Was ist das?

Das frisch überarbeitete Einstiegsangebot von Lexus. Früher fiel diese Aufgabe mal dem CT200h zu, aber kein Mensch kauft mehr normale Kompaktwagen und dann noch Kompaktwagen von Lexus??? Hmmm ... sehr schwierig. Die einzig sinnvolle Lösung also? Na klar: Crossover. 

Und der UX (was für Urban Crossover steht), nimmt das Crossoverige seit seinem Amtsantritt im Januar 2019 tatsächlich sehr ernst. Ein SUV ist er nicht, ein Hatchback vom alten Schlag auch nicht. Irgendwas dazwischen trifft es ganz gut. Das merkt man im Positiven auch bei Sitzposition und Fahrgefühl, aber dazu kommen wir gleich. 

Eher wenig Lexus-Luxus-Lifestyle-mäßig liest sich die Basis des UX. Er nutzt nämlich das, was man auch unter Toyota C-HR, Corolla oder Prius findet. Mit knapp 4,50 Meter Länge ist er auf dem Niveau von Volkswagen Tiguan, Peugeot 3008 oder BMW X1. Er ist aber nicht annähernd so hoch und das macht sich beim Raumangebot leider deutlich bemerkbar. Auch da kommen wir gleich noch drauf. 

Den Antrieb übernimmt im Falle unseres Testwagens UX 250h ein Vollhybrid mit einem 152 PS/190 Nm starken Zweiliter-Benziner und einem 109 PS/220 Nm-Elektromotor. Die Systemleistung von 184 PS geht in diesem Fall komplett an die Vorderräder. Es gibt auch eine Allradversion, deren 5-KW-Elektromotor an der Hinterachse aber wohl eher als kleine Traktionshilfe beim Anfahren auf rutschigem Geläuf gesehen werden sollte. 

Lexus UX 250h (2023) im Test
Lexus UX 250h (2023) im Test
Lexus UX 250h (2023) im Test

Im Falle unseres F Sport-Modells gibt es adaptive Dämpfer von Yamaha und einen zusätzlichen Sport-Plus-Modus. Die Verstellung der Modi passiert über einen Drehknubbel auf der Abdeckung des digitalen Instrumentendisplays rechts hinter dem Lenkrad. Ganz ohne einen Hauch japanischer Schrulligkeit läuft dann halt doch nichts.

Im Interieur lockt seit dem Facelift ein neues Infotainmentsystem, das je nach Ausstattung über einen 8,0 oder 12,3 Zoll großen Touchscreen bedient wird. Die unsägliche Touchpad-Bedienung ist damit Geschichte. An deren Stelle in der Mittelkonsole sitzt nun ein Feld für die Sitz- und Lenkradheizung. Die serienmäßige Cloud-Navigation liefert Straßen- und Verkehrsinformationen in Echtzeit und ist in Kombination mit dem großen Bildschirm auch als Festplatten-Navigationssystem erhältlich.

Der Lexus UX 250h startet bei 42.150 Euro. Die zweithöchste Ausstattungslinie F Sport verlangt nach 53.950 Euro. Absolut volle Hütte mit Premium-Paket (unter anderem Echtleder, elektrische Sitze mit Belüftung, 360-Grad-Kamera, elektrische Heckklappe), Glasschiebedach und Metallic-Lack kostet 60.250 Euro. Aua. Zum Vergleich: Ein BMW X2 sDrive 20i mit 178 PS-Benziner ist - natürlich eher nackt - ab 45.050 Euro zu haben. 

Wie fährt er?

Sollte der Fokus darauf gelegen haben, ein Auto zu bauen, das im Alltag sehr sehr angenehm, leichtgängig, total einfach im Umgang und stressfrei zu bewegen ist, dann hat Lexus hier wirklich viel richtig gemacht. Die Lenkung ist recht leicht, fühlt sich aber nicht abgekoppelt an. Der Wendekreis (10,4 Meter) ist einfach der Hammer. Ich glaube, ich habe in meiner Einfahrt jeden morgen drei Extra-Runden rangiert, weil es so eine Freude war. 

Wie bereits eingangs angekündigt, ist von SUV-Feeling am Steuer des UX nichts zu merken. Man sitzt vergleichsweise nah am Boden, wähnt sich auch in puncto Sitzposition eher in einem normalen Kompakten. So bewegt sich dieses Auto auch größtenteils. Stacksiges Gewanke und puddinghaftes Einlenkverhalten müssen Sie definitiv nicht befürchten.

Ach, und um mit einem Vorurteil aufzuräumen, das ich in einigen anderen Fahrberichten des Vorfacelifts gelesen habe: Nein, der etwas dynamischer ausgelegte F Sport federt nicht straff oder gar hart. Das ist alles völlig in Ordnung. 

Ich würde dieses Auto aber ganz generell nicht bei der sportlichen Musik dieser Klasse sehen. Ein BMW X2 etwa, für mich deutlich mehr Konkurrent als jeder X1, Tiguan und Co., rasiert Kurven schon spürbar motivierter. 

Lexus UX 250h (2023) im Test

Immerhin muss man den japanischen Ingenieuren lassen, dass ihnen selbst bei einem Konzept, wo ein dynamischer Grenzbereich aber mal sowas von überhaupt keine Rolle spielt, der Sinn für Humor nicht abhanden gekommen ist. Ich mag einer von eher wenigen Menschen sein, die je einen Lexus UX probehalber mit ordentlich Karacho und anschließendem Heben des Gasfußes in einen Kreisverkehr gezwungen haben, aber das Auto riss den Hintern rum und reagierte verblüffend amüsant und eher übersteuernd. Ja, ich weiß, das ist DER Kaufgrund Nummer Eins in dieser Klasse, aber jetzt wissen sie das auch. Und damit weiter im Text.

Zum Beispiel mit dem Antrieb. 

Jawohl ja. Zugegeben, ich bin kein all zu großer Fan von Vollhybrid-Antrieben. Ich weiß natürlich, dass sie sehr anständige Leistungsdaten mit sehr sehr anständigen Verbrauchswerten verbinden können, wenn alles richtig läuft. Aber sobald das penetrant hochtourige Geheule eines armen Saugbenziners losgeht, der völlig unverschuldet an ein CVT-Getriebe gekettet wurde, fängt mein linkes Auge unweigerlich an zu zucken.

Beim UX 250h, das sei ihm durchaus gegönnt, zuckte es deutlich weniger. Das Zusammenspiel von Verbrenner und E-Motor läuft 1a. Aber gut, Lexus macht das ja auch schon eine Weile. Im E-Modus ist ein bisschen elektrisch fahren bei langsamen Geschwindigkeiten schon drin, aber der Benziner schaltet sich doch recht schnell dazu. 

Lexus UX 250h (2023) im Test
Lexus UX 250h (2023) im Test

Der Antritt des Autos ist absolut zufriedenstellend. Das fühlt sich auf jeden Fall flott an, gefühlt sogar ein bisschen energischer, als es die 8,5 Sekunden von 0-100 km/h suggerieren. Auch auf der Bahn jenseits der 140 hat das alles noch Hand und Fuß. Also zumindest, bis Tempo 177, denn dann ist Schluss mit Vortrieb. 

Jetzt könnte das Ganze noch wesentlich schöner wuppen, wenn das altbekannte Problem mit dem Getriebe nicht wäre. Ich kann es nicht leugnen, es nervt einfach. Bei jedem längeren Beschleunigungsvorgang kommt er wieder raus, der Schwarm Bienen, der sich beim Karaoke für Glam Rock entschieden hat. Und durch das gequälte Geräuschniveau wirkt das Auto immer bemühter, als es die eigentlich recht schnell wachsenden Zahlen auf dem Tacho zeigen. 

Zur Wahrheit gehört immerhin auch, dass der UX 250h hier wesentlich besser abschneidet, als die meisten anderen Hybride, die ich zuletzt fahren konnte. Offensichtlich hat man sich die Kritik am Geräusch-Niveau des Benziners zu Herzen genommen und ein wenig Geld/Hirnschmalz investiert, denn angesprochener Bienenschwarm ist zwar nach wie vor vernehmbar, aber es ist deutlich angenehmer als bei diversen anderen Vertretern dieser Kategorie. 

Bliebe noch der Verbrauch als, nun ja, nicht ganz unwichtiger Faktor für den Kauf eines solchen Fahrzeugkonzepts. Ich fuhr den UX hauptsächlich innerorts und auf einem etwa 450 Kilometer langen Autobahn-Stint, bei dem ich im Schnitt 120, aber auch mal für ein paar Kilometer 150 bis 160 fuhr. Der Testwert lag letztlich bei 7,0 Liter (Werksangabe: 5,4 Liter). Der Hybrid spart dann doch eher in der Stadt. 

Wie ist er innen?

Ziemlich rot. Wenn Sie davon stark abgeschreckt werden - Sie können die Farbkombi auch umdrehen. Dann kriegen Sie schwarzes Kunstleder mit rotem Velour. Das sind die Alternativen im F Sport. Je nach Ausstattung gibt es sonst Velour oder echtes Leder in Schwarz, Alpakabraun, Grau oder Weiß.

Was Sie bereits von mir gehört haben: Die Sitzposition ist schön un-SUV-ig. Die Sitze selbst halten im Schulterbereich gut fest, haben aber einen etwas rutschigen Bezug. Selbiges gilt übrigens für das - trotz Perforation - recht glatte Lenkrad.

In Reihe Eins ist die UX-Welt größtenteils sehr in Ordnung. Man sitzt entspannt, die Materialien sind nicht wirklich luxuriös, aber qualitativ absolut auf der Höhe und mit der Bedienung gibt es auch keinen Stress. 

Lexus UX 250h (2023) im Test
Lexus UX 250h (2023) im Test
Lexus UX 250h (2023) im Test

Das Infotainment fällt nicht sonderlich auf, das darf als gutes Zeichen gewertet werden. Zudem gibt es unten drunter vernünftige Taster für die Klimabedienung. Ein Plus. Ein wenig traurig für ein Fahrzeug dieser Preisklasse (und des Jahrgangs 2023) ist das Instrumentendisplay, das erschreckend stark nach Toyota aussieht. Und wer aktuelle Toyota-Digitalinstrumente kennt, weiß, dass das kein sonderlich gutes Zeichen ist. Da könnte in puncto Auflösung, Darstellung und Anzeige-Optionen deutlich mehr gehen. 

Deutlich mehr wäre auch im Fond des Lexus UX wünschenswert. Der Beinraum ist für ein 4,50-Meter-Auto eigentlich indiskutabel. Immerhin stoßen sich auch Menschen über 1,80 Meter den Scheitel nicht am Dachhimmel. Geizig war man dann wieder beim Kofferraum. 320 - 1.231 Liter sind kein Ruhmesblatt. Sollten Sie sich für den Allradler entscheiden, schrumpft der Stauraum auf 284 Liter.  

Fazit: 6,5/10

Was machen wir jetzt mit dem Lexus UX 250h? Durchgestylt, anders und individuell ist er in jedem Fall. Er fährt sehr handlich und bequem. Und unter den Vierzylinder-Hybridantrieben ist dieser hier sicher der geschliffenste. Dennoch gilt auch in diesem Fall: Getriebe und Geräuschpegel beim Beschleunigen muss man schon mögen. Außerdem war unser Testverbrauch (mit hohem Autobahnanteil) eher Durchschnitt. 

Bis auf das Instrumentendisplay ist der UX innen schick und gibt keine Rätsel auf. Das Platzangebot hinten ist jedoch ein Stimmungskiller. Sie sehen schon: Dieser Lexus macht das meiste absolut ordentlich, aber er ragt - außer bei Design und einem gewissen Prestige - nirgends wirklich heraus.

Bildergalerie: Lexus UX 250h (2023) im Test

Bild von: Fabian Grass

Technische Daten und Preise Lexus UX 250h F Sport

Motor Vierzylinder-Benziner (1.987 ccm) plus Elektromotor
Getriebeart stufenlose Automatik
Antrieb Vorderradantrieb
Leistung 135 kW (184 PS) bei 6.000 U/min
Max. Drehmoment nicht bekannt
Beschleunigung 0-100 km/h 8,5 Sekunden
Höchstgeschwindigkeit 177 km/h
Leergewicht 1.540 kg
Zuladung 570 kg
Länge 4.495 mm
Breite 1.840 mm
Höhe 1.540 mm
Kofferraumvolumen 320-1.231 Liter
Verbrauch WLTP-Verbrauch: 5,4 Liter; Testverbrauch: 7,0
Emission 120 g/km CO2
Basispreis 53.950 Euro
Preis des Testwagens 53.950 Euro