatik schaltet sich aus, sobald das Verdeck unten ist. 

Noch ein Wort zum Cockpit: Es ist zum Glück nicht neumodisch kahl mit Touchflächen wie im Golf 8, sondern lässt sich dank vieler "echter" Knöpfe und Regler einfach bedienen. 2022 bekommt das T-Roc Cabriolet jedoch ein Facelift, was Verschlimmbesserung befürchten lässt. Leider ist die Güte der Kunststoffe schon jetzt bestenfalls mittelprächtig, die mäßige Haptik bietet aber auch der "normale" T-Roc.

Unter der Haube meines Testwagens steckte der 1.5 TSI, ein Vierzylinder mit Zylinderabschaltung und 110 kW (150 PS) Leistung. Die lässt er aber nicht raushängen, eine spürbare Anfahrschwäche sorgt für Abzüge in der Gesamtnote. Ebenso das verbaute manuelle Sechsgang-Getriebe samt vorlauter Eco-Tipps im Instrumentendisplay. Ich rate deshalb zum DSG, welches beim 1.5 TSI im Angebot ist. 

VW T-Roc Cabriolet (2021) im Test

Es dürfte auch besser zum gemütlichen Cruising-Charakter des T-Roc Cabrio passen. Mit 150 PS und 250 Newtonmeter liefert der 1500er zwar ordentlichen Vortrieb, mehr aber auch nicht. 9,6 Sekunden auf Tempo 100 sprechen hier eine klare Sprache. 

Einen offenen T-Roc R werden wir wohl niemals sehen, er wäre auch fehl am Platze. Bereits die R-Line-Ausstattung des Testwagens wirkt übertrieben. Durch teure Laufschuhe mutiere ich auch nicht automatisch zu Usain Bolt. Mein Rat: Die normalen Ausstattungen reichen, zumal die 18-Zoll-Alus den Abrollkomfort schmälern. Auch das straffe Sportfahrwerk, das die Karosserie um 10 Millimeter tiefer legt, tut nicht not.

Verbrauch und Preis

Blicken wir kurz noch auf den Verbrauch: Zwischen 5,5 und 5,7 Liter nennt VW als Werksangabe. Wir kamen auf fast genau 7,0 Liter, allerdings mit erhöhtem Autobahnanteil. Das geht in Ordnung, zumal das T-Roc Cabriolet etwas mehr als 1,5 Tonnen wiegt. Apropos schwer: VW hat bereits ein ID.3 Cabrio in den Raum gestellt. Und der ID.3 ist praktisch exakt so lang wie der offene T-Roc. Nur mal so am Rande ... 

Die Preise für das T-Roc Cabrio starten bei 28.165 Euro für den Basis-Benziner, der 1.5 TSI kostet mindestens 30.795 Euro. Nochmals 2.060 Euro extra werden dort für das 7-Gang-DSG fällig. Aktuell ist auch ein Sondermodell namens "Active" erhältlich. Wer die R-Line möchte, muss 33.580 Euro als Startpreis einkalkulieren, sie gibt es nur für den großen Motor. Diesel-Fans gehen übrigens beim T-Roc leer aus. 

Fazit: 7,5/10

Ein SUV-Cabrio (oder Cabrio-SUV?) mag die Augen schmerzen, dem Rücken tut es gut. Und es ist keineswegs eine Rentnerkutsche. Ich wurde von Leuten unter 50 positiv auf das T-Roc Cabrio angesprochen. Für diesen VW spricht das Raumangebot und der Komfort, zudem ist es ein leistbares Cabrio. Beim 1.5 TSI würde ich zum DSG raten, wer per Hand schaltet, kann auch mit dem 1.0 TSI glücklich werden. Wünschenswert wären noch mehr Antriebsoptionen. Ansonsten: Erst Probe sitzen, dann lästern.

Bildergalerie: VW T-Roc Cabriolet (2021) im Test

Bild von: Fabian Grass

VW T-Roc 1.5 TSI Cabriolet (2021)

Motor Vierzylinder-Turbobenziner mit Zylinderabschaltung, 1.498 ccm
Leistung 110 kW (150 PS) bei 5.000 - 6.000 U/min
Max. Drehmoment 250 Nm bei 1.500 - 3.500 U/min
Antrieb Frontantrieb
Getriebeart Sechsgang-Schaltung (optional 7-Gang-DSG)
Beschleunigung 0-100 km/h 9,6 Sek.
Höchstgeschwindigkeit 205 km/h
Länge 4.268 mm
Breite 1.811 mm
Höhe 1.522 mm
Kofferraumvolumen 284 Liter
Basispreis 30.795 Euro