Der Übergang vom Verbrenner- ins Elektrozeitalter ist eine lange Geschichte, die vor 15 Jahren begann und noch mindestens 15 Jahre andauern wird. Es handelt sich nicht nur um eine massive Investition der Autohersteller und Regierungen weltweit, sondern auch um eine soziale und kulturelle Herausforderung für Mobilitätsnutzende.
Trotz der bisherigen Bemühungen und guten Fortschritten zeigt die Realität, dass der Sektor noch weit von einer vollständigen Elektrifizierung entfernt ist.
Wettlauf mit der Zeit
Die zahlreichen Ankündigungen der Automobilbauer, umweltfreundlich zu werden und nur noch emissionsfreie Autos zu verkaufen, sind nur ein Schritt auf dem Weg der globalen Umstellung. Die Bestrebungen stehen im Einklang mit den ehrgeizigen Plänen der Regierungen in Europa, den USA, China und vielen anderen Ländern, den Verkauf von Autos mit Verbrennungsmotor in den kommenden Jahren zu verbieten. Alle zielen darauf ab, die Emissionen zu reduzieren.

Die heutige Realität unterscheidet sich jedoch stark von diesen magischen Plänen. Offiziellen Angaben der weltweit führenden Hersteller und unseren eigenen Recherchen zufolge wurden im Jahr 2022 weltweit zwischen 8,8 Millionen Fahrzeuge mit reinem Elektroantrieb verkauft (in den Zahlen sind einige kleinere Hersteller in Europa und China nicht enthalten).
Der Marktanteil ist höher als im Vorjahr, aber er ist klein im Vergleich zu den kommenden Zielen und zeigt damit eine große Kluft zwischen den Automobilherstellern in China, Europa, den USA, Japan und Korea.
Chinesische Hersteller an der Spitze
Es überrascht nicht, dass die chinesischen Hersteller bei der Elektrifizierung ihrer Autoverkäufe die Nase vorne haben. Die zehn Hersteller, die wir in unsere Analyse einbezogen haben, verkauften im Jahr 2022 2,83 Millionen Elektrofahrzeuge verkaufen. Mit anderen Worten: 23 % der Fahrzeugverkäufe der chinesischen Hersteller entfallen auf vollelektrische Autos.
Das ist ein sehr gutes Ergebnis, wenn man bedenkt, wie lange die Autohersteller brauchen, um den Verkauf von Benzin- und Dieselfahrzeugen einzustellen. Mit diesen Ergebnissen ist es möglich, die Ziele in 12 Jahren zu erreichen.

Verfolgung der USA
Nicht so im Rest der Welt. Bei den amerikanischen Autoherstellern (Stellantis gehört zu den europäischen) machte der Verkauf von Elektrofahrzeugen im Jahr 2022 13,1 % des Gesamtumsatzes aus. Der zweistellige Anteil erklärt sich durch den Einfluss von Tesla, dessen Fahrzeuge insgesamt 87 dieser 13,1 % ausmachen. Ohne Tesla läge der Anteil der BEVs an den weltweiten Verkäufen von GM und Ford bei nur 1,9 Prozent.
Europa ist weit abgeschlagen
Die fünf großen europäischen Hersteller verkauften im vergangenen Jahr 20,8 Millionen Fahrzeuge, aber nur 1,39 Millionen Einheiten waren vollelektrisch. Das entspricht einem Anteil von 6,7 Prozent am Gesamtabsatz. Angesichts dieser Ergebnisse erscheint es schwierig, im Jahr 2035 einen Anteil von 100 Prozent zu erreichen. Die europäischen Autobauer sind jedoch in einer besseren Position als ihre Konkurrenten in Japan, Korea und Indien.

Japan am Nullpunkt
Der Fall Japan ist eher beunruhigend. Die Zahlen zeigen, dass die einzigen vier japanischen Automobilhersteller, die 2022 ein reines Elektrofahrzeug im Programm hatten (Toyota, Nissan, Honda und Mazda), nur 168.000 von 18,9 Millionen Fahrzeugen verkauft haben. Elektrofahrzeuge machen nur 0,9 % der japanischen Automobilhersteller aus (der Prozentsatz wäre noch viel niedriger, wenn Suzuki, Subaru und Mitsubishi einbezogen würden).
Die nächsten Herausforderungen
Wenn die westliche Autoindustrie die Emissionen rechtzeitig reduzieren will, braucht sie mehr Investitionen und staatliche Unterstützung. Die Frage ist, ob diese Bemühungen einen Abbau von Arbeitsplätzen, Werksschließungen und die Aufgabe wichtiger Fahrzeugsegmente bedeuten werden. Ein weiteres Kapitel in der Geschichte der Elektrifizierung beginnt, und es verspricht, spannend zu werden.
Der Autor des Artikels, Juan Felipe Munoz, ist Automotive Industry Specialist bei JATO Dynamics.