Permanenter Allradantrieb mit Visko-Zentralkupplung. 5-Gang-Schaltgetriebe. Eine Karosserie mit viel Glasfaser. Dazu 4-Rad-Lenkung und vier Scheibenbremsen mit ABS. Abmessungen: 4,16 Meter lang, 1,78 Meter breit und 1,20 Meter hoch bei einem Radstand von 2,44 Meter. Gewicht: 1400 Kilo. 295 km/h Spitze und 4,9 Sekunden auf 100 km/h. Und das zwischen 1985 und 1987. Klingt wie ein Porsche oder Ferrari, war aber der Nissan MID4.
Die Sportwagen-Studie wurde erstmals auf der Frankfurter Automobilausstellung im September 1985 vorgestellt. Der MID4 sollte der Welt zeigen, was Nissan mit seinen hauseigenen Technologien erreichen konnte.
Das erste Auto (denn es wurden mindestens zwei hergestellt) war ein perlweißes Modell mit Linkslenkung - siehe Abbildung oben. Der zweite produzierte Wagen war rot. Das Auto hatte den 3-Liter-V6 (VG30) des Z31 - Fairlady Z/300ZX, als Mittelmotor eingebaut. Allerdings mit vier Nockenwellen, 24 Ventilen und einer Leistung von 230 PS bei 6000 U/min.
Aber das war noch nicht das Beeindruckendste. Der Wagen hatte einen Allradantrieb, der die übertragene Kraft zu 33 % auf die Vorderachse und zu 67 % auf die Hinterachse verteilte, um eine gute Balance und ein gutes Fahrverhalten bei hoher Geschwindigkeit zu erreichen. Dieses System war die erste Entwicklung des späteren ATESSA - Nissans 4WD-System, das später für Serienmodelle wie den Skyline, den Bluebird, den Cefiro und einige andere übernommen wurde.
Der erste MID4 verfügte auch über die erste Stufe der HICAS-Allradlenkung, die unter Berücksichtigung der Querbeschleunigung und der Geschwindigkeit bei der Kurvendurchfahrt eine bessere Seitenführung gewährleisten sollte. Dieses System wurde, nachdem es überarbeitet worden war, in den Z-Baureihen und in die mittleren/oberen Nissan Coupé- und Limousinenmodelle übernommen.
Schließlich verfügte der Wagen über vier Scheibenbremsen mit Antiblockiersystem, und die Karosserie wurde so gestaltet, dass sie aerodynamisch effizient war. Der Einfluss des MID-4-Stils war auch beim Facelift des 300ZX (Z31) vom Oktober 1985 zu spüren. Der zweite (rote) MID4 mit Rechtslenkung, wurde vermutlich in jenem Monat vermutlich auf der Tokio Motor Show gezeigt.
Exakt zwei Jahre später stellte Nissan der Öffentlichkeit ein Traumauto vor, das sie MID4-II nannten. Es folgte den Hauptpunkten des Vorgängers, aber dieses Mal in einer Form, die man für marktreif halten konnte. Die Karosserie war sogar noch schöner als die von 1985, mit einer sanften Mischung aus dem Porsche 959, dem Ferrari Testarossa und dem eigenen Nissan-Styling. Dieser Wagen wurde auf einer Rennstrecke in den USA getestet und bewies sofort seine fortschrittlichen Qualitäten.
Der Motor war im Grunde derselbe wie der des Z32 300ZX im Jahr 1990, leistete aber dank zweier Turbos und ihrer Ladeluftkühler 330 PS. Auch das Fahrwerk wurde später im Z32 übernommen, nicht jedoch das komplexe Allradsystem, das mit Hilfe des österreichischen Herstellers Steyr-Daimler-Puch entwickelt wurde.
Das Management von Nissan war der Meinung, dass der neue Z32 mit guten Reifen und Aufhängungen auch ohne das Allradsystem eine gute Straßenlage haben würde. Natürlich wurde in Erwägung gezogen, den Wagen mit dem System auszustatten, aber das Gewicht würde sich erhöhen und das Außendesign würde sich ändern, was dazu führen würde, dass der Wagen um etwa 5 cm angehoben und die Linie der Motorhaube verändert würde. Das glückliche Auto, das das System erhielt, war der Skyline GT-R, eine Sportwagenikone in Japan.
Vom MID4-II wurden mindestens drei Prototypen gebaut, einer in Elfenbeinweiß von der Messe in Tokio, einer in Metallic-Rot und ein weiterer in Titan-Metallic-Grau, der für Tests auf der Rennstrecke verwendet wurde. Alle waren Linkslenker.
Nissan war sich 1987 noch unklar darüber, ob der MID4 als Z-Nachfolger gebaut werden sollte, aber schließlich war man der Meinung, dass es zu teuer wäre. Seltsamerweise hatte Nissan drei Jahre später, wie schon bei der Entwicklung des ursprünglichen Z, sein Interesse an dem Projekt wiedergefunden. Aber dieses Mal wollte man (wohl als Reaktion auf den Honda NSX) einen Supersportwagen bauen, der mit dem 4,5-Liter-V8 von Infiniti angetrieben werden sollte, aber das ist eine andere Geschichte.