Anmerkung: Unsere amerikanischen Kollegen von Motor1.com USA konnten den Dodge Durango SRT Hellcat bereits fahren und deren Meinung wollen wir Ihnen nicht vorenthalten. Daten und Preise beziehen sich auf den US-Markt. In Europa wird das Auto über Importeure erhältlich sein.  

Dodge und FCA scheinen Dinge wie die immer strikteren Emissionsvorschriften oder die stetig wachsende Elektrifizierung nicht im geringsten zu jucken, sie bauen aus einem simplen Grund weiterhin sehr große Fahrzeuge mit sehr potenten Hellcat-Motoren: Die Leute kaufen sie.

Die Fans können von den monströsen Coupés, Limousinen, SUVs und seit neuestem sogar Pickups nicht genug bekommen. Wir haben also wenig Zweifel, dass die Kundschaft auch dem jüngsten Neuzugang im Sortiment - dem 2021er Dodge Durango SRT Hellcat - die gleiche unbändige Begeisterung entgegenbringen wird.

Wie all die anderen aufgeladenen FCA-Produkte vor ihm, verfügt auch der Durango SRT Hellcat über eine lächerliche Menge an Leistung: 717 PS, um genau zu sein. Was der Durango aber besser macht als seine überpotenten Geschwister - er kombiniert all den Extra-Bumms und die aggressive Erscheinung mit einem wirklich praktischen Gesamtpaket . 

Klar, er hat Dampf zum Wegwerfen, aber darüber hinaus ist er halt nach wie vor ein komfortables und geräumiges SUV mit drei Sitzreihen und einer Mords-Anhängelast (in den USA darf er nahezu vier Tonnen ziehen). 

2021 Dodge Durango SRT Hellcat Exterior
2021 Dodge Durango SRT Hellcat Exterior

Aufgehübscht und aufgeräumt

Das Lustige ist ja: Wer nicht so genau hinschaut (und nicht weiter auf die 1.195 Dollar teuren Rennstreifen achtet), der wird kaum einen Unterschied zu einem der stinknormalen Brot-und-Butter-Durangos ausmachen. Für das Modelljahr 2021 hat nämlich die komplette Baureihe ein leichtes Facelift mit neuen Scheinwerfern, einem schärfer gezeichneten Grill und ein bisschen Kosmetik am Heck erhalten. 

Sollten Sie sie nicht schon von weitem hören, erkennen Sie diese Hellcat jedoch an einem größeren Grill, ausladenderen Kühlluftöffnungen sowie einer fetteren Hood Scoop in der Motorhaube. Für die Aerodynamik verzichtet der stärkste Durango überdies auf Nebelscheinwerfer und er steht auf speziellen 20-Zoll-Rädern. 

Auch das Interieur des Durango wurde komplett überarbeitet. Und dabei tatsächlich stark verbessert. Das neue "fahrerorientierte" Layout von Dodge fühlt sich wirklich durchdachter an als bisher; das Armaturenbrett ist breiter und schöner anzusehen, die Mittelkonsole wirkt aufgeräumter und die Materialien machen ebenfalls einen angenehmeren, hochwertigeren Eindruck. Dazu passt auch der neue 10,1-Zoll-Touchscreen, der eine signifikante Verbesserung gegenüber dem alten 8,4-Zoll-Bildschirm darstellt.

Das neue Infotainment macht gegenüber dem Vorgänger-System einen gewaltigen Sprung.

Das hat natürlich in erster Linie mit Uconnect 5 zu tun. Der Durango ist der erste Dodge, der das neueste Konzern-Infotainment nutzt und auch hier macht es gegenüber dem Vorgänger-System einen gewaltigen Sprung. 

Das Layout des Startbildschirms ist sauber und einfach zu navigieren, die Grafiken sind gestochen scharf, der Bildschirm reagiert schneller, und die Navigation arbeitet ohne Aussetzer und mit hoher Präzision. Verglichen mit unseren Erfahrungen mit Uconnect 4 im ebenfalls noch recht neuen Charger Redeye ist dieses System eine Offenbarung.

2021 Dodge Durango SRT Hellcat Exterior
2021 Dodge Durango SRT Hellcat Exterior
2021 Dodge Durango SRT Hellcat Exterior

In erster Linie potent

Das größte Verkaufsargument des Dodge Durango SRT Hellcat ist aber ganz sicher der Berserker in seinem Motorraum. Der aufgeladene 6,2-Liter-V8 ist aus dem Charger, Challenger, Ram TRX und Jeep Trackhawk bestens bekannt. Hier leistet der Kompressormotor 717 PS und 875 Nm Drehmoment. Per 8-Gang-Automatik geht die Kraft grundsätzlich an alle vier Räder. Das bietet in Sachen Beschleunigung immense Vorteile. Trotz eines Mehrgewichts von gut 500 Kilo beschleunigt er genauso schnell von 0-60 mph (0-96 km/h) wie der heckgetriebene Charger Hellcat - in hanebüchenen 3,5 Sekunden. 

Um die Probe aufs Exempel zu machen, schickte Dodge uns auf die Straßen des ländlichen North Carolina. Dort gibt es viele Ampeln mit langen, leeren Geraden dazwischen, wo man den Durango Hellcat seinem Zweck am besten zuführen kann. Alles natürlich stets im Rahmen des Erlaubten. Klaro, oder? Bereits hier zeigt sich ganz gut, dass der Ober-Durango weit mehr ist, als ein schnell zusammengeschustertes Muscle Car auf Stelzen.

2021 Dodge Durango SRT Hellcat Exterior
2021 Dodge Durango SRT Hellcat Exterior

Der aufgeladene V8 leitet die Kraft - wenig überraschend - mühelos  an alle vier Räder. Positiv erscheint hier auch, dass das gleiche Adaptivfahrwerk, welches uns bereits im Charger Hellcat Redeye so gut gefiel, auch im Durango zum Einsatz kommt. Dieses Setup trägt definitiv dazu bei, den massiven Durango relativ flach und leicht handlebar durch die Kurve zu bringen, während die superbreiten (optionalen) Sommerreifen währenddessen für relativ viel Vertrauen sorgen.

Unser einziges wirkliches Problem ist die elektrische Servolenkung. Es handelt sich um das gleiche Setup wie beim Charger Hellcat und Redeye. Dort funktioniert es auch, aber hier ist eine gewisse Gefühllosigkeit nicht wegzudiskutieren. Selbst in der aggressivsten Fahrstufe, dem Track-Modus, fühlt sich die Lenkung überunterstützt an und es mangelt ihr an Rückmeldung. Das macht es schwierig zu entziffern, was der Durango gerade vorhat.

Wenn Sie nicht unbedingt im vollen Angriffsmodus unterwegs sind, gibt der Durango den absolut gelassenen und komfortablen Alltagsbegleiter. Lassen Sie ihn einfach im Street Mode und er wird sich nicht rauhbeiniger anfühlen als jedes andere Siebensitzer-SUV. Die Gasannahme ist linear, geschmeidig und wirklich nicht so fuchsteufelswild, wie es der aufgeladene V8 vermuten lässt.

Beim normalen Dahincruisen stört auch die superleichte Lenkung nicht wirklich und die adaptive Federung saugt alle Straßenschäden geschmeidig weg. Die ziemlich niederquerschnittigen Pirelli P Zeros erzeugen relativ laute Abrollgeräusche, aber alles in allem kann man mit dem gebotenen Level an Komfort mehr als gut leben.

2021 Dodge Durango SRT Hellcat Exterior
2021 Dodge Durango SRT Hellcat Exterior
2021 Dodge Durango SRT Hellcat Exterior

Auf dem Track ausbaufähig

Natürlich kann die öffentliche Straße nur einen kleinen Vorgeschmack darauf geben, wozu der Durango Hellcat in der Lage ist. Wirklich spannend wird es mit einem Performance-SUV wie diesem ja erst - so dumm das klingen mag - auf einer abgesperrten Strecke. Diese kredenzte uns Dodge mit dem Carolina Motorsports Park, einfach, um mal herauszufinden, was dieses Trumm leisten kann, wenn man die Fesseln komplett löst.

Also erstmal alle Einstellungen auf "Track" (im Infotainment über den Performance Pages-Screen) und auf der ersten langen Gerade den Fuß voll auf den Boden. Das hier ist definitiv ein schnelles Auto, nicht nur ein schnelles SUV. Speziell im Track-Modus macht der famose Achtzylinder überhaupt keine Gefangenen mehr und bringt den Durango beängstigend schnell in dreistellige Geschwindigkeitsbereiche (bei uns also auf mehr als 160 km/h).

Die scharfe Rechts am Ende der langen Geraden offenbart dann recht eindrucksvoll die Power der riesigen Sechs-Kolben-Brembo-Stopper. Sie halten die Fuhre - zumindest, wenn die Temperaturen noch stimmen - souverän und dramafrei in Zaum.

Das hier ist ein schnelles Auto, nicht nur ein schnelles SUV.

Trotz all der Performance-Upgrades macht sich die monumentale Masse des Durango auf der Rennstrecke letztlich aber doch recht deutlich bemerkbar. Dass es hier drin ordentlich wankt und schwankt und es zu teils recht einschüchternden Karosseriebewegungen kommt, ist nicht von der Hand zu weisen. Die zu leichte, etwas ungenaue Lenkung macht auf dem Track natürlich auch nicht plötzlich einen besseren Eindruck. 

Aber wir gehen jetzt mal stark davon aus, dass die meisten von Ihnen ihren Durango Hellcat sowieso nicht auf die Rennstrecke mitnehmen würden. Und für die wenigen mutigen Seelen, die es trotzdem tun wollen - er ist weit davon entfernt, hier völlig zusammenzubrechen. Ein bisschen Wahnsinn auf dem Fahrersitz hilft aber ungemein. 

Dieses Auto wurde in erster Linie für absurde Performance auf der Straße gebaut. Und bei allen Kompromissen, die eine derartige Konstruktion nun mal mit sich bringt, macht der grandiose Hellcat-Motor diesen Crossover im alltäglichen Betrieb noch immer zu einem extrem unterhaltsamen Gefährt.

2021 Dodge Durango SRT Hellcat Exterior

Nach einem Jahr ist Schluss

Anders als bei allen bisherigen Hellcats ist es beim Durango bereits nach einem Jahr wieder vorbei mit der Herrlichkeit. Aufgrund der strengeren Emissionsnormen, die im Jahr 2022 eingeführt werden, wird Dodge den Durango Hellcat laut eigenen Angaben nur für das Modelljahr 2021 produzieren. Wenn Sie einen haben wollen, sollten Sie also schnell handeln.

In den USA startet das Vergnügen übrigens bei 80.995 Dollar (etwa 66.800 Euro ohne Steuern). Das ist ein ziemliches Schnäppchen im Vergleich zum Jeep Grand Cherokee Trackhawk, für den mindestens 87.670 Dollar aufgerufen werden. Und der Preisunterschied zu vergleichbaren Luxus-Angeboten aus heimischen Gefilden ist nahezu grotesk. Der Mercedes-AMG GLS 63 kostet in den Staaten ab 132.100 Dollar, der BMW Alpina XB7 ab 141.300 Dollar. Beide liefern obendrein über 100 PS weniger als der Durango Hellcat.

Auch wenn selbiger sicher nicht die brutalste SUV-Waffe ist, die wir je auf einer Rennstrecke bewegen durften - auf der Straße bietet er jede Menge unvernünftigen Spaß. Und die Kombi aus Hellcat-V8 und den üblichen Fähigkeiten eines Siebensitzers bedeutet im Alltag sowas wie das beste aus zwei Welten. Es bedeutet außerdem, dass Sie all die anderen Eltern an der Ampel in Grund und Boden fahren, während Ihre Kinder auf den Rücksitzen durchgehend jubeln werden.

Durango SRT Hellcat - die Konkurrenten:

Bildergalerie: Dodge Durango SRT Hellcat 2021 im Test

2021 Dodge Durango SRT Hellcat

Motor V8-Kompressor; 6,2 Liter
Leistung 717 PS/ 875 Nm
Getriebeart 8-Gang-Automatik
Antrieb Allradantrieb
Beschleunigung 0-60 mph 3,5 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 290 km/h
Leergewicht 2.590 kg
Verbrauch n.b.
Anzahl der Sitze 7
Anhängelast 3.950 kg
Kofferraumvolumen 490-1.351 Liter
Basispreis $80,995 (ca. 66.800 Euro; ohne Steuern)
Preis des Testwagens $93,245 (ca. 76.900 Euro; ohne Steuern)