Elektroautos (BEVs) und Plug-in-Hybride (PHEVs) waren 2019 in Europa so populär wie noch nie: Mit über 564.000 Neuzulassungen wurde ein neuer Bestwert erreicht. "Auto-Professor" Stefan Bratzel erwartet, dass dieser Trend anhält: Der Marktanteil wird seiner Ansicht nach im Jahr 2020 auf sechs Prozent steigen. Als Grund führt Bratzel die CO2-Flottengrenzwerte der EU an, die ab 2020 einzuhalten sind.
Einen Hinweis auf einen weiter steigenden Trend zur Elektromobilität geben die Daten für die deutschen Neuzulassungen im Januar 2020: Im ersten Monat des Jahres legten die Neuzulassungen von PHEVs und BEVs bereits um 130 Prozent auf 16.131 Stück zu. Das entspricht einem Marktanteil von 6,5 Prozent. Das entspricht mehr als einer Verdoppelung gegenüber dem Marktanteil im Jahr 2019, als er noch bei drei Prozent lag:
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum legten die Plug-in-Hybride (+308 Prozent) weit stärker zu als die reinen Elektrofahrzeuge (+61 Prozent). Das ergibt sich aus dem Electromobility Report 2020 des von Bratzel geleiteten Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach.
Deutschland ist inzwischen der wichtigste europäische Markt für BEVs und PHEVs. Hierzulande wurden im letzten Jahr 109.000 Elektrofahrzeuge abgesetzt. Auf den Plätzen zwei zwei bis fünf folgen Norwegen, Großbritannien, den Niederlanden und Frankreich.
Neu ist, dass Deutschland nun auch bei reinen Elektrofahrzeugen (BEVs) das Feld anführt, wenn auch nur knapp. In Deutschland waren es im vergangenen Jahr 63.500 Stück, 62.000 in den Niederlanden und 60.500 in Norwegen:
Deutlich mehr Elektroautos als im Jahr 2018 wurden in Großbritannien verkauft (+144 Prozent), aber auch in Schweden (+120 Prozent) und in der Schweiz (+157 Prozent). Europaweit stieg der BEV-Marktanteil auf 2,3 Prozent -- ein Jahr zuvor waren es noch 1,3 Prozent. Geringer war die Zunahme bei den PHEVs: Er stieg von 1,2 auf 1,3 Prozent.
Bei Elektrofahrzeugen insgesamt (also BEVs und PHEVs zusammen) stieg der Marktanteil in Europa deutlich von 2,5 auf 3,6 Prozent. Spitzenreiter beim Marktanteil bleibt Norwegen mit 55,9 Prozent (im Jahr zuvor: 49,1 Prozent), die Niederlande liegen bei 15 Prozent (zuvor 6 Prozent).
Studienleiter Stefan Bratzel: "Das Jahr 2020 markiert den Beginn eines exponentiellen Anstiegs der Elektromobilität in Europa. Die Dynamik ist dabei wesentlich getrieben durch die CO2-
Flottengrenzwerte in der EU ab 2020. Um Strafzahlungen zu vermeiden, werden die Automobilhersteller versuchen, BEV- und PHEV-Modelle mittels verschiedener finanzieller Anreize in den Markt zu drücken."
Der Markthochlauf hänge jedoch ab von der landesspezifischen Entwicklung der R.I.P.-Faktoren, so Bratzel. In diesem Begriff fasst Bratzel Reichweite, (Lade-)Infrastruktur und Preis zusammen. "Europaweit rechnen wir mit einem Elektromarktanteil im Jahr 2020 von rund 5 Prozent, der bis 2025 auf 15 bis 20 Prozent ansteigen wird", erklärt der Marktentwicklungs-Spezialist.